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Artikel „Hoffaeus, Paulus“ von August von Kluckhohn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 565, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hoffaeus,_Paul&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 01:25 Uhr UTC)
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Hoffaeus: Paulus H., ein namhafter Jesuit, geb. um 1522 zu Bingen, † am 17. December 1608 zu Ingolstadt. Er wurde schon als junger Mann für den neu gegründeten, mit Erfolg gegen die Ketzer kämpfenden Orden gewonnen. Nach der Tradition soll H., als er, wie durch ein Wunder, unversehrt einen thurmhohen Fall gethan, gelobt haben, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. In Emmerich, Köln, Rom machte er seine Studien. Einer der ersten Zöglinge des Collegium Germanicum und von Ignatius selbst hochgepriesen, wurde er 1555 in den Orden aufgenommen. Zu Bologna erwarb er sich den theologischen Doctorgrad und wirkte dann nach einander einige Jahre als Rector der Collegien zu Wien, Prag (1561), Ingolstadt und München, ehe er für 13 Jahre (1568 bis 1581) das Amt eines Provinzials für Oberdeutschland übernahm. Von 1581 an war er ein Decennium hindurch zu Rom als Assistent des Generals für Deutschland thätig und kehrte dann als Visitator hierher zurück, um endlich, hochbetagt, wieder die Leitung des Ingolstädter Collegiums zu übernehmen. – Die Geschichtschreiber des Ordens legen ihm einen hervorragenden Antheil an den in Deutschland errungenen Erfolgen bei und preisen ihn zugleich als ein Muster jesuitischer Frömmigkeit. Uns ist aktenmäßig nur die von ihm in Baiern entwickelte Thätigkeit genauer bekannt. Diese war allerdings eine hochbedeutsame. Denn H. ist es vor allen gewesen, welcher die Jesuiten unter Albrechts IV. Regierung von Sieg zu Sieg führte und ihnen die Gunst des nachfolgenden Herzogs in so überschwänglichem Maße sicherte. Er leitete in den entscheidenden Jahren den Anfangs aussichtslosen und zuletzt doch siegreichen Kampf der Väter um die Herrschaft über die Universität Ingolstadt und verhalf ihnen zugleich zu der mehr und mehr sich ausbreitenden Wirksamkeit in München. Mit unermüdlicher Ruhmredigkeit preist er die Verdienste seiner Gesellschaft, für die er Unabhängigkeit von der Staatsgewalt nicht minder als reiche Geldmittel zu erringen weiß. Hochfahrend und anmaßend gegen die widerstrebenden weltlichen Mächte, schmeichelt er den nachgiebigen und thut sanft gegen die eingeschüchterten. Auch der Kanzel bedient er sich für seine Zwecke und verschmäht es nicht, den verschuldeten Fürsten zu Gefallen in seinen Predigten sogar die Verpflichtung zur Zinszahlung in Frage zu stellen. Aber derselbe Mann, welcher durch maßlose Ausbeutung der Hofgunst soviel zur Bereicherung des Ordens in München beigetragen, sollte im Alter noch Gelegenheit haben, die verderblichen Folgen der Verweltlichung, der Genußsucht und Sittenschlaffheit zur Genüge kennen zu lernen und in der Stille sich in bitteren Klagen darüber zu ergehen. Er selbst hielt sich frei von jeglicher Ueppigkeit, hörte aber, während er das weltliche Treiben so vieler Ordensgenossen beklagte, nicht auf, für die Herrschaft über die Schule unbedingt einzutreten.

Ueber die geringfügige schriftstellerische Wirksamkeit des Hoffäus, welcher anonym den Catechismus Romanus ins Deutsche übersetzte und „De communione sub utraque specie“ im Namen der Theologen Baierns schrieb, s. Kobolt’s baierisches Gelehrtenlexicon S. 335 und Backer, Bibliothèque des Ecrivains de la compagnie de Jésus, Liège 1859, S. 319. Ueber sein Leben im Allgemeinen (Adam Flotto) Hist. Provinciae Soc. Jes. Germ. super. P. III. p. 394. Vergl. Kluckhohn in v. Sybel’s histor. Zeitschrift, Bd. 31, S. 374 ff.