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Artikel „Bernold von Constanz“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 469–470, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernold_von_Konstanz&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 16:03 Uhr UTC)
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Bernold von Constanz, Geschichtschreiber, † 1100. In der Bisthumsschule zu Constanz zum Geistlichen erzogen, war B. vorzüglich der Schüler des Bernhard, eines in jener Zeit berühmten Geistlichen, welcher später in Hildesheim als Lehrer thätig war, 1080 Mönch wurde, vielleicht in Corvey, und 1088 gestorben ist. Bernhard war ein so eifriger und rücksichtsloser Vorkämpfer der Grundsätze Gregors VII., daß selbst B. ihm entgegentrat, obgleich er derselben Richtung vollkommen ergeben war. Schon 1076 war er auch als Schriftsteller thätig und betheiligte sich durch verschiedenen Schriften an dem damals sehr lebhaften geführten Streite über die Durchführung des Cölibats und das Verbot der Investitur von Laienhand. Im J. 1079 finden wir ihn auf der römischen Fastensynode, und als eifriger Vorkämpfer der strengkirchlichen Partei erhielt er 1084 vom Cardinallegaten Odo von Ostia zu Constanz die Priesterweihe; am 11. Aug. 1086 theilte er im Heere des Gegenkönigs Hermann die Freude über den Sieg bei Bleichfeld. Um dieselbe Zeit ist er Mönch im Kloster St. Blasien geworden, später aber in das nach Hirschauer Regel neu reformirte Kloster Schafhausen übergetreten und hier am 16. Sept. 1100 gestorben. Bis kurz vor seinem Tod, bis zum 3. Aug. 1100, hat er seine Chronik fortgeführt, deren Autograph sich noch erhalten hat und in der Münchner Bibliothek verwahrt wird. Aus diesem entnehmen wir, daß die Chronik bis 1073 im Zusammenhang niedergeschrieben ist; anfangs aus allgemeinen bekannten Quellen schöpfend, zuletzt aus der Chronik Hermanns des Lahmen und der Fortsetzung derselben von Berthold, hat B. von 1055 an auch schon selbständig gearbeitet, von 1073 an aber die Erzählung gleichzeitig mit den Ereignissen fortgeführt, wie von 1084 an auch die mit fortwährend wechselnder Schrift und Dinte eingetragenen Sätze zeigen. Er hat von vielen Seiten Nachrichten erhalten, und was er selbst erlebte, berichtet, in voller Begeisterung für die kirchliche Partei, der er angehörte. Doch strebt er nach Wahrheit und beschränkt sich gewöhnlich auf einen kurzen thatsächlichen [470] Bericht. Als Quelle für jene Zeit ist diese Chronik von hohem Werth, sowie auch Bernolds zahlreiche Streitschriften recht lebendig in die Denkungsart jener Kreise einführen. Sie sind 1791 von Ussermann herausgegeben in Germaniae Sacrae Prodomus, Vol. II. Die Chronik nach dem Autograph von Pertz, Mon. Germ. SS. V. Uebersetzung von E. Winkelmann 1863.

Vgl. W. v. Giesebrecht, Gesch. der Kaiserzeit, 3. Ausg. III. 1033. Wattenbach, Deutschl. Geschichtsquellen II. 42.