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Artikel „Glatz, Kaspar“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 220–221, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Glatz,_Caspar&oldid=- (Version vom 16. Oktober 2024, 02:04 Uhr UTC)
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Glatz: Kaspar G., auch Glacius und Glatius genannt, Zeitgenosse der Reformatoren und lutherischer Theologe, stammt aus dem Orte Rieden in der Augsburger Diöcese; es scheint aber nicht mehr auszumachen, aus welchem der mehreren dieses Namens. Von seinen früheren Erlebnissen ist nichts bekannt. Im J. 1523 kam er nach Wittenberg, wahrscheinlich nicht mehr ganz jung. In demselben Jahre oder im folgenden ward er hier Doctor der Theologie und hielt dann, wie es scheint, auch Vorlesungen. Nicht lange darauf wurde er jedoch nach Orlamünde geschickt, dessen Pfarre mit dem Archidiaconat an der Schloßkirche in Wittenberg verbunden war, d. h. der Archidiaconus bezog die Einkünfte, mußte aber die Pfarre in Orlamünde durch einen Vicar verwalten lassen. Als Carlstadt, der dieses Archidiaconat inne hatte und im September 1523 nach Orlamünde gekommen war und nach Verdrängung des dortigen Vicars (Glück oder Glitsch) selbst das Pfarramt dort angetreten hatte (vgl. [221] Band III. S. 12), in Folge der bekannten Vorgänge das Kurfürstenthum verlassen mußte und des Archidiaconats verlustig erklärt war, ernannte das Capitel der Stiftskirche am 27. August 1524 G. zum Vicar in Orlamünde. In der letzten Hälfte des October trat er sein Amt daselbst an. Um diese Zeit war es, daß Luther daran dachte, ihm Catharina v. Bora zur Frau zu geben, falls Baumgärtner, dem er am 12. October 1524 deshalb geschrieben hatte, nicht mehr daran denken sollte, sie heirathen zu wollen. Aber Catharina wollte von G. nichts wissen (vgl. Band III. S. 151). In Orlamünde hatte G. eine schwierige Stellung, theils durch die Unruhen, welche Carlstadt dort verursacht hatte, theils vermöge des lästigen Verhältnisses zum Wittenberger Archidiaconat, dem er die Einkünfte zu zahlen hatte. Die Streitigkeiten, in welche ihn dieses letztere verwickelte, werden dann auch veranlaßt haben, daß er im J. 1536 seines Amtes entsetzt ward; er erhielt es aber, nachdem sein Nachfolger Liborius im J. 1539 gestorben war, wieder. Als Pastor zu Orlamünde hat er im J. 1548 zu Weimar „der Prediger der Jungen Herrn, Johann Friderichen, Hertzogen zu Sachssen etc. Sönen[WS 1], Christlich Bedencken auf das Interim“ nach Amsdorf und Menius an dritter Stelle mit unterschrieben. Im J. 1551 ist er gestorben.

Vgl. Luther’s Briefe, herausgegeben von de Wette, an den im Register zum 6. Bande (von Seidemann) genannten Stellen. Ferner: Christophori Henrici Loeberi historia ecclesiast. quae ephoriam Orlamundanam describit, Jenae 1702, 8°. Salig, Historie der Augsburger Confession, Band I. S. 531.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Dies sind Johann Friedrich der Mittlere, Johann Wilhelm I. und Johann Friedrich III., in deren Namen der ernestinische Landesteil während der Haft ihres Vaters regiert wurde.