ADB:Isenflamm, Jacob Friedrich

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Isenflamm, Jacob Friedrich“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 630–632, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Isenflamm,_Jacob_Friedrich&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 10:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 14 (1881), S. 630–632 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jacob Friedrich Isenflamm in der Wikipedia
Jacob Friedrich Isenflamm in Wikidata
GND-Nummer 117209848
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|14|630|632|Isenflamm, Jacob Friedrich|Ernst Gurlt|ADB:Isenflamm, Jacob Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117209848}}    

Isenflamm: Jacob Friedrich I., Professor der Anatomie und Botanik und markgräflich brandenburgisch-culmbach’scher Hofrath zu Erlangen, wurde am 21. Septbr. 1726 zu Wien geboren, als Sohn des kaiserlichen Kriegsrathes und Hofrathes verschiedener Reichsfürsten Johann Bernhard I.; seine Mutter Anna Maria von Römers verlor er bereits 1733 durch den Tod. Im folgenden Jahre wurde er nach Preßburg auf das Gymnasium geschickt, wo er sich besonders der Unterweisung von Mathias Bel, eines Freundes seines Vaters zu erfreuen hatte. Der Türkenkrieg und die Pest, welche Ungarn verwüsteten, nöthigten ihn nach Wien zurückzukehren, wo er zwei Jahre verblieb. Als nach dem Tode Karls VI. (1740), bei den öffentlichen Unruhen, welche Wien bedrohten, [631] die Einwohner flohen, flüchtete sich auch Isenflamm’s Vater nach Preßburg und starb daselbst am Schlagfluß, so daß des jungen I. Studien eine Unterbrechung erfuhren. Er verließ Oesterreich 1741 und begab sich nach Neustadt an der Aisch zu dem Ephorus Lerche, der, früher schwedischer Legationsprediger in Wien, ein Freund seines Vaters gewesen war. Auf dem dortigen Gymnasium beendigte I. seine Studien der Humaniora, und wurde, nachdem er im J. 1743 der Inauguration der Universität Erlangen beigewohnt hatte, 1744 unter die akademischen Bürger derselben aufgenommen, um sich dem Studium der Medicin zu widmen. Am 8. Mai 1749 erlangte er die Doctorwürde mit der Dissertation „De congestionum mechanismo“. Mit einem jungen kränklichen Edelmann, der ihn zum Begleiter gewählt hatte, ging I. dann auf Reisen, zunächst nach Schwaben, dann 1750 nach Wien, wo er, obgleich er als Protestant daselbst nicht practiciren durfte, doch in den Häusern mehrerer Gesandten ärztliche Dienste leistete, gleichzeitig aber die Gelegenheit benutzte, um die Vorlesungen van Swieten’s und de Haen’s, wie des Anatomen Gasser, des Botanikers Laugier und des Paters Joseph Franz in dem physisch-mathematischen Museum der Jesuiten, ebenso wie die Hospitäler, namentlich das akademische und das spanische zu besuchen. Von besonderem Vortheil war ihm die Bekanntschaft mit dem Reichshofrath Baron von Knorr, der eine ausgezeichnete Bibliothek besaß und dessen dem Soldatenstande sich widmenden beiden Söhne I. in der Mathematik und anderen Wissenschaften unterrichtete. Dieselben faßten solches Zutrauen zu I., daß sie später, als sie Offiziere der kaiserlichen Armee waren, ihn zu fünf verschiedenen Malen in Fällen von Erkrankung oder Verwundung, theils nach Prag, theils zur Armee kommen ließen. – Nach dem Tode des Barons von Knorr 1762 und nachdem I. in demselben Jahre zwei kleine Schriften („De spiritu in morbis tentamen“ und „Versuch von denen Ursachen der gegenwärtig allgemeinen Brustkrankheiten“) verfaßt hatte, beschloß I. fremde Länder zu sehen und ging im Anfang des Frühjahres zunächst nach Holland, besuchte Utrecht und Leyden und ging darauf über Loewen nach Paris, wo er einige Monate verweilte, die dortigen Hospitäler und Sammlungen besuchte, um dann über Straßburg, wo er ebenfalls einige Zeit zubrachte, die Donau abwärts nach Wien zurückzukehren. