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Artikel „Juncker, Christian“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 690–692, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Juncker,_Christian&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 16:15 Uhr UTC)
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Juncker: Christian J., Schulmann und Historiker, geb. zu Dresden den 16. October 1668, † zu Altenburg den 19. Juni 1714. Nach dem Besuche der Kreuzschule seiner Vaterstadt muß er auch dem Gymnasium in Zwickau angehört haben, da er sich gelegentlich (in seinem Discours von der öffentlichen Bibliotheque in Eisenach, S. 21) als Schüler des berühmten Rectors Daum bezeichnet; aber die Vaterstadt hielt er fort und fort so in Ehren, daß er auf den Titeln seiner zahlreichen Schriften ihren Namen stets dem seinigen hinzugefügt hat. Seine akademischen Studien machte er in Leipzig, wo auch J. A. Fabricius zu seinen Freunden gehörte. Dort erschien auch 1692 seine erste uns bekannte Schrift, worin er eine außerordentliche Vertrautheit mit der periodischen Litteratur seiner Zeit an den Tag legte, unter dem Titel „De Ephemeridibus s. diariis eruditorum in nobilioribus Europae partibus hactenus publicatis“; dort schloß er am Reformationsfeste 1695 in der Universitätskirche seine akademische Studienzeit mit einer ihm übertragenen Rede, welche Luther’s Leben aus Medaillen darstellte, und ihn bereits als fleißigen Numismatiker und Historiker [691] legitimirte. Er erhielt dann 1696 das Conrectorat in Schleusingen, wo er so sehr als tüchtiger Schulmann sich erwies, daß er 1708 als Rector und Bibliothekar nach Eisenach berufen wurde, nachdem er bereits 1705 die Stellung eines Historiographen der sächsischen Ernestiner bekommen hatte. In dem neuen Berufe entfaltete er eine so rege wissenschaftliche Thätigkeit, daß er 1711 von der königl. preußischen Societät der Wissenschaften als Mitglied aufgenommen wurde und zwei Jahre später Director des Gymnasiums in Altenburg wurde. Aber dieses Amt hat er nur einige Monate verwaltet, da der Schmerz über den Tod seiner Gattin wenige Tage später ihm selbst den Tod brachte. – Als Lehrer hat er eine ganze Reihe von Schulausgaben ad modum Minellii erscheinen lassen, des Phaedrus, der ausgewählten Reden Cicero’s, des Terenz, Virgil und Horaz, des Florus und Sallust, sowie einzelner griechischer Schriften; den historischen Unterricht hat er durch eine mehr methodische Behandlung aus öder Vernachlässigung zu erheben gesucht, ohne freilich eine durchgreifendere Reform bewirken zu können, wie auch seine Empfehlung veranschaulichender Sammlungen dem Unterrichte nicht sonderlich half. Was er in seinen Programmen und Dissertationen niederlegte, sollte meist den nächsten Aufgaben dienen. In den neben den öffentlichen Lectionen einhergehenden Privatstunden hat er wol besonderes der Realien sich angenommen; als Vertreter einer milderen Disciplin aber erweist er sich in der Vorrede zu seiner „Vita Ludolfi. Als Historiograph der sächsischen Lande wollte er eine Geschichte des Hennebergischen Hauses, eine „Bibliotheca historiae Saxonicae“ u. a. bearbeiten, wie er auch über die sächsischen Wappen zu schreiben gedachte (eine Probe giebt sein Programm über die sogenannte Hussitenfahne in Altenburg, 1714). In diesen Kreis von Arbeiten gehören auch seine „Historische Nachricht von der öffentlichen Bibliotheque des Gymnasiums zu Eisenach“ (1709), die „Historie von der Stadt Eisenach“ (1711) und manche kleine Gelegenheitsschriften. Von allgemeinerer Bedeutung waren: „Vita Lutheri nummis atque iconibus illustrata“ (1699, deutsche Bearbeitung mit Zusätzen unter dem Titel „Goldenes und silbernes Ehrengedächtniß des Dr. L.“, ein sehr reichhaltiges und schön ausgestattetes Buch, 1706 erschienen); „Commentarius de vita scriptisque ac meritis Jobi Ludolfi“ (1710); „Grundlegung zur Kirchenhistorie“ (1710); „Anleitung zur Geographie der mittleren Zeiten“ (1712, wodurch er zu sehr fruchtbaren Betrachtungen hätte anregen können); „Lineae primae eruditionis universae hist. phil.“ (1714). Für populäre Behandlung der Zeitgeschichte war er thätig durch Herausgabe curieuser Geschichtskalender (Ludwigs XIV., Leopolds I. u. a.), zum Theil nach französischen Vorbildern. Auch hat er, gleichen Zwecken dienend, Christian Weise’s Schediasma curiosum de Novellarum lectione, das zuerst 1676 erschienen war, mit zahlreichen Erweiterungen unter dem Titel: „Curieuse Gedanken von den Nouvellen oder Zeitungen“, 1706 wieder herausgegeben. Sein „Wohlunterwiesener Briefsteller“, der wiederholt erschienen ist, hat uns nicht vorgelegen. – J. galt unter seinen Zeitgenossen als ein sehr strebsamer Gelehrter und scheint auch eine ausgedehntere Correspondenz unterhalten zu haben.

S. über ihn J. Gideon Gellius in einer lateinischen Zuschrift an J. A. Fabricius (Dresden 1714, 4.). Chr. Juncker’s Ehrengedächtniß (Schleusingen 1715, 4.), Hagen’s Geographischer Büchersaal, I. 57 ff.; seines Verkehres mit dem großen Hamburger Polyhistor gedenkt Reimarus, De vita et scriptis J. A. Fabricii (1737), 23, 112, 298.

Sein Sohn Gottlob Friedrich Wilhelm J., 1702 in Schleusingen geboren, trat nach Beendigung seiner Studien in russische Dienste unter der Regierung der deutschfreundlichen Kaiserin Anna Iwanowna, und brachte es zu [692] ehrenvoller Stellung; auch nahm er an der Seite des Feldmarschalls Münnich in den Jahren 1736 und 1737 am Türkenkriege Theil und erhielt dabei Gelegenheit zu einer genauen Beschreibung der Ukraine, die zum Theil in Müller’s Sammlung russischer Geschichte abgedruckt worden ist. Er starb bereits 1746 in Petersburg.