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Artikel „Crüser, Hermann“ von Woldemar Harleß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 628–629, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cr%C3%BCser,_Hermann&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 14:31 Uhr UTC)
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Crüser: Hermann C. (Cruser, Cruyser), Humanist, Arzt und Rechtsgelehrter und zugleich einer der hervorragendsten Staatsmänner des Herzogs Wilhelm III. von Cleve-Jülich-Berg, geb. 1510 zu Hattem oder Hattum, einem Städtchen an der Yssel nahe der nordwestlichen Grenze des Quartiers Arnheim oder Veluwe im Herzogthum Geldern, nach Anderen zu Campen in der holländischen Provinz Ober-Yssel, † zu Königsberg in Pr. 23. Decbr. 1575. Nach beendigten akademischen Studien und einer größeren Reise in seinen Wohnort Campen zurückgekehrt, ward er von dem damaligen Herzoge von Geldern, Karl v. Egmond, als Rath an dessen Hof berufen und wohnte als solcher im Auftrage des letztern am 3. Febr. 1538 zu Nymwegen der Huldigung für Jungherzog Wilhelm von Cleve bei, welchen Ritterschaft und Städte im Verein mit dem kinderlosen Herzoge als Erblandesherrn von Geldern angenommen. Schon vom Herzoge Karl zu wichtigen diplomatischen Aufträgen gern verwendet, fand er nach jenes Tode († 30. Juni 1538) im Dienste des nunmehrigen Herzogs Wilhelm und bei den Verwicklungen, in welche diesen der Streit mit Kaiser Karl V. wegen der geldrischen Succession stürzte, bald und mehrfach Gelegenheit, seine Talente zu bewähren. Die Verhandlungen mit König Franz I. von Frankreich, deren Resultat die Allianz des Herzogs Wilhelm III. mit ersterem, seine Reise nach Frankreich und Hochzeit mit Jeanne d’Albret, Tochter König Heinrichs von Navarra (1541) waren, sind wesentlich von C. geleitet worden. Auch nachdem die Demüthigung vor Kaiser Karl V. zu Venlo (7. Sept. 1543) und demzufolge der Verlust Gelderns die Politik Herzog Wilhelms III. in bescheidenere Bahnen zurückgelenkt hatte, blieb C. in einflußreicher Weise thätig. So ward er im November 1563 zu der verwittweten Herzogin Christine von Lothringen, der auch als Wittwe des Herzogs Franz Sforza von Mailand aus erster Ehe bekannten, einst vielumworbenen Tochter König Christians II. von Dänemark, nach Nancy entsandt, wo es galt, die anläßlich der bevorstehenden Entbindung der Herzogin Claude, Tochter Heinrichs II. von Frankreich, und der daran sich knüpfenden Tauffestlichkeiten hervorgetretenen Besorgnisse vor einer Occupation Nancy’s durch Karl IX. zu beschwichtigen und Rathschläge behufs Aufrechterhaltung des guten Verhältnisses zu Frankreich zu ertheilen. Es ist bekannt, daß Claude am 20. Novbr. 1563 ihrem Gemahle Karl II. in Heinrich (II.) einen Sohn und Nachfolger gab, jene Besorgnisse sich aber nicht verwirklichten. Anfang 1567 ward Hermann C. mit einer Mission an den spanischen Gouverneur von Friesland und Ober-Yssel, Grafen Johann v. Aremberg († 24. Mai 1568) betraut, um für die jülich-clevischen Lande die Befreiung von Truppendurchzügen von und nach den Niederlanden zu erwirken, was indessen nicht gelang. Am 4. Aug. 1573 reiste er im Gefolge des Herzogs Wilhelm und begleitet, wie es heißt, von seiner zweiten Frau, Christine, Tochter des herzogl. Schlüters (d. i. Rentmeisters) Heinrich Cloß zu Xanten, von Düsseldorf als Theilnehmer an der Brautfahrt der ältesten Tochter des Herzogs, Maria Eleonora, zu ihrem Verlobten Herzog Albrecht Friedrich von Preußen nach Königsberg ab, woselbst die gesammte Reisegesellschaft mit dem alten Herzoge am 16. Octbr. 1573 eintraf. Nach der Hochzeit des jungen fürstlichen Paares blieb C. auf den Wunsch der Herzogin, deren Lehrer im Französischen er gewesen, als specieller Berather derselben, sowie zugleich als Gesandter des clevischen Herzogs am Königsberger Hofe und Beistand des mehr und mehr einer unheilbaren Geisteskrankheit verfallenden Albrecht Friedrich. Doch setzte der Tod, wie vorerwähnt, daselbst bald seinem Wirken ein Ziel. Sein Grab mit dem von der dankbaren Herzogin Maria Eleonora ihm gewidmeten Monumente nebst Inschrift und Wappen (Crüser’s 3 Deckelpokale) befindet sich im Dom zu Königsberg. Unter den medicinisch-philologischen Publicationen dieses Staatsmannes und Gelehrten sind die „Commentaria [629] in Hippocratis librum I. et III. de morbis vulgaribus, item in librum de salubri diaeta“, sowie die Uebertragung einiger Schriften des Galenus ins Lateinische („De differentia pulsuum libri IV, de dignotione pulsuum, causis pulsuum et de praesagitione ex pulsibus“, Paris 1532 und Basel bei Froben) zu nennen; später beschäftigte ihn die gleiche Uebersetzung der Werke des Plutarch („Vitae et Moralia“), welche er zur Linderung seines Schmerzes über den Verlust der einzigen, angeblich von einer Wahnsinnigen getödteten Tochter († 1556) begonnen haben soll und die bei Guarin zu Basel 1573 erschienen ist. Nicht ohne Interesse sind die für Crüser’s bedeutende und ausgebreitete Verbindungen zeugenden Dedicationen der einzelnen, meist schon 1564 vollendeten Biographien des Plutarch: so der des Theseus und Romulus an König Philipp II. von Spanien, des Pelopidas und Marcellus an Herzog Christoph von Würtemberg, des Hannibal, Scipio, Perikles und Fabius Maximus an Herzog Wilhelm III. von Cleve, des Pyrrhus und Marius an den Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, des Nicias und Crassus an Johann Jakob Fugger, des Demosthenes und Cicero an den clevischen Rath Heinrich Bars genannt Olisleger etc.

Pontani Hist. Gelr. p. 793, 817, 922. Zeitschr. des Berg. Gesch. Vereins I, S. 5 ff. Val. Andreae Bibl. Belgic., p. 399. C. Saxii Onomast. litterar. III, p. 306. Gebser und Hagen, Dom zu Königsberg in Pr. (Königsberg 1835), S. 256 ff. u. a. m.