ADB:Berthold von der Reichenau
Hermanns des Lahmen, an dessen Sterbebette er 1054 stand. Von Hermann aufgefordert, dessen unvollendete Arbeiten auszuführen, unternahm er auch die Fortsetzung der Chronik, welcher er zunächst ein kurzes, aber mit liebevoller Wärme geschriebenes Lebensbild seines verstorbenen Lehrers anfügte. Dann beschrieb er die folgenden Ereignisse in Hermanns maßvoller Weise, vom kaiserlichen Standpunkte aus. Sein Werk ist uns leider nur bis 1066 in zuverlässiger Form erhalten. In einer etwas späteren Compilation folgt dann eine weitere Fortsetzung bis 1080, die von 1073 an sehr ausführliche und werthvolle Nachrichten enthält, welche von einem eifrigen Gregorianer herrühren. Man hat sie bisher ebenfalls B. zugeschrieben, der dann nach dem Ausbruch des Streites zwischen Staat und Kirche seine Ansicht verändert haben müßte. Es wäre das nicht unmöglich, zumal da auch sein Kloster Reichenau von Uebergriffen des Hofes zu leiden hatte. Doch sind die in neuester Zeit von Schulzen dagegen vorgebrachten Gründe nicht ohne Gewicht. Er hält Bernold für den Verfasser, der dann in seine eigene Chronik nur einen kurzen Auszug dieser ausführlicheren Darstellung eingetragen haben würde. Bernold erwähnt zum Jahr 1088 den Tod eines von ihm sehr gepriesenen, hochbetagten Lehrers Bertold; wenn dieser, wie sehr wahrscheinlich, der unsrige ist, so muß er der päpstlichen Partei angehört haben.
Bertold von Reichenau, † 1088. Mönch im Kloster Reichenau, war B. ein Schüler des hochgefeierten Lehrers,- Vgl. die Ausgabe von Pertz, Mon. Germ. SS. Vol. V. W. v. Giesebrecht, Gesch. der Kaiserzeit (3. Ausg.) III, 1032–1037. Wattenbach, Deutschl. Geschichtsq. II, 41.