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Artikel „Imhof, Jacob Wilhelm v.“ von Johann August Ritter von Eisenhart in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 52–54, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Imhoff,_Jakob_Wilhelm&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 16:30 Uhr UTC)
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Imhof: Jacob Wilhelm v. I., Genealoge, geb. am 8. März 1651 zu Nürnberg, † am 20. Debr. 1728 daselbst. Sein Vater Wilhelm III. I. (1622–90), welcher als Mitglied des älteren geheimen Rathes, Septemvir und vorderster Curator von Altdorf im städtischen Regimente einen hervorragenden Platz behauptete, weckte im Sohne frühzeitig die Neigung zur Geschichte und deren Hilfswissenschaften, worin er durch eigene gelehrte Bildung, eine reichhaltige Bibliothek und anderweitige Sammlungen vortheilhaft unterstützt wurde. I. bezog im Herbst 1667 die heimathliche Hochschule Altdorf, studirte auf derselben 3 Jahre und trat am 15. Mai 1670 mit zwei Gefährten die „grande tour“ an. So pflegte man die Reise zu nennen, welche adelige und andere wohlhabende Studirende nach zurückgelegten Universitätsjahren meist in Begleitung eines Magisters durch Deutschland nach Frankreich und Italien, auch nach Holland und England zur weiteren Ausbildung und Anknüpfung von Bekanntschaften an Fürstenhöfen oder hohen Schulen unternahmen, welche Reisen in der Regel ein Jahr und darüber dauerten. Das nächste Reiseziel Imhof’s war Straßburg, dann Frankfurt, wo er den lutherischen Reformator Dr. Phil. Jacob Spener, einen der bedeutendsten Genealogen seiner Zeit kennen lernte; auch in Holland fand er Gelegenheit, mit dortigen Professoren in persönlichen Verkehr zu treten. Anfangs September traf er in Paris ein; verweilte dort bis zum Juni 1671 und befand sich im glänzenden Gefolge des kaiserlichen Gesandten Grafen Windischgrätz, als dieser von Ludwig XIV. in Versailles in feierlicher Audienz empfangen wurde. Den Winter 1671 auf 72 brachte er gleich dem nächsten in regem Verkehre mit Gelehrten in Oberitalien, den Carneval in Venedig zu; in der Zwischenzeit durchstreifte er Mittel- und Süd-Italien, eifrig mit Erlernung des [53] Italienischen, Spanischen und Englischen beschäftigt. Endlich kehrte er am 4. Juni 1673 in Begleitung zweier Grafen Leiningen-Westerburg nach Nürnberg zurück und begann alsbald seine geschichtlichen und genealogischen Arbeiten aufzunehmen. Zu diesm Zwecke legte er eine großartige Bibliothek von genealogischen und geschichtlichen Werken in fremden Sprachen an, und trat mit fürstlichen Personen (unter diesen namentlich mit Moritz Wilh. von Sachsen) mit Staatsmännern, Archivaren und Gelehrten in einen sehr ausgedehnten Briefwechsel. Sein Hauptwerk erschien 1684 anonym zu Tübingen in Folio unter dem Titel: „Notitia S. R. G. Imperii Procerum, tam Ecclesiasticorum quam secularium, historico-heraldico-genealogica“ in 2 Bänden. Das Werk ist in 9 Bücher getheilt, von denen jedes mehrere Capitel umfaßt. Das 1. Buch handelt vom Kaiser und dessen Familie, das 2. von den Kurfürsten, das 3. von den geistlichen, das 4. und 5. von den übrigen Fürsten. Die folgenden vier Bücher enthalten die Abstammung der reichsfreien Grafengeschlechter nach der Reihenfolge ihres Sitzes und ihrer Stimme am Reichstage. Das Buch ist mit großem Fleiße und wissenschaftlichem Sinne gearbeitet, den damals beliebten Familiensagen, jenen fabelhaften Abstammungen aus der Römerzeit u. dgl. hat der Verfasser keine Beachtung geschenkt, vielmehr die Geschlechtsregister so weit thunlich auf feste Grundlagen gestellt; hierdurch aber auch der Arbeit einen bleibenden Werth, und sich einen bleibenden Namen unter den Genealogen gesichert. Bei der weiten Verbreitung des Buches hat es mehrere Auflagen erfahren; die 2. erschien 1687 in Quart; die 3. 