Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Goswin von Marienberg“ von Alfons Huber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 411, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goswin_von_Marienberg&oldid=- (Version vom 11. Mai 2024, 02:45 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Goswin
Nächster>>>
Gosswin, Anton
Band 9 (1879), S. 411 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Goswin von Marienberg in der Wikipedia
Goswin von Marienberg in Wikidata
GND-Nummer 100943330
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|411|411|Goswin von Marienberg|Alfons Huber|ADB:Goswin von Marienberg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100943330}}    

Goswin von Marienberg ist der erste tirolische Chronist. Ueber sein Leben erfahren wir nur wenig und zwar fast nur aus seinem Werke. Vom Mutterschoße an, wie er sagt, von der Habe des Klosters Marienberg ernährt, bereitete er sich dort zur Zeit der furchtbaren Pest von 1348, welche alle Brüder des Stiftes bis auf ihn, den Abt Wyso, einen Priester und einen Laienbruder hinwegraffte, auf die Priesterweihe vor, die er im folgenden Jahre erhielt. Da nun Mönche aus verschiedenen Gegenden ins Kloster berufen wurden und in Folge dessen der Chorgesang gar nicht mehr harmonirte, setzte G. die Melodien in Noten, zu welchem Zwecke ihm der Abt selbst einen großen Theil des Antiphonars vorsang. Im J. 1374 erscheint er als Prior des Stifts. Am 1. April dieses Jahres ernannte ihn Leopold III. von Oesterreich, bei dem er in hohem Ansehen stand, zu seinem Caplan. Am 30. Juli dieses Jahres wurde er von einer ansteckenden Krankheit, die im Lande wüthete, ergriffen, doch genas er. Sein Todesjahr ist unbekannt, ebenso die Zeit der Abfassung seiner Chronik, die er selbst „Registrum monasterii Montis sancte Marie“ nannte. Sie sollte nach seiner eigenen Angabe die denkwürdigeren Thaten der Aebte vom ersten, Albrecht (c. 1130) bis auf Wyso († 9. Mai 1362) erzählen. G. handelt darin ohne Ordnung und Rücksicht auf Zeitfolge von den Schicksalen des Klosters, dessen Gründern, Wohlthätern und Bedrängern, wobei er auch für die Geschichte Tirols besonders in der Zeit Ludwig des Brandenburgers und in dem ersten Jahre der habsburgischen Herrschaft manche werthvolle und, von den Jahrzahlen abgesehen, auch zuverlässige Nachrichten bringt; das dritte und letzte Buch enthält Abschriften von verschiedenen für das Kloster wichtigen Urkunden. – Das Original dieser Chronik befindet sich im Stifte Marienberg im Vintschgau. Eine genaue Abschrift, aber ohne Ausscheidung der späteren Zusätze und Fortsetzungen besitzt das Ferdinandeum in Innsbruck (Bibl. Dipauliana Nr. 1319). Bruchstücke daraus sind gedruckt bei Eichhorn, Episcop. Curiensis Cod. prob. p. 124 ff. und bei A. Huber, Geschichte der Vereinigung Tirols mit Oesterreich S. 121 ff. und 272–276. Eine unvollständige und sehr freie Uebersetzung lieferte J. Röggel in den Beitr. z. Gesch., Statistik etc. von Tirol und Vorarlberg 1, 69–165 (Innsbruck 1825). Eine Ausgabe nach dem Orig. von P. Basilius Schwitzer (als 2. Theil der tirol. Geschichtsq. Innsbruck, Wagner) ist im Druck.

Vgl. auch J. Egger, Die ältesten Geschichtschreiber, Geographen und Alterthumsforscher Tirols. Innsbruck 1867. S. 3–5.