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Artikel „Harst, Karl“ von Woldemar Harleß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 647–649, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Harst,_Karl&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 23:16 Uhr UTC)
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Harst: Karl H., geboren 1492 zu Cleve und einer achtbaren bürgerlichen Familie angehörig, zählt in dem Kreise der Humanisten, welche als Beamte und Diplomaten dem Hofe Herzogs Wilhelm III. von Cleve-Jülich-Berg (1539–92) sein eigenthümliches Relief verliehen haben, neben Heinrich Olisleger, C. Heresbach, Gogreve, H. Cruser, Andreas Masius u. A. zu den bedeutendsten und bekanntesten, mit den Hauptphasen des Lebens und der Politik ihres Herrn eng verknüpften Namen. Ein Jugendfreund des Erasmus, übersetzte er auf dessen Verlangen, während er bei diesem zu Freiburg im Breisgau weilte, die Kirchenordnung Herzogs Johann III. von Cleve vom J. 1532 aus dem Niederdeutschen ins Lateinische, damit Ersterer dieselbe besser verstehen [648] konnte. Nachdem der letztgedachte Herzog ihm im April 1537 die Exspectanz auf ein geistliches Beneficium und als solches bald darauf ein Canonicat beim St. Victorstifte zu Xanten verliehen, ward er zum Rathe ernannt und seitdem vorzugsweise zu diplomatischen Missionen verwendet, in welchen er sich durch Gewandtheit, Scharfblick und große Treue gegen seinen fürstlichen Herrn, wie durch gründliche juristische und philologische Vorbildung, gepaart mit natürlicher Beredtsamkeit, hervorthat. Schon von Herzog Johann III. von Cleve wegen der Wahl seines Sohnes Wilhelm zum Erbherzoge von Geldern und dessen geplanter Vermählung mit Christierna von Dänemark, der vielumworbenen herzoglichen Wittwe von Mailand, im April 1538 zum römischen Könige Ferdinand gesandt, war er bis gegen Ende 1539 in Spanien, meist zu Toledo und Madrid in denselben Angelegenheiten bei Kaiser Karl V., sodann, nach einem kurzen Intermezzo am Niederrhein und in Westfalen (wo er am 2. Februar 1540 zu Paderborn nebst Gogreve und Heresbach der Zusammenkunft seines Herzogs mit Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und anderen Häuptern des Schmalkaldischen Bundes beiwohnte) von 1540–42 aus Anlaß theils der Heirath Königs Heinrich VIII. von England mit Wilhelms zweiter Schwester Anna, theils zur Förderung der Geldrischen Sache in England thätig, stets wachsam und den Herzog vor den Absichten und Plänen Franz’ I. von Frankreich nicht minder als Kaisers Karl V. warnend, welch’ letzterer, wie H. klar erkannte, den unbedingten Verzicht des Herzogs auf das Geldrische Erbe unbeugsam forderte und schließlich auch mit Waffengewalt im Vertrage von Venlo (7. September 1543) erreichte. Auch behufs der von Herzog Wilhelm III. angestrebten Vermittlung zwischen Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, dem Gemahl seiner älteren Schwester Sibylla, und Kaiser Karl V., insbesondere wegen der Befreiung des gefangenen Kurfürsten, finden wir H. zwischen 1546 und 1549 bald am sächsischen und pfälzischen Hofe, bald auch beim Kaiser unausgesetzt in reger Arbeit und nach kurzer Pause vom October 1552 bis Juli 1553 wiederum als Gesandten beim Kaiser und bei der Königin-Regentin zu Brüssel, in Folge der Zeitereignisse und der auf Verschonung seiner Lande gerichteten Wünsche Wilhelms III. Anläßlich des Ablebens der Herzogin Sibylla von Sachsen († 21. Februar 1554) war H. eben mit einem Condolenzschreiben seines Fürsten an Johann Friedrich auf dem Wege, als ihn (vor Weimar) die Nachricht von dem Tode auch des Letzteren († 5. März 1554) ereilte. Zwei Mal (1547 und 1559) außerdem jülich-clevischer Gesandter beim Reichstage, war H. im Mai 1556 abermals nach England beordert worden, um in Betreff der zerrütteten ökonomischen Lage der geschiedenen Königin Anna († 1557) zu berichten. Neben den politischen Angelegenheiten beschäftigten ihn auch die vermittelnden kirchlichen Reformbestrebungen Wilhelms III., indem er z. B. zu Düsseldorf vom 6.–8. Februar 1556 an Berathungen über die Augsburgische Confession und einen neuen Reformationsentwurf des Herzogs mit dem Kanzler Vlatten, Heresbach und Dr. Hermann Schild Theil nahm. Er stand auch mit Jacob Sturm und Butzer in Briefwechsel. Seinen festen Wohnsitz hatte er am herzoglichen Hofe zu Düsseldorf, seitdem ihm durch Erlaß des Herzogs vom 8. Dezember 1552 zu seinem Rathsgehalte aus der Amtskellnerei Düsseldorf jährlich 25 Malter Roggen, 20 Malter Gerste, 50 Malter Hafer, 1 Ochse, 4 Ferkel, 1 Fuder Wein als Naturalgefälle, sowie Miethsentschädigung aus der jülich’schen Landrentmeisterei, 12 Thaler Brandgeld und 4 Wagen Heu aus der Kellnerei Angermund bewilligt waren. Nachdem er auf seine geistliche Pfründe resignirt, hatte er sich mit Katharina van der Klusen verehelicht († 16. Januar 1559), welche ihm drei Kinder, Karl (später Canonicus zu Münstereifel und seit 1551 Pfarrer zu Pier im Amt Jülich, † 1567), Konrad und Susanna gebar. Unser [649] H. selbst starb zu Xanten im J. 1563; sein Wahlspruch war, nach einem Gemälde vom J. 1522: Nosce te ipsum.

Staatsarchiv zu Düsseldorf. Ztschr. d. Berg. Gesch.-V. Bd. I. VI. VII. etc.