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Artikel „Giesebrecht, Benjamin Christian Heinrich“ von Wilhelm von Giesebrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 156–157, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Giesebrecht,_Benjamin&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 13:23 Uhr UTC)
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Giesebrecht: Benjamin Christian Heinrich G., Theologe, geb. den 6. Febr. 1741 zu Rostock als der Sohn eines dortigen Bürgers und Kammmachers, gest. den 26. April 1826 zu Mirow. Er verlor früh seinen Vater, welcher die Familie in bedrängten Verhältnissen zurückließ; die Mutter siedelte mit den Kindern nach Anclam über, wo G. seine Schulbildung erhielt. Die Leiden des siebenjährigen Krieges veranlaßten seine erste schriftstellerische Arbeit: „Empfindungen eines Jünglings bei dem traurigen Kriegsschicksal seines Vaterlandes“ (Rostock 1760, anonym); er hatte selbst dieses Schicksal zu spüren, denn vor preußischen Werbern mußte er sich mit einem Bruder aus Anclam auf mecklenburgisches Gebiet flüchten. 1761 bezog er die Universität Halle, um Theologie zu studiren; während seiner Universitätszeit erschien anonym ein dichterischer Versuch: „Die Schöpfung der Natur“ (Halle 1762). Eine lateinische Elegie gewann ihm nach der Rückkehr in seine Heimath Gönner, und im J. 1769 wurde ihm die Pfarrei zu Mirow übertragen, einem Marktflecken in Mecklenburg-Strelitz. Der Ort ist nicht ohne historische Erinnerungen. Im 13. Jahrhundert wurde hier eine Johannitercomthurei begründet, die bis zum westfälischen Frieden im Besitz des Ordens blieb, dann säcularisirt wurde und dem mecklenburgischen Herzogshause zufiel; Fürsten des Hauses haben dann zeitweise in Mirow residirt und für ihren Hofhalt zwei Schlösser gebaut; in der stattlichen Pfarrkirche ist noch jetzt das Erbbegräbniß der Großherzoge von Mecklenburg-Strelitz. In dem jungen Theologen wurde der historische Sinn geweckt, welcher dann auf seine ganze Nachkommenschaft übergegangen ist. So eifrig G. sein Predigtamt versah, blieb er doch seinen litterarischen Neigungen getreu. Er veröffentlichte [157] eine Umschreibung des ersten Buchs Mosis, Zwei Abtheilungen (Rostock 1784. 1785) und behandelte in Gelegenheitsschriften Zeitfragen, besonders pädagogischer Art. Der Hebung der Schulen in seinem Sprengel nahm er sich besonders an; unter seiner Einwirkung hob sich die Mirower Schule so, daß vierzehnjährige Schüler derselben in den oberen Classen der Berliner Gymnasien Aufnahme fanden und dort durch ihre Leistungen glänzten. Im J. 1771 hatte sich G. mit einer Tochter seines Amtsvorgängers verheirathet, und die Ehe war reich mit Kindern gesegnet. Im Pfarrhause herrschte große Einfachheit, aber ein reges geistiges Leben. Die Familie traf das schwere Geschick, daß die Mutter 1790 unheilbar erblindete, aber sie blieb doch noch 33 Jahre die eigentliche Seele des Hauses, auf ihren Gatten und ihre Kinder, von denen sie die jüngeren nie gesehen hat, von dem bestimmendsten Einfluß. G. hatte das seltene Glück, vier reichbegabte Söhne zu den Mannesjahren gelangen zu sehen, die in ihrer Weise das Werk des Vaters fortsetzten. Wie verschieden auch sonst, waren sie in aufrichtiger Frömmigkeit, in der Lauterkeit ihrer ganzen Gesinnung, in der Liebe zu Kunst und Wissenschaft, in dem Eifer für das Schulwesen sich völlig gleich. Der Jüngste derselben trat in das Pfarramt seines Vaters ein, als dieser die Abnahme seiner Kräfte nach mehr als vierzigjähriger Amtswirksamkeit fühlte.

Das Pfarrhaus zu Mirow, verfaßt von Julie Adler, einer Enkelin Benjamins G., und nach ihrem Tode (12. Febr. 1870) 1871 zu Halle für die Familienglieder gedruckt. Nekrolog d. D. V. S. 425 ff.