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Artikel „Harlem, Egbert“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 602–603, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Harlem,_Egbert&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:28 Uhr UTC)
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Harlem: Egbert H. (oder Herlem), wie er sich selbst, Engbert, wie ihn die Rostocker Artistenmatrikel schreibt, sonst auch Ecbert genannt, war schon 1509, als Ulrich Hutten nach Rostock kam, Rector der Regentie Porta coeli oder des Paedagogii, welche der jüngeren Studentenwelt Unterricht bot; neben ihm wirkte Jodocus Stagghe. Seine Intitulation und damit sein Vatername ist noch nicht gefunden, Krabbe’s Angabe 1510 bezieht sich auf das Album der philosophischen Facultät, er stammte aus Harlem in Holland. Den von Wedege Loetz so arg mißhandelten, krank nach Rostock kommenden Hutten suchte er zuerst auf, sorgte für Speise, Trank und das nöthige Geld und nahm ihn dann als Gast in seine Junggesellenwirthschaft, wo dieser jedenfalls bis nach dem 15. Juli 1510 blieb und seine „Officina litteraria“ aufschlug, aus der die zwei Bücher der Querelae ausgingen. Wahrscheinlich wohnte er in der Regentie selbst. Augenscheinlich war H. den Humanisten zugethan, mit ihm die Männer, welche Hutten als sedecimviri Gymnasii (d. h. der Universität) Rostochiensis feiert, darunter Peter Boye (Allg. d. Biogr. III. S. 219), Nicolaus Louwe und der bekannte Gegner der Reformation, Bartoldus Moller. Rector der Universität wurde er zuerst im Herbst 1517, dann wieder 1521, 24 und 28 (nicht aber 29). Durch seine Gelehrsamkeit und sein Festhalten am alten Glauben war er so berühmt, daß Bischof Johann Kievel von Oesel sich mit ihm wegen Errichtung einer Universität (Gymn. illustre) zu Dorpat oder Alt-Pernau in Verbindung setzte, 1522 oder Anfang 1523 besuchte H. deshalb Lievland; am 16. Juli 1523 schrieb ihm noch der Bischof. Gegen Luther’s Lehre, sein „Achillicum“, vom servum arbitrium trat er 1527 mit theologischen Thesen hervor, die völlig im Sinne des Erasmus von Rotterdam sich für den von Gott den Menschen verliehenen freien Willen, das liberum arbitrium, aussprachen. Diese Thesen sind jetzt aus der Sammlung kleiner Druckstücke, die sich H. in D. Dionysii Carthusiani in quatuor Evang. enarrationes einbinden ließ, verschwunden. Da seine Bücher später der Karthause Marienehe bei Rostock gehörten, so war er unzweifelhaft selbst Karthäuser. Da auch das bekannte „Moelenleeth“ (Lisch, Jahrb. 4, 161. 22, 243, Wackernagel, Bibl. des deutschen Kirchenl. Nr. 97) nur in einem seiner Bücher angebunden sich erhalten hat, ist er vielleicht als der Verfasser anzusehen. Die Rostocker Universitäts-Bibliothek hat es jetzt aus dem Bande herauslösen lassen. 1535 und im Winter 1538 auf 1539 war er noch Decan der philosophischen Facultät, am 5. Februar 1539 promovirte er Arnold Burenius (Allg. d. Biogr. III. 586). Sein Todesdatum ist nicht bekannt.

Rostocker Etwas 3. S. 601. 602. 810. 813 f.; 4. S. 10. 36. Krey, Andenken, S. 59. Lisch, Jahrb. 4, 171; daraus O. Krabbe, Univ. Rostock [603] 268. 320. 345. 384 f. Hutteni Opera ed. Ed. Böcking I. p. 10 ss., III. p. 51. Supplem. p. 360 ss. H. Hildebrand, Die Arbeiten für das liev-, est- und kurländische Urkundenbuch. Riga 1877, S. 88.