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Artikel „Hirschberg, Reinhold“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 470, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hirschberg,_Reinhold&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 18:13 Uhr UTC)
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Hirschberg: Reinhold H., Baumeister, geb. am 1. Januar 1821 zu Münsterberg in Schlesien, durchlief Lateinschule und Gymnasium zu Neiße, wendete sich dann zum Bauwesen, wo er von der Pieke auf als Lehrling und Geselle diente, besuchte die Bauschule in Neiße, trat als Pionier und Mineur in das Militär, arbeitete dann als Parlier und wanderte über Wien nach München, wo er 1846 bei dem Baumeister Jordan Maurer in Condition trat und in ausgezeichneter Weise dessen Geschäfte führte. Nach dem 1854 erfolgten Tode seines Principals heirathete er 1856 die Wittwe und begann eine überraschende Thätigkeit, welche eben sowol künstlerische Zwecke verfolgte als auch dem allgemeinen Besten im weitesten Sinne nutzbar wurde. Neben seiner vielfachen Beschäftigung für Privatbauten, wobei er auf praktikable Verwendung des Innen-Raumes und eine malerische Wirkung der Façade gleichen Bedacht nahm, wurde er 1860 in das Gemeinde- und 1867 in das Magistrats-Collegium berufen, wo er höchst gemeinnützige Einrichtungen, auch die Errichtung der Freiwilligen Feuerwehr (deren Geschichte er in einem eigenen Handbuch 1869 schilderte) durchsetzte. 1870 etablirte er mit eiserner Ausdauer und Unermüdlichkeit die baierischen Spitalzüge nach Frankreich, worüber er in einem eigenen mit größter Auszeichnung aufgenommenen Werke genauen Bericht erstattete: „Die baierischen Spitalzüge im deutsch-französischen Kriege 1870/71 mit 12 Tafeln“ (1872). Kaiser Wilhelm verlieh ihm für seine Verdienste in der freiwilligen Sanitätspflege das eiserne Kreuz II. Klasse und die Kriegsdenkmünze, die Kaiserin, König Ludwig und die Königin Mutter von Baiern, König Karl von Würtemberg und Kaiser Alexander von Rußland beehrten ihn mit Auszeichnungen aller Art. Auch die Verbesserung aller zum Sanitätsdienst gehörigen Geräthschaften bildete den Gegenstand seines Nachdenkens und so construirte er außer Tragbahren, Spitalküchen mit Magazinen etc. auch einen Transportwagen für Verwundete, der ihm auf der Wiener Weltausstellung 1873 ein Preisdiplom und auf Vorschlag des Centralcomité’s der deutschen Vereine von der deutschen Kaiserin die von ihr gestiftete goldene Erinnerungsmedaille eintrug. Der in Wien ausgestellte baierische Sanitätszug war ganz sein Werk. Der Bau- und Spargenossenschaft „Arbeiterheim“ stand er von Beginn als treuer Rathgeber und Gönner zur Seite, vermittelte den billigen Ankauf von Grundstücken, entwarf für sie die besten Bauanlage-Projecte und verfaßte im Vereine mit dem Director O. Feierabend über Entstehung, Zweck und Erfolg dieser Genossenschaft ein mit größtem Beifall aufgenommenes Buch: „Die Wohnhäuser der Bau- und Spargenossenschaft Arbeiterheim in München“ (mit 18 lithogr. Tafeln, 1875). H. gründete die erste Actienziegelei und leitete als Director die baierische Baugesellschaft mit glänzenden Resultaten. Auch das Arrangement und die Durchführung des großen zweiten deutschen Sängerbund-Festes in München 1874 war sein Werk. In der vollen Blüthe seines uneigennützigrn Schaffens erlag H. am 12. März 1876 einer Lungenentzündung.

Vgl. Nekrolog in Nr. 41 und 42 des Augsburger Sammler vom 6. und 8. April 1876.