Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hortensius, Lambertus“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 164–165, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hortensius,_Lambertus&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 12:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 13 (1881), S. 164–165 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Lambertus Hortensius in der Wikipedia
Lambertus Hortensius in Wikidata
GND-Nummer 124662080
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|164|165|Hortensius, Lambertus|Jacob Cornelis van Slee|ADB:Hortensius, Lambertus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124662080}}    

Hortensius: Lambertus H., gehört dem Kreise jener klassisch gebildeten Männer an, welche im Anfange des 16. Jahrhunderts eine freiere religiöse Gesinnung, wiewol innerhalb der Kirche, mit ihren humanistischen Studien verknüpften. Um 1500 in Montfoort, im Bisthume Utrecht, als Sohn eines Gärtners geboren (seinen Namen van den Hove, das heißt Hortensius, entlehnte er vielleicht dem väterlichen Geschäfte) widmete er sich schon frühzeitig an der Hieronymusschule zu Utrecht den linguistischen Studien. Bald zog er nach der Löwener Universität, wo Rutger Rescius das Griechische, Konrad Goclenius das Lateinische und Johann Campensis das Hebräische mit großem Beifall docirten, wo der Philosoph Johann Ludwig Vives und der Orator Johann Paludanus blühten. Eifrig machte er sich mit seinem jugendlichen Freunde und Gefährten Johann Guinterius aus Andernach den Unterricht dieser Männer zu Nutze und trat 1527 als Lehrer der vierten Classe an der Utrechter Hieronymusschule auf. Dort erhielt er bald die Priesterweihe und legte in seinem Unterricht, wiewol er der Mutterkirche treu blieb, eine durchaus freie und jedem Aberglauben entgegengesetzte Gesinnung an den Tag, weshalb er vom Volke als der „Lutherische Pfaffe“ bezeichnet ward. 1544 stellte der Stadtmagistrat zu Narden ihn an die Spitze der dort gestifteten Schule, eine Berufung an das Rectorat der Delfter Schule lehnte er 1557 ab. Fast 30 Jahre wirkte er zu Narden. Dem Rufe seiner Gelehrsamkeit verdankte er seine Rettung, als Narden 1572 von Spaniern erobert wurde, indem er von einem vormaligen Schüler Namens Weldam, welcher im spanischen Heere diente, wie auch durch die Dazwischenkunft des Grafen Bossu der Wuth der Soldaten entrissen wurde. Doch verlor er bei der Plünderung seine ganze Habe nebst einem seiner zwei Bastardsöhne, Augustinus, und rettete nur seine Aufzeichnungen über die Pharsalia des Annäus Lucanus. Nach kurzem Aufenthalte zu Utrecht bei seinem Freunde Johann Hooglandt, kehrte er nach Narden zurück und starb 1574 auf dem angrenzenden Landgute „de hooge Eng“ oder „Craylo“. Seine Leiche ist im Chore der S. Vituskirche zu Narden bestattet. Sein Privatleben war nicht ganz tadellos. Nicht nur daß man ihn der Unmäßigkeit beschuldigte, sondern er lebte auch, wie es freilich viele Geistliche zu jener Zeit thaten, mit einer Focaria, welche ihm zwei Söhne gebar. Der älteste Augustinus, wurde wie gesagt, bei der Eroberung Nardens getödtet; der jüngere, Hieronymus, geboren 1541, trat 1565 in den Priesterstand, wandte sich aber dem reformirten Bekenntniß zu und war Prediger im Haag, bis er 1584 nach dem Dorfe Wassenaar verbannt wurde. H. ist besonders als unparteiischer Historiker und vorzüglicher Sprachforscher bekannt. Seine historischen Arbeiten sind folgende: „Secessionum Ultrajectinarum libri septem“ (Basel 1546 und Utrecht 1643, herausgeg. von Beka und Heda, nebst der Historia Ultrajectina); ferner „Tumultuum Anabaptistarum liber unus“, Basel 1548; „De bello Germanico libri septem“, Basil. 1560 und 1574 und „Chorographia Goylandiae, versu elegiaco“, von Boxhorn in seinem Theatrum hollandicum abgedruckt. – Linguistischen Inhalts sind seine „Explanationes in Aristophanis Plutum, Nebulas, Ranas et Equites“ zu Utrecht 1556, 1557 und 1561 herausgegeben; die „Enarrationes in Virgilii Aeneida“, Basil. 1559 und 1577 und die „Explanationes in Annaei Lucani Pharsaliam“, Basil. 1578. – Von seiner Hand erschien auch „Satyrarum aevi sui vitia et mores libri duo“ und „Epithalamiorum liber unus“, Ultraj. 1552. Zwar fing er auch eine Geschichte des niederländischen Aufstandes an, aber der Tod unterbrach diese nur bis 1574 reichende und niemals herausgegebene Arbeit. Seine Verdienste sind von Adrianus Junius, Pontanus, Boxhorn, Guicciardinus und Anderen anerkannt und neuerdings von G. Mees in einer gekrönten Preisschrift: „Lambertus Hortensius van Montfoort als geschiedschryver“, Utrecht 1836. Seine Lebensgeschichte[WS 1] [165] findet sich ausführlich in der Ausgabe der Historia Ultrajectina von Beka und Heda.

Vgl. ferner van Heussen en van Rhyn, Oudhed. van Utrecht II, 263, Delprat, Broedersch. v. G. Groote, bl. 155, und besonders G. Mees in obengenannter Preisschrift.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Lebensgrschichte