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Artikel „Giesebrecht, Friedrich Gustav Theodor“ von Wilhelm von Giesebrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Giesebrecht,_Friedrich&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 02:50 Uhr UTC)
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Giesebrecht: Friedrich Gustav Theodor G., Theologe, der vierte Sohn Benjamins G., geb. den 5. Juli 1792 zu Mirow, † daselbst den 3. Mai 1875. Bis zum 22. Jahre lebte er in steter Gemeinschaft mit seinem Zwillingsbruder Ludwig (s. die vorstehende Biographie desselben); erst nach der Schlacht an der Katzbach trennten sich ihre Lebenswege. Auch F. erkrankte schwer unter den Anstrengungen des schlesischen Feldzuges, kehrte aber nach seiner Genesung zu seinem Regiment zurück und nahm an der Einschließung von Mainz Antheil. Mit der Armee ging er dann über den Rhein und gelangte bis Pont à Mousson, wo er abermals in eine bedenkliche Krankheit verfiel, aber unter der liebreichen Pflege barmherziger Schwestern genas. Nach dem ersten Pariser Frieden erhielt er seine Entlassung und kehrte nun nach Berlin zur Vollendung seiner theologischen Studien zurück. Schleiermacher und Neander waren es besonders, denen er seine wissenschaftliche Bildung verdankte. Schon im Frühjahr 1816 übernahm er, zuerst als Adjunct seines Vaters, das Pfarramt zu Mirow, welches er dann bis zu seiner Emeritirung im J. 1865 bekleidete. Bei der kirchlichen Eintheilung des Landes in Präposituren wurde er zum Präpositus ernannt und bei seinem Dienstjubiläum ihm der Titel eines Consistorialraths ertheilt. Früh hatte er sich verheirathet, aber die Ehe war kinderlos geblieben und die Gattin wurde ihm nur zu bald durch den Tod entrissen. Stets eine stille, in sich gekehrte Natur schloß er sich seitdem immer mehr von dem Umgange mit Andern ab. Er lebte nur seinem Amte und seinen Büchern. Ein sehr eifriger Prediger, widmete er zugleich, auch darin seinem Vater ähnlich, dem Unterricht der Jugend die größte Sorgfalt: bei Wind und Wetter sah man ihn als hochbetagten Mann noch allein auf die entlegenen Dörfer seines Sprengels hinauswandern, um die Schulen zu besuchen. Allem hierarchischen Wesen und jeder kirchlichen Exclusivität Feind, trat er offen einer dahin zielenden Richtung entgegen, die unter der mecklenburgischen Geistlichkeit breiten Boden gewann; er hatte deshalb manche Anfechtungen zu erdulden, aber auch seine Gegner mußten den Ernst seiner christlichen Gesinnung unangetastet lassen. Er galt für einen der gelehrtesten Theologen des Landes und lange Zeit konnte man seiner Mitwirkung beim theologischen Examen nicht entbehren. Größere Werke hat er nicht veröffentlicht; kleinere wissenschaftliche Abhandlungen von ihm finden sich in der von Tholuck und Neander begründeten „Deutschen Zeitschrift für christliche Wissenschaft und kirchliches Leben“ und der „Damaris“ seines Bruders Ludwig. Außerdem sind mehrere Predigten von ihm gedruckt. Eine besondere Erquickung fand er in dem Liederschatz der evangelischen Kirche, und er bemühte sich ihn zu vermehren. Eine Sammlung Kirchenlieder ließ er 1821 zu Neu-Brandenburg unter dem Titel: „Versuch geistlicher Lieder im Bibel- und Volkston“ drucken; später erschienen „Geistliche Lieder wider die Kirchenstürmer“ (Neu-Strelitz 1847). Andere Lieder sind in der praktisch-theologischen Zeitschrift von Ohly veröffentlicht. Noch als ein Greis von achtzig Jahren dichtete er einen Cyclus geistlicher Sonette, den er im Manuscript hinterließ.