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Artikel „Hock, Karl Freiherr von“ von Johann Baptist von Hoffinger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 530–532, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hock,_Karl_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 20:33 Uhr UTC)
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Hock: Karl Freiherr von H., Philosoph und Kameralist, geb. den 18. März 1808 zu Prag, gest. am 3. Januar 1869 zu Wien, stammt aus einer mäßig bemittelten jüdischen Familie, vollendete die in Prag begonnenen Universitätsstudien in Wien, gelangte in Dr. Anton Günther’s Kreise, wurde Christ, 1828 Doctor der Philosophie und trat nach zurückgelegtem juridischen Quadriennium in den Kameraldienst. Einer der begabtesten Schüler Günther’s verfaßte er nach dessen in „Peregrin’s Gastmahl“ eingehaltener humoristischer Manier ein Zeitgemälde, in dem er unter dem unglücklich gewählten Titel „Cholerodea“ (Wien 1832) die großen Probleme und geistigen Krankheiten [531] der Zeit mit der Sonde seines Meisters untersuchte. Von 1833–34 leitete er die Wochenschrift „Jugendfreund“, ohne jedoch den glücklichen Ton ihres Begründers, v. Seyfried zu treffen, woran ihn eben sein scharf kritischer Kopf hinderte. Seine hier veröffentlichten Novellen erschienen später, 1855, gesammelt. Heimischer fand er sich auf wissenschaftlichem Gebiete, wie das zum Verständniß der Günther’schen Philosophie unentbehrliche Buch: „Cartesius und seine Gegner“ (Wien 1835) und seine ebenfalls durch das Interesse des Philosophen an dem vielseitigen Freunde der großen Ottonen veranlaßte Monographie „Gerbert oder Papst Sylvester II. und sein Jahrhundert“ (Wien 1837) beweisen. Doch alles dieses war nur allgemeine Grundlage, methodische Vorarbeit und Uebung für die folgenden Leistungen auf dem Gebiete, das bald zu seiner Domäne wurde. Sein Dienstweg führte ihn nämlich nach Triest, dessen großartiges Verkehrsleben seinen Blick für die allgemeinen Handelsbeziehungen öffnete und datirt sich von hier aus seine folgenreiche Bekanntschaft mit dem genialen Kaufmann und Lloyddirector Karl Bruck, der später als Minister ihn an seine Seite ins Handels-, dann ins Finanzministerium berief. Als Zollamtsdirector in Triest und Wien machte sich H. durch einschneidende Werke über den Handel Oesterreichs (Wien 1844) und den „Ungarischen Schutzverein“ (Wien 1846), den er auch in der Augsb. Allg. Zeitung scharf bekämpft hatte, sehr bemerkbar; Friedr. List, gegen dessen Schutzzollsystem er auftrat, erkannte ihn als würdigen Gegner an, prophezeite ihm aber, daß er bei längerer praktischer Erfahrung seine Hinneigung zu völlig freier wirthschaftlicher Bewegung stark modificiren werde, was auch, obwol spät, offen eingestanden erst in dem Werke „Die öffentlichen Abgaben und Schulden“ (Stuttgart 1863) geschah. Inzwischen trugen seine amtlichen Arbeiten, besonders die auf Brucks und seiner Nachfolger Weisung gelieferten für Abschluß der meisten neueren wirthschaftlichen Staatsverträge noch stark freihändlerisches Gepräge, daher ihm die österreichischen Industriellen nicht grün waren, und er 1861 nur in den niederösterreichischen Landtag, nicht aber in den Reichsrath gewählt ward. – Dafür ernannte ihn 1867 der Kaiser zum Mitglied des Herrenhauses. Mit dem Berichte über die 1855er Pariser Ausstellung betraut, sollte er zugleich das französische Finanzsystem studiren; das Resultat war das epochemachende und selbst noch von keinem Franzosen erreichte Werk „Die Finanzverwaltung Frankreichs“ (Stuttgart 1857), dem 1867 ebendort ein analoges wo möglich noch schwierigeres „Die Finanzen und die Finanzgeschichte der Ver. Staaten von Amerika“ folgte. H. war allmählich zum Sectionschef im Finanzministerium, zum Mitgliede des Staatsrathes, dessen Geschichte er zu schreiben unternahm, aber nur bis zu Josef II. zu führen vermochte, endlich zum wirkl. geh. Rath und Präsidenten des gemeinsamen obersten Rechnungshofes vorgerückt, als welcher er reich mit Auszeichnungen aller Art bedacht, mitten aus seiner unermüdlichen Thätigkeit dem Leben entrissen wurde. Letztere bewies er auch durch seine in die Oesterr. Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben gelieferten, nationalökonomischen und auch philosophischen (über Lecomte, Günther u. a.) Artikel. Auch hatte er 1846 die Würde eines Decans der philosophischen Facultät an der Wiener Universität bekleidet, 1848 die „Constitutionelle Donauzeitung“ herausgegeben und sich als Mitarbeiter an dem von seinem Freunde J. E. Veith redigirten geistvollen Wochenblatte „Aufwärts“ betheiligt. Aufrichtig entschiedener Katholik, war er doch, wie Veith und Günther, jedem Zelotismus abhold und protestirte öffentlich gegen Neuerungen und Uebertreibungen, wie er überhaupt Extreme gerne vermied und selbst immer maßvoll auftrat. Stoisch widerstand er allen Versuchungen sich durch eigene Betheiligung am sogenannten wirthschaftlichen Aufschwunge zu bereichern, daher er nur ein sehr mäßiges Vermögen aber dafür einen makellosen Namen hinterließ. Seine [532] Wittwe, eine geb. v. Appelbauer und der älteste Sohn folgten ihm bald ins Grab; ein Sohn und eine Tochter sind noch am Leben.

Wiener Zeitung 1869. – Wurzbach, Biogr. Lex. 9. Bd. – v. Hoffinger, Von der Universität, 1869. – Aus dem persönlichen Verkehr.