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Artikel „Godesheim, Udalrich von“ von Theodor Lindner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 317–318, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Godesheim,_Udalrich_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 06:01 Uhr UTC)
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Band 9 (1879), S. 317–318 (Quelle).
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Godesheim: Udalrich von G. (auch von Cosheim, Goscezheim, wahrscheinlich das heutige Goßheim nordwestlich von Donauwörth), † 1083, war einer der einflußreichsten und zugleich getreuesten Freunde und Räthe Heinrichs IV. Er gehörte zu jenem Kreise, den der König, als er selbständig zu regieren anfing, nicht mit Unrecht mißtrauisch gegen die großen Fürsten, um sich sammelte und von dem die Heinrich feindlichen Schriftsteller mit so großem Hasse reden. Als im Jahre 1073 ein gewisser Regenger vorgab, vom Könige zur Ermordung mehrerer Fürsten, namentlich des Herzogs Rudolf von Schwaben gedungen zu sein, erbot sich Udalrich, Heinrichs Unschuld im Zweikampfe zu erweisen; doch Regenger’s plötzlicher und schrecklicher Tod machte denselben überflüssig. Gewiß hat Udalrich an dem Kriege gegen die Sachsen den lebhaftesten Antheil genommen, da er im Verlaufe desselben mit Burgen und Besitzungen in der Mark Meißen beschenkt wurde. An den Zerwürfnissen, in welche Heinrich mit Gregor VII. gerieth, soll Udalrich besondere Schuld getragen haben, und gehörte er auch zu den fünf königlichen Räthen, welche Gregor auf der Fastensynode von 1075 excommunicirte, aber ohne deren Entfernung vom Hofe zu erreichen. Darüber kam es zu völligem Bruche, zu der bekannten Absetzung Gregors, der darauf seinerseits den König bannte. Heinrich, um nicht den Thron zu verlieren, mußte die schmählichen [318] Bedingungen annehmen, welche ihm die in Tribur versammelten Fürsten auferlegten, und zu ihnen gehörte auch die Verweisung Udalrichs, zu der er sich wirklich entschloß. Auch bei der Aussöhnung mit Gregor in Canossa verlangte dieser ausdrücklich, daß Heinrich Udalrich von sich fern halte. Als jedoch der König, nach Deutschland zurückgekehrt, den Kampf mit seinen Feinden aufnahm, war Udalrich einer der ersten, die zu ihm eilten. Auch auf dem Römerzuge war er der Begleiter seines Herrn, und als dieser Ende Juli 1083 das nur theilweise eroberte Rom wieder verließ, fiel dem Getreuen die schwierige Aufgabe zu, eine in Eile auf einer Anhöhe bei der Peterskirche errichtete Verschanzung während der Abwesenheit des Königs zu halten. Aber dem römischen Sommerfieber vermochte der Kriegsmuth Udalrichs nicht zu widerstehen; er selbst und die meisten seiner 400 Ritter erlagen ihm in kurzer Zeit, so daß die Römer die von Vertheidigern entblößte Feste niederreißen konnten. Wie bedeutend Udalrichs Einfluß gewesen sein muß, sieht man aus der Erbitterung seiner Gegner; Bruno erzählt, die Sachsen hätten ihn statt Godesheim „Godeshaz“ genannt: „quia dei timorem penitus abjecerat et vere ex odio dei venerat“ und Bernold bezeichnet ihn geradezu als „Urheber und Betreiber der Kämpfe gegen den Papst“. – Wenck hat das bei Frankfurt ansässige und später so bedeutende Geschlecht der Eppensteine von Udalrich ableiten wollen, indem er irrig das Städtchen Kostheim als dessen Heimath annahm.

Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit III, 1.