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Artikel „Holzbauer, Ignaz“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 26, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Holzbauer,_Ignaz_Jakob&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 18:03 Uhr UTC)
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Holzbauer: Ignaz H., ein außerordentlich fruchtbarer und im 18 Jahrh. sehr beliebter Komponist. Geboren in Wien im Jahre 1711, wandte er sich, dem Wunsche seines Vaters folgend, der Rechtswissenschaft zu, doch seine musikalische Begabung ließ ihn das Studium nicht vollenden. Alle Fesseln sprengend verließ er Deutschland und suchte in Italien dasjenige, was ihm sein Vaterland nicht gewährte. Mit einer nur lückenhaften musikalischen Ausbildung versehen, ließ er es seine Hauptsorge sein, das Versäumte nachzuholen; eine langwierige Krankheit zwang ihn jedoch, das Vaterhaus wieder aufzusuchen. Hier überwand er den Widerstand seines Vaters und sein Leben nimmt nun einen ruhigeren Verlauf, wie er selbst in seiner Selbstbiographie (abgedruckt in der musik. Korrespond., Oktober 1790 p. 107) erzählt. Seine erste Stellung war die eines Kapellmeisters bei einem Grafen Rottal in Mähren; hier heirathete er, wie er sagt „ein junges wohlerzogenes Frauenzimmer von guter Familie“, welche dort als Sängerin agirte und wurde um 1745 in Wien am Hoftheater als Musikdirektor, seine Frau zugleich als Sängerin engagirt. 1748 gingen beide nach Italien und gastirten an den Theatern, er als italienischer Opernkomponist, sie als Sängerin. 1750 ernannte ihn der Herzog von Würtemberg zum Oberkapellmeister und 1753 bekleidete er, – (ein Erfolg seiner Oper: „Il figlio delle selve“) – am churfürstl. Hofe in Mannheim denselben Posten. In Italien erfreuten sich seine Opern großen Beifalls; sein „Alessandro nell’ Indie“ wurde z. B. in Mailand im Jahre 1758 dreißigmal aufgeführt. H. lebte daher ebenso oft in Italien als in Deutschland. Erst in höherem Alter ließ er sich 1776 herbei, für das Mannheimer Hoftheater auch eine deutsche Oper zu schreiben: „Günther von Schwarzburg, ein Singspiel in 2 Aufzügen“, und gerade diese Oper ist es, die seinen Namen noch lange nach seinem Tode im Gedächtniß der Menschen erhalten hat. Er ließ sie auf eigene Kosten stechen und widmete sie „Sr. Durchl. zu Pfalz" (Exempl. kgl. Bibl. Berlin). Trotz vorgerückten Alters und eintretender Taubheit schrieb er noch 1782 eine Oper für München „Tancred“, die sich großen Beifalls erfreute. Bald darauf starb er am 7. April 1783.

H. hat Werke aller Gattungen hinterlassen: Kammermusik, Orchesterwerke, Oratorien, kirchliche Werke und Opern. Es ist außerordentlich schwer für uns heute Lebenden in das Lob einzustimmen, was Kunstrichter wie Publikum den Komponisten um die Mitte des 18. Jahrh. darbrachten. Ueberall treffen wir bei der Prüfung ihrer Werke auf einen fast gleichartigen musikalischen Ausdruck, sowol in der Form, in den Motiven, in der Verarbeitung derselben als auch in der Behandlung der musikalischen Mittel. Der Ausdruck ist gesättigt von Behaglichkeit und spießbürgerlicher Empfindung. Nie erhebt er sich zu einem nur annähernden Fluge der Fantasie; eingeengt in das kleinliche Deutschbürgerthum des Alltagslebens, bleibt die Fantasie auch in ihren geistigen Flügen am Kleinlichen kleben. So zeigt es sich denn auch in seinen Sinfonien, Oratorien, seiner deutschen Oper und seiner Kammermusik. Die kgl. Bibliothek zu Berlin besitzt aber aus seinen italienischen Opern eine kleine Auswahl Arien und hier ist es, als wenn des Komponisten Fantasie einen höheren Aufschwung nähme und einen Anflug von Weltbürgerthum erhielte. Die Motive sind gewählte und der Ausdruck erhält etwas Vornehmeres. Zum Schluß sei noch eines Urtheils Mozart’s gedacht, welches er im Jahre 1777, also im Alter von 21 Jahren, da er bereits ein berühmter Mann war, in einem Briefe aus Mannheim über H. fällt, als er eine Messe von ihm gehört hatte (Nissen, Biogr. Moz. Lpz. 1828 p. 323): „Heute, als Sonntag, habe ich eine Messe von H. gehört, die schon 26 Jahr alt, aber recht gut ist. Er schreibt sehr gut, einen guten Kirchenstyl, einen guten Satz der Vocalstimmen und der Instrumente, und gute Fugen.“