ADB:Hauschild, Ernst Innocenz

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Artikel „Hauschild, Ernst Innocenz“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 83–84, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hauschild,_Ernst_Innocenz&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 03:19 Uhr UTC)
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Hauschild: Ernst Innocenz H., Pädagog, geboren in Dresden am 1. November 1808, † in Leipzig in der Nacht vom 5. zum 6. August 1866, hat sich als Begründer des „Modernen Gesammtgymnasiums bekannt gemacht, welches er 1849 in Leipzig errichtete, um an diesem Institute seine eigenthümlichen pädagogischen Grundsätze, namentlich seine verbesserte Methode des Sprachunterrichtes praktisch zur Anwendung zu bringen. Schon 1834 gab er, als Collaborator an der Kreuzschule zu Dresden, nachdem er zuvor eine wissenschaftliche „Theorie des französischen Artikels“ veröffentlicht hatte, eine für den Unterricht bestimmte „Französische Grammatik“ heraus; in demselben Jahre ließ er eine „Anleitung zum Uebersetzen aus dem Deutschen in das Französische“ und eine „Beilage“ zu seiner französischen Grammatik folgen, welche zur „Rechtfertigung, Bereicherung und theilweisen Berichtigung“ des Buches dienen sollte. Seit 1837 war er als Lehrer an der Nicolaischule und einer Bürgerschule zu Leipzig thätig. Als er 1849 das „moderne Gesammtgymnasium“ ins Leben gerufen hatte, zählte diese Anstalt siebzehn Schüler und zwei Classen, eine deutsche und eine englische; 1851 kam die „französische Schule“ hinzu und die Schülerzahl stieg auf 112; 1855 konnte er seine Gesammtschule durch Begründung einer „höheren Töchterschule“ vervollständigen. Für die Kenntniß seiner pädagogischen Lehren sind [84] von Wichtigkeit die „Blätter für Erziehung und Unterricht“ (1855 ff.), welche Zeitschrift als Organ seines Erziehungsinstitutes angesehen werden kann. Er verlangte, daß die Schüler im Progymnasium zuerst Englisch, dann Französisch lernen und darauf entweder im „gelehrten Gymnasium“ Lateinisch und Griechisch, oder im „Realgymnasium“ Mathematik und Naturwissenschaften treiben sollten. Seine Unterrichtsmethode war die „calculierende“, d. h. sie beruhte auf „zweckmäßiger Berechnung“ und machte sich zur besonderen Aufgabe jede Ueberbürdung des Schülers zu vermeiden; zugleich begriff sie ein „internationales“ Erziehungssystem in sich, dem ihr Urheber auch eine „politisch-sociale“ Bedeutung glaubte beimessen zu dürfen, insofern es zu einer gegenseitigen Annäherung der geschichtlich und geographisch zusammengehörigen Nationen beitragen sollte. Für eine kurze Zeit ward er seiner Leipziger Wirksamkeit entrissen. Aber den Plan, in Oesterreich ein internationales Gesammtgymnasium zu begründen, von dessen Ausführung er sich in diesem Lande gerade großen Nutzen versprach, mußte er aufgeben, und, nachdem er 1857–59 der evangelischen Schule in Brünn vorgestanden hatte, kehrte er nach Leipzig zurück, wo er zum Director der vierten Bürgerschule ernannt ward. Unter seinen schriftstellerischen Arbeiten befinden sich zahlreiche für Schulzwecke bestimmte Lehrbücher, von denen nur die gegen Raimund Jakob Wurst polemisirende „Ausführliche deutsche Grammatik“ (2 Bde. 1840–42) noch besonders genannt sein möge. Als seine pädagogischen Schriften sind hier anzuführen: „Ueber Erziehung und Unterricht der Kinder in und außer dem elterlichen Hause, auf dem Lande und in der Stadt“ (1840), „Die Bildungselemente der deutschen, französischen und englischen Sprache, in neun Vorträgen dargestellt“ (1847), „Ueber formale und reale Bildung. Bei Gelegenheit der ersten öffentlichen Prüfung der Schüler des Modernen Gesammtgymnasiums zu Leipzig“ (1849) und drei Sammlungen „Pädagogische Briefe“ (1860, 1862, 1865). Welche Wichtigkeit er auch der leiblichen Pflege der Kinder beilegte, zeigt seine diesen Gegenstand mit Rücksicht auf das Haus und die Schule behandelnde Schrift (2. Aufl. 1866).

Unsere Zeit. N. F. Jahrg. 2. II. Leipz. 1866. S. 785 f.