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Artikel „Hauschild, Johann Friedrich“ von Ferdinand Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 84–86, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hauschild,_Friedrich&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 06:07 Uhr UTC)
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Hauschild: Johann Friedrich H., geboren am 19. Juni 1788 zu Hohenleuben in der Pflege Reichenfels (Fürstenthum Reuß jüng. Lin.), widmete sich frühzeitig der Handelswissenschaft. Der Großvater wie der Vater Hauschild’s trieben an genanntem Platze ein Fabrikgeschäft, dessen Erzeugnisse sie hauptsächlich auf den Messen zu Frankfurt a. M. absetzten. Bei solcher Gelegenheit kam zur Herbstmesse 1801 der junge H. zum ersten Male nach Frankfurt. Geistig frühzeitig entwickelt, hatte er schon in der ersten Jugendzeit eine außerordentlich hohe Meinung von denjenigen Menschen, welche Bücher zu schreiben vermöchten. Außer dem gelehrten Pfarrer eines Nachbardorfes, hatte er nie einen solchen Menschen gesehen und diesen Einen, welcher zuweilen die Familie H. besuchte, stets mit großer Ehrfurcht betrachtet und seinen Gesprächen aufmerksam zugehört. In Frankfurt nun bedurfte es wenig Mühe, solche bücherschreibende Menschen zu sehen. Daß er selbst einst ein solcher werden würde, lag seiner Ideenwelt vollständig fern. Eine öffentliche Schule hatte er niemals besucht, dagegen aber sorgfältigsten Privatunterricht genossen, der ihn befähigte, im vierzehnten Lebensjahre bei einem Frankfurter Kaufmann als Lehrling einzutreten. Es erwachte nun in ihm ein mächtiger Drang nach Belehrung und suchte er in Mußestunden zunächst sich die nöthige Geschäftskenntniß – zumeist durch Selbststudium kaufmännischer Bücher – zu erwerben. Freilich war dieses Litteraturgebiet damals noch wenig bebaut. Um so eifriger wandte er sich gleichzeitig dem Studium der deutschen Sprache und dem Lesen der deutschen [85] Classiker zu. In seinem regen Geist erwachte bald der Trieb des Selbstschaffens; anfangs versuchte er sich auf verschiedenen Gebieten des Wissens. Dann aber wandte er sich, in der richtigen Erkenntniß, wie die Beschränkung ihm noththue, seiner Fachlitteratur ausschließlich zu. Zunächst trat er mit Erfolg als Sprachreiniger auf, um den kaufmännischen Briefstil der ihm anhängenden Unarten zu entladen. Im J. 1810 wurde er mit Chelius in Frankfurt, dem Forscher und Schriftsteller im Fache der Metrologie bekannt, erhielt dadurch Anregung und Nahrung zu seinen späteren mathematischen Studien, namentlich auch des Maß-, Münz- und Gewichtswesens, und wurde 1814 Chelius’ Schwiegersohn; Nach einer großen Anzahl von Fachartikeln in Frankfurter und anderen Zeitungen, erschien als erstes Buch von ihm: „Anleitung zur Kenntniß der Wechselkunde“, dem 1828 eine zweite, durchaus umgearbeitete und vermehrte Auflage folgte, welche von verschiedenen Handelsschulen als Leitfaden beim Unterricht eingeführt wurde. In derselben Zeit starb Chelius, der eine begonnene Neubearbeitung seines großen „Maß- und Gewichtsbuchs“ letztwillig dem Schwiegersohne zur Vollendung hinterließ. Ferner schrieb H.: „Vergleichung der englischen Maße und Gewichte mit denen von Frankfurt a. M.