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Artikel „Hiltalinger, Johannes“ von Herman Haupt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 341–342, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hiltalingen,_Johannes&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 13:46 Uhr UTC)
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Hiltalinger: Johannes H., Bischof von Lombès, † 1392. – Johannes Hiltalinger (auch Johannes von Hiltelingen, Johannes von Basel, Johannes Angelus genannt) war im zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts zu Basel geboren. Er trat in den Augustinerorden, zu dessen hervorragendsten Gliedern er in der Folge zählte, studirte zu Paris und erwarb dort 1371 den theologischen Magistergrad. Wie er der Vertraute und Rathgeber des Ordensgenerals Thomas von Straßburg († 1357) gewesen war, so wurde ihm von seinem Ordensbruder Jordan von Sachsen († 1380) dessen Werk „Vitae fratrum ordinis s. Augustini“ gewidmet. Längere Zeit war er Lector des Straßburger Augustinerklosters, 1371–77 und wiederholt 1379 Provincial der rheinisch-schwäbischen Ordensprovinz, dazwischen Generalprocurator seines Ordens. Bei Ausbruch der großen Kirchentrennung trat H. sofort auf die Seite des Gegenpapstes Clemens VII., dessen Dienst er sich bis zu seinem Tode mit hingebender Treue widmete. Am 18. September 1379 übertrug ihm Clemens VII. nach Absetzung des bisherigen Augustinergenerals das Regiment des Augustinerordens, der alsdann auf dem Generalcapitel des Jahres 1381 H. zum Ordensgeneral erwählte. Bis zum Jahre 1389 hat H. dieses Amt bekleidet, daneben aber bedeutsame Verwendung im diplomatischen Dienste der Curie gefunden. So treffen wir ihn im J. 1381 in Südwestfrankreich, 1384 als Gesandten an den englischen Hof und an die niederländischen Prälaten und gleichzeitig beauftragt, als Prediger den Urbanisten in der Provinz Rheims, das heißt wol in den flandrischen Bisthümern Doornik und Terwaan, entgegenzutreten. Als nach dem Tode Herzog Leopold’s III. in der Schlacht bei Sempach (1386) der Verlust der bisher der Obedienz von Avignon zugehörenden vorderösterreichischen Gebiete zu befürchten stand, wurde H. von Clemens VII. entsandt, um an den zwischen Herzog Albrecht III. von Oesterreich und Philipp dem Kühnen von Burgund geführten Verhandlungen theilzunehmen, die zur Vermählung des jugendlichen Herzogs Leopold’s IV. von Oesterreich mit Katharina von Burgund führten (Sept. 1387). Wenn Leopold IV. in der Folge der Obedienz von Avignon die weitgehendste Duldung in seinem Lande gewährte, so hat man wol nicht mit Unrecht diese Haltung auf Hiltalinger’s Einfluß zurückgeführt. Auch zwischen den Herzogen von Burgund und Lothringen, heißt es, habe H. Frieden gestiftet. Als 1388 für den österreichischen, zur Obedienz Clemens’ IV. haltenden Theil der Konstanzer Diöcese ein besonderes Kirchenregiment errichtet wurde, finden wir H. daselbst als päpstlichen Vertrauensmann wiederholt in leitender Stellung. Am 10. März 1389 zum Bischof von Lombès (westlich von Toulouse) ernannt, ist H. auch in dieser Stellung fortgesetzt mit diplomatischen Aufträgen bedacht worden. Im J. 1390 wurde er nach Spanien entsandt; im gleichen Jahre ist er für den Anschluß der Straßburger Diöcese an Avignon mit Erfolg thätig gewesen, zu Ende des Jahres 1391 wird er mit der Entscheidung in der Ehescheidungsangelegenheit des Markgrafen Bernhard I. von Baden beauftragt, im Mai 1392 führt er Verhandlungen über die Aussöhnung Berns mit der Curie von Avignon. Im gleichen Jahre ist H. hochbetagt in Freiburg im Breisgau gestorben. Von seinen Schriften werden genannt: „Scriptum in quatuor sententiarum libros; sermonum diversorum volumen; orationes et collationes [342] plures ad clerum, sed ad multae coram papa et collegio cardinalium dictae“.

M. Fr. A. Höhn, Chronologia provinciae Rheno-Suevicae ordinis f. eremitarum s. p. Augustini (Würzburg 1744), S. 65 ff. – H. Haupt, Johannes Malkau, in Zeitschr. f. Kirchengesch. VI, 334 ff., 385; – derselbe, Das Schisma des ausgehenden 14. Jahrhunderts in seiner Einwirkung auf die oberrheinischen Landschaften, in Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins, N. F. V, 291, 296, 318 f.; N. F. VI, 212, 231. – C. Eubel, Die Provisiones praelatorum während des großen Schismas, in der Römischen Quartalschr. f. christl. Alterthumsk. u. Kirchengesch. Bd. VII (1893), S. 412 und Bd. VIII (1894), S. 261 f.; – derselbe, Die Avignonesische Obedienz der Mendikanten-Orden (Paderborn 1900), S. XII und Nr. 57–59, 64, 96, 159 f., 166, 321, 342, 357, 435, 559, 579, 613. – N. Valois, La France et le grand schisme T. II (1896), S. 287, 293, 305–307, 367. – Denifle-Chatelain, Chartularium universitatis Parisiensis T. II (1891), S. 684 und T. III (1894), S. 302, 319, 395, 411 ff. – Die Angaben der älteren bibliographischen Werke über Hiltalinger sind zum Theil höchst irreführend. Noch H. Hurter, Nomenclator liter. recent. theologiae cathol. T. IV (1899), S. 555, 609 macht aus H. zwei verschiedene Persönlichkeiten.