ADB:Johann von Palz (2. Artikel)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Paltz, Johann von“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 112–113, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_von_Palz_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 15:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Paludanus, Johann
Band 25 (1887), S. 112–113 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johannes von Paltz in der Wikipedia
Johannes von Paltz in Wikidata
GND-Nummer 118739085
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|112|113|Paltz, Johann von|Franz Heinrich Reusch|ADB:Johann von Palz (2. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118739085}}    

Paltz: Johann v. P.[WS 1], Augustiner, † am 13. März 1511 zu Mühlheim. Sein Familienname war Zenser; v. Paltz nannte er sich nach seinem Geburtsorte Paltz oder Palenz im Trierischen (nach anderen war er ein Schwabe). Er trat zu Erfurt in den Orden der Augustiner-Eremiten, wurde dort 1483 Doctor der Theologie und lehrte dort auch mit Unterbrechungen im Kloster, vielleicht auch an der Universität. Er war ein Gehülfe des Generalvicars der (reformirten) sächsischen Congregation seines Ordens, Andreas Proles, bei der Durchführung und Ausbreitung der strengeren Observanz und wirkte in diesem Sinne 1475 (als Prior) in Neustadt, 1491 in Herzberg, 1499 in Mühlheim (Thal-Ehrenbreitstein), 1505 in Sternberg in Mecklenburg. 1490 wurde er von dem päpstlichen Legaten, Raymund Payraudus, Bischof von Gurk (später Cardinal) beauftragt, das von Alexander VI. ausgeschriebene Jubiläum (zur Bestreitung der Kosten des Türkenkrieges) zu verkündigen, und wirkte nun als Ablaßprediger in Sachsen und dem nördlichen Böhmen. 1502 predigte er ein zweites Jubiläum. Von 1507 an lebte er in dem Kloster zu Mühlheim. Unter Zugrundelegung seiner Jubiläumspredigten schrieb er „Die himmlische Fundgrube“, mit einer Widmung an den Kurfürsten Friedrich und den Herzog Johann von Sachsen, zuerst 1490 zu Erfurt gedruckt. Eine bedeutend erweiterte lateinische Ausgabe des Werkes veröffentlichte er mit einer Widmung an den Erzbischof von Köln, Hermann Landgrafen von Hessen, zu Erfurt 1502 unter dem Titel: „Coelifodina absconditos scripturae thesauros pandens“, dazu ein „Supplementum Coelifodinae“, Erfurt 1504 (in diesem theilt er auch zwei Predigten von Andreas Proles und kleine Abhandlungen des Augustiners Johann von Dorsten über die Reliquie vom Blute Christi zu Gotha und über den Ablaß mit; der vollständige Titel heißt: „Supplementum de exercitibus infernalibus ipsas sacratissimas indulgentias impugnantibus et de modo expugnandi eos per bumbardas de turri Davidica emittendas“. Alle drei Werke sind bis zum Jahre 1517 wiederholt (zu Erfurt, Leipzig, Augsburg und Straßburg.) gedruckt [113] worden. Die beiden lateinischen sind interessant, weil sie eine ausführliche Darstellung der ganzen Lehre vom Ablaß enthalten, wie sie in den letzten Jahrzehnten vor Luthers Auftreten von streng kirchlichen Theologen vorgetragen wurde (s. Auszüge bei Kapp, eine zusammenhängende Analyse bei Kolde und Bratke, s. u.). Gedruckt ist von P. außerdem „De septem foribus seu festis gloriosae Virginis“ 1491, vielleicht auch „Hortulus aromaticus gloriosae Virginis“, nicht gedruckt eine kleine Abhandlung „De conceptione sive praeservatione a peccato originali S. Dei genetricis Virginis Mariae“. – P. ist oft verwechselt worden mit einem gleichzeitigen Johann (Gethink von) Paltz (Pals, Balcz), der dem Orden der Augustiner-Chorherren (Canonici regulares S. Augustini) angehörte, Doctor decretorum, seit 1504 Propst des Klosters zum neuen Werke (in opere novo) bei Halle, auch Archidiakonus des Bezirks Halle und bei den Erzbischöfen von Magdeburg, Ernst von Sachsen († 1513)[WS 2] und Albert von Brandenburg sehr angesehen war; er schloß sich 1524 Luther an (Mencken, Scriptores II, 1519).

J. Chr. Dreyhaupt, Pagus Neletici … Beschreibung des Saalkreises, 1749, I, 704. – J. E. Kapp, Nachlese zur Ref.-Gesch. IV, 424. – (Weller) Altes aus allen Theilen der Geschichte, 1762, I, 290. – Ossinger, Bibliotheca Augustiniana, 1768, S. 652. – Th. Kolde, Die deutsche Augustiner-Congregation, 1879, S. 174 u. f. – E. Bratke, Luthers 95 Thesen und ihre dogmenhistor. Voraussetzungen, 1884, S. 53 ff., 111 ff. Die Ausgaben der Fundgrube und der Coelifodina bei Panzer, Weller u. Kolde, S. 181.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 14 ein weiterer Artikel.
  2. Vorlage: 1613