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ungarn ging er mit einem vornehmen Patienten nach Franken, später mit einem andern nach der Lausitz und nach Dresden. Kaum nach Wien zurückgekehrt, wurde er, auf Empfehlung des Grafen Ellrod in Baireuth, 1763 mit dem Charakter als Hofrath zum dritten ordentlichen Professor der Medicin und Anatomie an die Universität Erlangen berufen, wo er im März 1764 ankam und mit einer Rede („De mutuo scientiae medicae reliquarumque scientiarum vinculo“) antrat; noch in demselben Jahre rückte er zum zweiten Professor der Medicin auf. Die Aufnahme in die kaiserliche Akademie der Naturforscher 1770, die Ehrenmitgliedschaft des Erlanger Instituts der Moral und der schönen Wissenschaften 1777, die Verleihung der Doctorwürde Seitens der Erlanger philosophischen Facultät am 30. December 1778, seine Erwählung durch die Universität zum Scholarchen des Gymnasiums 1782 waren die Ehren, die ihm in der nächsten Zeit zufielen. Auch die an ihn 1784 und 1785 ergangenen Berufungen nach Göttingen und Pavia vermochten ihn nicht von Erlangen wegzuziehen, wo er 1791 zum ersten Professor der Medicin aufrückte und am 23. Febr. 1793 verstarb. – I. war ein Mann von wohlgebildetem Körper, in dem eine schöne Seele wohnte, die sich durch ein heiteres und freies Gesicht ankündigte. Seiner großen Religiosität entsprach seine Menschenfreundlichkeit, Mäßigkeit, Bescheidenheit, seine Sorge für die Armen und Kranken, die er speiste, seine Gewissenhaftigkeit im Amte, seine Leutseligkeit und Freundlichkeit [632] im Umgange. Dabei besaß er ein sehr treues Gedächtniß, Gegenwart des Geistes und umfangreiche Kenntnisse, so daß er seine Kinder großentheils selbst unterrichtete. Sein Hauptlehrfach war die Anatomie und Physiologie, die er, neben anderen Zweigen der Medicin mit großem Erfolge lehrte. Am Krankenbett, wo er viel Glück hatte, war er sehr vorsichtig und flößte den Patienten durch seine Leutseligkeit Vertrauen ein. – Nach dem Tode seines einzigen Bruders in Wien, seines Schwestersohnes und seiner Gattin (1786) war er für kein Vergnügen mehr empfänglich; seine größte Befriedigung fand er nur noch darin, nach Erledigung seiner Geschäfte, über Tod und Ewigkeit nachzudenken; ein sanfter Tod machte seinem gottergebenen Leben ein Ende. – Seine Schriften sind ziemlich zahlreich, darunter aber keine größeren Werke. Außer einer Anzahl von mehr als vier Dutzend kleiner Abhandlungen, Gelegenheitsschriften, Dissertationen, welche die allerverschiedensten Gegenstände behandeln, hat er vier Schriften herausgegeben, die alle die gleiche Anlage und Tendenz haben und auch analoge Titel führen, nämlich: „Versuch einiger praktischen Anmerkungen über die Nerven, zur Erläuterung verschiedener Krankheiten derselben, vornehmlich hyopchondrischer und hysterischer Zufälle“, 1774, sowie ähnliche Schriften über die Muskeln (1778), Knochen (1782), Eingeweide (1784). Seine große Gewandtheit in fremden Sprachen (Lateinisch, Französisch, Italienisch) benutzte I. theils für eine neue Ausgabe von Steph. Blancard’s Lexicon medicum (2 voll. 1776–78), welches eine Erklärung der medicinischen Termini technici giebt, theils für die Uebersetzung mehrerer botanischer und zoologischer Abhandlungen (des Freih. v. Gleichen-Rußworm, von J. F. Esper, Schreber) in’s Französische, auch zur Herausgabe eines ursprünglich für seine Kinder geschriebenen Büchleins „Farben-Donat, oder erleichterte Anfangsgründe der lateinischen Sprache, zum Gebrauch für Kinder vom fünften bis zum achten Jahre“ 1776.

Vgl. E. G. Baldinger, Biographie jetztlebender Aerzte und Naturforscher. Bd. I. St. 4. 1772. S. 191. – Memoriam J. F. Isenflamm viri dum viveret illustris atque experientissimi … prorector J. B. Geiger etc. cum procancellario et reliquo senatu civibus commendat. Erlangae 1793 (23 Mart.). – G. W. A. Fikenscher, Vollständige akademische Gelehrten-Geschichte der kgl. preuß. Friedrich-Alexanders Universität zu Erlangen u. s. w. Zweite Abtheilung, 1806. S. 72. Daselbst auch ein vollständiges Verzeichniß von Isenflamm’s Schriften.