ADB:Johann Adolf (Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf)

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Artikel „Johann Adolf, Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorp“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 412–413, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_Adolf_(Herzog_von_Schleswig-Holstein-Gottorf)&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 02:23 Uhr UTC)
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Johann Adolf, Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorp, Erzbischof von Bremen und Bischof von Lübeck, war am 27. Februar 1575 als dritter Sohn und fünftes Kind des Herzogs Adolf geboren, der als dritter Sohn Friedrichs I. von Dänemark und Schleswig-Holstein in der Erbtheilung des letzteren Landes vom 9. August 1544 Gottorp und dazu später zwei Drittel von Dithmarschen erhalten hatte. Herzog Adolf hatte in dem politisch gewandten Marcus Schrader einen sehr rührigen Agenten, der namentlich auf Erwerb von Bisthümern für seine Söhne reisen mußte. Dieser kaufte nach dem plötzlichen Tode des Erzbischofs Heinrich III. von Bremen für 20,000 Reichsthaler das gesammte Domkapitel zur Wahl des zenhjährigen J. A., der zunächst noch außerhalb bleiben und jährlich 1000 Reichsthaler für seine Studien haben sollte. Dem Domkapitel war er als 13jährig angegeben und 1589 hielt er seinen Einzug in Bremen und übernahm formell, 14jährig, die Regierung. Kalten Herzens hatte der Vater das Wirken für die Rückgabe Dithmarschen’s an das Erzstift versprechen lassen, beide Theile waren sicher, daß sie nie geschah. Weder Verleihung der Regalien noch die päpstliche Bestätigung wurde eingeholt, letztere nicht, weil eine Vorauszahlung von 34,000 Goldkronen gefordert war. J. A. (Hans) trat einfach die Regierung an. Zum Bischof von Lübeck wurde er am 16. September 1586 gewählt und seit dieser Zeit blieb Eutin beim Gottorpischen Hause als erblich. Da seine beiden wenig älteren Brüder Friedrich († am 15. Juni 1587) und Philipp († am 18. October 1590) unvermählt starben, so erbte er auch 1590 die Regierung des Gottorpischen Theils von Schleswig-Holstein. Als er sich darauf am 30. August 1596 mit Auguste, der Tochter Friedrich II. von Dänemark, vermählte, erhob das Bremer Domkapitel Einsprache, weil es eine Erblichmachung des Stifts fürchtete, die dahin ausgeglichen wurde, [413] daß J. A. noch 1596 auf Bremen verzichtete, das Domkapitel aber seinen Bruder Johann Friedrich als Erzbischof anerkannte. Das geschah am 22. October 1596, brachte aber das Kapitel in Hader mit den Ständen, welche Zuziehung zu vorhergehender Besprechung bei solchem Wechsel forderten. Am 30. October 1607 verzichtete er auch auf Eutin zu Gunsten desselben Bruders. Seine Sedenz in Bremen, nicht seine eigene Thätigkeit, ist sehr bemerkenswerth wegen der Zulassung der englischen Merchant adventurers 1587 in Stade, welche zu langdauernden Zwistigkeiten und Verhandlungen zwischen Stade, den Hansestädten, dem Domkapitel und Erzbischofe, den Landständen, England, dem Herzog von Parma als Statthalter der spanischen Niederlande und dem Kaiser führte. 1595 wurden die Engländer in Folge der Eingriffe der Königin Elisbeth in den hansischen Handel vom Kaiser ausgewiesen. Ebenso bildete sich unter seiner Regierung zuerst eine (wallonische), dann noch eine zweite (flamändisch-niederländische) reformirte Gemeinde in Stade durch Aufnahme der vor Herzog Alba Fliehenden. (Vgl. Allg. Deutsch. Biogr. III. 111 unter Bollius.) Die spanische Einmischung, die den Erzbischof 1598 sehr besorgt machte, entsprang aus der Hinderung der Werbung für den spanischen Dienst, welche Franz II. von Lauenburg in seinem Lande Hadeln übernommen hatte, während die bremischen Stände der Werbung des Grafen Friedrich von Solms für die Generalstaaten durch die Finger sahen. Der Versuch zu einem leidlich geregelten Steuersystem im Bremischen zu kommen, gelang erst einigermaßen unter seinem Nachfolger. 1606 war J. A. nicht unbetheiligt bei seines Schwagers Christian IV. von Dänemark Einmischung in die Belagerung von Braunschweig, und 1610 verließ sich derselbe König mit auf ihn, als er den Krieg gegen Karl IX. von Schweden begann, wenigstens war das die Ansicht des Lübecker Bürgermeisters Heinrich Brockes. J. A. gehörte zu den Fürsten der Union, er starb schon am 31. März 1616. Von seinen vier Söhnen starb der jüngste vor dem Vater; der älteste, Friedrich, wurde durch seinen Sohn Christian Albrecht Stammvater des jetzigen russischen Kaiserhauses und der zwei Aeste der bischöflichen Oldenburger Linie, deren älterer, mit Adolf Friedrich 1773 auf den schwedischen Thron gekommen, den Namen Wasa annahm und nur noch in der Königin Carola von Sachsen lebt, deren jüngerer aber das jetzige großherzoglich oldenburgische Haus ist. Der zweite Sohn, Coadjutor von Lübeck, Adolf, fiel als kaiserlicher Offizier schwer verwundet bei Breitenfeld den Schweden in die Hände und starb alsbald am 9. September 1631, der dritte, Johann, wurde Coadjutor von Lübeck nach seinem Bruder 1631, am 10. November 1634 Bischof und starb am 18. Februar 1655 zu Eutin, das er seit 1640 als erbliches Fürstenthum besaß.

Vgl. für die bremischen Angelegenheiten: Wiedemann, Gesch. des Herzogth. Bremen, Thl. 2. Die Briefschaften des Marcus Schrader und viele andere sind erhalten im alten erzbisch. Archiv, früher zu Stade, jetzt wol in Hannover. Der Todestag des Bischofs Johann ist nach Cogelius gegeben, andere setzen den 21. Februar.