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Artikel „Hurdálek, Joseph Franz“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 428–429, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hurd%C3%A1lek,_Joseph_Franz&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 22:19 Uhr UTC)
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Hurdálek: Joseph Franz H., Bischof von Leitmeritz, geb. am 6. Nov. 1747 zu Nachod, † am 27. December 1833 zu Prag. Er war der Sohn eines armen Leinwebers; ein Geistlicher, der sein Talent erkannte, ertheilte ihm den ersten wissenschaftlichen Unterricht; er vollendete seine Studien unter großen Schwierigkeiten und Entbehrungen. Nachdem er in Glatz einen dreijährigen Grammatikal-Cursus durchgemacht, studirte er 1764–67 bei den Jesuiten in Prag Humaniora und Philosophie, 1767–71 Theologie, wurde auch Doctor der Philosophie und der Theologie. Am 21. September 1771 zum Priester geweiht, wurde er zunächst Schloßkaplan in seiner Vaterstadt, 1775 Präfect (Repetent speciell für Mathematik und Philosophie) im Theresianum zu Wien, 1777 Secretär bei dem bischöflichen Consistorium in Königgrätz, 1780 Dechant in Neustadt an der Mettau, 1785 Rector des Generalseminars zu Prag. Nach der Aufhebung desselben im J. 1790 privatisirte er in Prag, bis er Ende 1794 zum Domdechanten in Leitmeritz ernannt wurde. Nach dem Tode des dortigen Bischofs Kindermann, 25. Mai 1801, war er Bisthumsverweser bis zur Ernennung des neuen Bischofs Chlumčansky, 30. Juni 1802. Unter diesem war er ohne Einfluß auf die Verwaltung der Diöcese und beschäftigte sich mit Studien. Nachdem Chlumčansky zum Erzbischof von Prag befördert worden, wurde H. am 17. Juli [429] 1815 von dem Kaiser Franz zum Bischof von Leitmeritz ernannt; er wurde am 18. December 1815 präconisirt, am 18. Februar 1816 consecrirt. (Sein erstes Pastoralschreiben ist in der unten anzuführenden Schrift von Ginzel S. 45–103 abgedruckt, ein Schreiben des Dresdener Oberhofpredigers Ammon, worin er H. für den Hirtenbrief seine Verehrung ausspricht, und Hurdálek’s Antwort in der Oesterr. Vierteljahrsschr. f. Theol., 1870, 605). Er reorganisirte das bischöfliche Seminar (die Statuten bei Ginzel S. 107), erließ mehrere Hirtenschreiben an seine Geistlichkeit, hielt fleißig Visitationen etc. – Der Domherr Hirnle, der unter Chlumčansky allmächtig gewesen, intriguirte gegen H. und gegen den Präses seines Seminars, Michael Fesl, einen Schüler Bolzano’s, der sich allerdings arge Unbesonnenheiten zu Schulden kommen ließ. Da die römische Curie 1819 (Bolzano’s und) Fesl’s Absetzung verlangte, enthob ihn H. seiner Aemter. 1820 wurde von der Regierung gegen die Professoren des Seminars wegen Häresie, gegen Fesl auch wegen Hochverraths eine Untersuchung eingeleitet, welche der Hof- und Burgpfarrer Jakob Frint (s. Bd. VIII S. 91) führte, und 1821 wurden Fesl, Krombholz und Werner ihrer Lehrämter enthoben. Auf Betreiben Frint’s wurde der Kaiser vom Papste gebeten, H. zur Resignation auf sein Bisthum zu veranlassen. Er resignirte wirklich am 24. October 1822, am 18. December wurde die Resignation von Pius VII. angenommen und am 8. Februar 1823 verabschiedete sich H. in einem kurzen Hirtenschreiben (bei Ginzel S. 127) von seiner Geistlichkeit. Vincenz Eduard Milde (später Fürsterzbischof von Wien) wurde sein Nachfolger. H. zog sich nach Prag zurück, wo er nach zehn Jahren, 87 Jahre alt, starb. Wichtige auf seine Resignation bezügliche Actenstücke sind spurlos verschwunden.

J. A. Ginzel, Bischof Hurdálek. Ein Charakterbild aus der Gesch. der böhm. Kirche, Prag 1873. Th. Wiedemann, A. Krombholz. eine biograph. Skizze, in der Oesterr. Vierteljahrsschr. für Theol. 1870/1871 (handelt ausführlicher als Ginzel über das Verfahren gegen Bolzano und seine Schüler); über Fesl vgl. auch J. Scheiner’s Predigten, herausgeg. v. Th. Wiedemann, Wien 1869, S. 7 f.