“; dann ein ähnliches Vergleichswerk mit den englischen, französischen und frankfurter Maßen und Gewichten; ferner: „Vergleichstafeln der Gewichte verschiedener Länder und Städte“; – „Untersuchungen über Maße und Gewichte“ und verschiedene andere Werke gleicher Tendenz. Vom J. 1836–39 bearbeitete er auf Einladung des Director Schiebe in Leipzig für dessen „Handelslexikon“ die gesammte Maß- und Gewichtskunde. Nach dem Beitritt Frankfurts zum deutschen Zollverein (1836) fanden in den Maß-, Gewichts-, Münz- und Cours-Verhältnissen, sowie in den Wechselgesetzen und Handels-Usancen dieses wichtigen Handelsplatzes viele und zum Theil bedeutende Veränderungen statt, welche völlig neue Anstalten zur Förderung des Handels ins Leben riefen. Eine ausführliche und genaue, diesen neuen Verhältnissen entsprechende Darstellung war ein so großes Bedürfniß für die Handelswelt geworden, daß H. sich durch die Bearbeitung und Herausgabe eines solchen Werkes großes Verdienst um die gesammte Geschäftswelt erwarb. Das Buch erschien unter dem Titel: „Frankfurter Geschäfts-Handbuch“ und war durchweg mit der seinem Verfasser überall eigenen Genauigkeit und strengsten Gewissenhaftigkeit bearbeitet. – H. galt dieser anerkannten Eigenschaften halber damals als Autorität. Verschiedene seiner Werke erschienen in wiederholten Auflagen und wurden außerdem von den Verfassern ähnlicher Arbeiten in größeren und kleineren Werken sehr häufig, meist ohne jegliche Quellenangabe, benutzt. – Der Gedanke eines gemeinsamen deutschen Maß-, Münz- und Gewichtssystems beschäftigte ihn schon zu einer Zeit, wo noch Niemand an die Möglichkeit der Ausführung dachte. Die Einheitsbestrebungen im J. 1848 befestigten ihn in seinem Plane und er trat nun mehrfach offen mit seinen Entwürfen hervor. Auch der damals in Frankfurt tagenden deutschen Nationalversammlung überreichte er einen derartigen Entwurf, welcher dann unter dem Titel: „Vorschlag zu einem allgemeinen deutschen Maß-, Gewicht- und Münzsystem“, 1849, im Drucke erschien. Die deutsche Nationalversammlung brachte es nicht bis zu solchen praktischen Dingen. H. führte indeß den Gegenstand immer und immer aufs neue vor, bis die im J. 1857 zum Zwecke einer deutschen Münzeinigung in Wien versammelte Münzconferenz wenigstens das von ihm vorgeschlagene Münzgewicht (das Zollpfund oder halbe Kilogramm) und den Dreißigthalerfuß zum Beschluß erhob. Jene Conferenz war freilich nur in diesen Einzelnheiten den Vorschlägen des praktischen Mannes gefolgt, bis die neueste Zeit erst seinen Ideen vollständiger nahetrat. Es ist hier zu erwähnen, daß das Maß-, Gewichts- und Münzsystem, wie es jetzt einheitlich für [86] ganz Deutschland gilt, fast genau so bereits in jenen „Vorschlägen“ Hauschild’s ruht, nur daß dieser auch Oesterreich in das Einheitssystem aufgenommen sehen wollte. – Das letzte Werk Hauschild’s erschien 1861 unter dem Titel: „Zur Geschichte des deutschen Maß- und Münzwesens in den letzten sechszig Jahren, von J. F. H.“. In die Paragraphen dieses Geschichtsbuchs hat der Verfasser vielfach Notizen aus seinem eigenen Leben verflochten und auf diesen beruht zumeist auch die vorstehende biographische Mittheilung. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte H. im Hause seines Schwiegersohns, des Pfarrer Finck zu Bauschheim bei Mainz. Dort starb er auch – bis zu seinem Todestage noch geistig frisch und körperlich rüstig – am 28. Juni 1875, wenige Tage nach dem Antritt seines 88. Lebensjahres, an einem Schlaganfalle.