ADB:Hetzbold von Weißensee, Heinrich (2. Artikel)

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Artikel „Weißensee, Heinrich Hezbolt von“ von Richard Moritz Meyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 609–610, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hetzbold_von_Wei%C3%9Fensee,_Heinrich_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 14:11 Uhr UTC)
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Band 41 (1896), S. 609–610 (Quelle).
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Weißensee: Heinrich Hezbolt von W.[WS 1], thüringischer Minnesinger, 1312–45 zu belegen. Mit Kristan von Lupin und dem Düring stellt ihn schon der Grundstock der Heidelberger Handschrift zusammen: sie bilden die jüngere Generation einer durch Heinrich von Morungen begründeten, durch Kristan von Hamle und den Tugendhaften Schreiber befestigten thüringischen Dichterschule, aus deren Bezirken auch der Wartburgkrieg hervorging. Gemeinschaftlich hegen sie alle das Bestreben, die neue Manier des vom Rhein her eingeführten (und wol durch Veldeke persönlich dort vermittelten) Minnesangs an einheimische Art anzuknüpfen; ferner lieben sie es sämmtlich (was wol aber mit dem andern zusammenhängt), epische Töne anzuschlagen. So verwandelt auch W. eine Liebesformel in eine Situation; Andere sagen: „ihr Mund gleicht einer Rose“, er aber: „ich sah ihren Mund wie eine Rose hervorglänzen“. Auch in stark dialektischen Formen und in Anklängen an Morungen verräth er heimische Art. Diese schließt aber Originalität nicht aus, wie sie besonders der hüpfende Fall seiner Verse und die neuen hellen Reime zeigen; ebenso wenig hindert sie aber auch die (von Morungen her beliebte) directe Anlehnung an provençalische Art in Fremdwörtern in der sonst bei den Deutschen kaum zu belegenden Anwendung eines Verstecknamens („der schöne glanz“) für die Geliebte. Bei den einheimischen Spielleuten lernte er den übermüthigen Ton, mit dem er sich selbst als „tumben Affen“ bezeichnet und für seine Dame Anreden wie „min zuckerkruckîn“ erfindet, lernte er auch sein eines Gedicht durch Selbstnennung [610] am Schluß zu signiren. Er beweist uns, wie viel gesunde Dichterkraft durch den Sieg der orthodoxen Minnepoesie, die zu der volksthümlichen Dichtung in Gegensatz gerieth, verloren ging.

Text: v. d. Hagen’s Minnesinger 2, 22; zwei Lieder in Bartsch’ Liederdichtern, S. 282. – Biographisches: v. d. Hagen 4, 316; Grimme, Der Minnesinger Kristan von Lupin (Diss. Münster 1885), S. 16 Anm.; Ders., Pfeiffer’s Germ. 32, 421. – Zum Thüringer Minnesang: Roethe, Reinmar von Zweter Anm. 206.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 12 ein weiterer Artikel.