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Artikel „Hencke, Karl Ludwig“ von Karl Christian Bruhns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 756, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hencke,_Karl_Ludwig&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 07:28 Uhr UTC)
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Hencke: Karl Ludwig H., geb. den 8. April 1793 zu Driesen (Reg.-Bez. Frankfurt a./O.), gest. den 21. Septbr. 1866 zu Marienwerder, verlebte seine Jugend in Driesen und widmete sich dem Postfache. Nach abgelegtem Examen wurde er Amtsactuar in Reetz im Reg.-Bez. Frankfurt a./O., später Postadministrator und Cassirer erst zu Driesen, dann zu Schneidemühl im Reg.-Bez. Bromberg, lebte nach seiner zeitigen Pensionirung als Postsecretär a. D. (etwa 1845) zuerst in Driesen, wo er Rathmann wurde und nach dem Tode seiner Frau theils in Driesen, theils in Marienwerder, wo seine verheiratheten Kinder wohnten. Bei seiner amtlichen Thätigkeit blieben ihm genug Mußestunden, in welchen er sich mit Astronomie beschäftigte, besonders mit Anfertigung von Sternkarten, und er holte sich öfter Rath bei Encke, dem Director der Berliner Sternwarte. Am 9. Juni 1845 fand er mit bloßem Auge einen Kometen, der aber schon sechs Tage vorher von Colla in Parma entdeckt war. Er besaß ein astronomisches Fernrohr und aus dem Dachfenster seines Wohnhauses entdeckte er am 8 Decbr. 1845 bei dem Vergleichen von Sternkarten mit dem Himmel einen kleinen beweglichen Stern und eröffnete damit von Neuem nach einer 38jährigen Pause die Entdeckung der kleinen Planeten zwischen Mars und Jupiter. Encke taufte diesen Planeten Asträa, die Entdeckung aber verschaffte Hencke eine Anzahl von Auszeichnungen, als goldene Medaille, Orden, Vergrößerung seiner Pension und Mitgliedschaft der englischen Royal Astronomical Society. Auch den nächsten, den sechsten der kleinen Planeten, welcher von Gauß Hebe genannt wurde, entdeckte Hencke am 1. Juli 1847. Er übernahm darauf die Herstellung der academischen Sternkarte Hora XX., da der Astronom, welcher sie anfänglich übernommen, sie nicht vollendet hatte und lieferte sie 1851 ab. Er beschäftigte sich die übrige Zeit seines Lebens mit der Vervollständigung seiner Karten (mehr als 200, deren linearer Maßstab etwa der dreifache von dem der Berliner academischen Sternkarten war) und entdeckte noch einige Sterne mit veränderlichem Lichte. Die Karten konnte er nicht veröffentlichen, weil schon während seiner Arbeit daran ähnliche Karten, z. B. von Argelander, herausgegeben wurden. Nach seinem Tode hat die Berliner Academie seine Kartenmanuscripte angekauft.