1693 in Folio, die 4. 1699 gleichfalls in Folio. Nach dem Ableben Imhof’s hat J. D. Köhler 1732–34 eine Fünfte vermehrte Auflage in Folio veranstaltet, welcher eine Lebensbeschreibung Imhof’s beigegeben ist. Letzterer hat seine Studien auch auf die Abstammung und Verzweigung englischer, französischer, spanischer, portugiesischer und italienischer Adelsgeschlechter ausgedehnt und hierüber eine Reihe von Schriften veröffentlicht; so erschien 1687 „Excellentium in Gallia familiarum genealogicae etc.“, Norib. fol. – Dann 1690 „Regum pariumque Magnae Britanniae historia genealog.“, Norib. (cum appendice Nor. 1691 fol.). – 1701 „Historia Italiae et Hispaniae etc.“, Norib. fol. – Ferner 1708 „Stemma regium Lusitanicum“, Amst. fol. u. s. f. Sein letztes 1722 zu Nürnberg ausgegebenes Werk beschäftigt sich mit der Genealogie der Albani’s (Albanensis familiae arbor genealogica illustrata historia relatione). Da zu Imhof’s Zeit die Quellenarbeiten noch im Argen lagen und die Archive in der Regel Dritten verschlossen blieben, ist es I. trotz aller Anfragen und Nachforschungen nicht gelungen, über jenen fremdländischen Adel verlässiges und vollkommen erschöpfendes Material zu sammeln; es stehen daher die erwähnten Werke der notitia hist. her.-genealogica an Werth nach und sind durch spätere Arbeiten Anderer überholt. I. war ein fein und vielseitig gebildeter Mann, der acht Sprachen beherrschte und der trotz des Ansehens, das er genoß, im gesellschaftlichen Verkehre eine seltene Anspruchslosigkeit bewies. Dienstliche Anerbietungen, welche ihm von verschiedenen Seiten gemacht wurden, lehnte er wegen seiner schriftstellerischen Arbeiten ab. 1688 wurde er städtischer Losungsrath, später Senior der Familie; am 26. Februar 1683 hatte er sich mit Amalie Kath. Holzschuher von der Neuenburg vermählt, aus welcher Ehe acht Kinder hervorgingen. – Cardinal Quirini, der I. in Nürnberg besuchte, erzählt, daß dessen Werke in Italien fleißig gelesen werden und daß auch er sie mit Interesse durchforscht habe. Vestner hat 1728 eine hübsche Medaille geprägt, auf deren Vorderseite ist des gefeierten Genealogen Brustbild mit wallender Allongeperücke angebracht, auf der Kehrseite allegorische Figuren mit Randvers. – Ferner besitzen wir ein Oelporträt von P. Strubel und 5 Stiche verschiedener Meister. Unter den von Bernigeroth (1702 Lpzg.) hat I. selbst mit gläubigem Sinne [54] das Distichon gesetzt: „Vivitur inconcussa in Christum speque fideque Ingenium, tituli, stemmata mortis erunt.“ In der Köhler’schen Notitia ist als Titelkupfer ein kräftiger Stich von Joh. Amman. – Verzeichniß der zahlreichen Werke Imhof’s zu finden bei Ersch und Gruber Sect. II. Thl. 16, bei Hirsching Bd. 3. S. 57, bei Will, Thl. 2. S. 24 u. Thl. 7 S. 178.

(Ueber den Vater Wilhelm v. I.) Will, Nürnb. Gel. Lex. Thl. II. S. 235 und v. Imhof, Hist. gen. regum magnae Brit. cap. ult. (Ueber Jacob Wilhelm) Fabricii hist. bibl. suae P. II. p. 502 ff. – Köhler in der von ihm 1732–34 veranstalteten Ausgabe der notitia hist. her.-geneal. – Köhler, Nürnb. Münzbelustigungen, Jahrg. 1733. St. 51. S. 401–408. – Will’s Nürnb. Gel. Lex. Thl. 2. S. 241–245. Thl. 7. S. 173. – Hirsching, Handb. Bd. 3. S. 56–58. – Höfer, Nouv. biogr. générale Bd. 25. S. 827–28. – Michaud, Biogr. univ. anc. et moderne etc. T.20. p. 316. – Panzer, Port.-Verz. 119.