ADB:Gerold (Bischof von Oldenburg)

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Artikel „Gerold, Bischof von Oldenburg“ von Hans Prutz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 41–42, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerold_(Bischof_von_Oldenburg)&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 13:20 Uhr UTC)
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Gerold, Bischof von Oldenburg (Lübeck) 1155–63, einer der verdientesten Vorkämpfer christlicher und deutscher Cultur in den slawischen Landschaften jenseits der Elbe und besonders in Holstein. Gerold’s Herkunft und Geburtsjahr sind unbekannt. Gelehrt, sittenstreng und zur Ascese geneigt, war G., bisher Vorsteher der Klosterschule und Canonicus zu Braunschweig, im Begriff als Mönch in das Kloster Riddagshausen einzutreten, als er auf Empfehlung der Herzogin Clementia, der Gemahlin Heinrichs des Löwen, die für ihren in Italien abwesenden Gemahl Sachsen verwaltete und G. als herzoglichen Caplan kennen und schätzen gelernt hatte, als Nachfolger des am 12. Decbr. 1154 verstorbenen hochverdienten Vicelin zum Bischof von Oldenburg in Holstein erwählt wurde. Erzbischof Hartwig I. von Bremen, mit dem Sachsenherzog verfeindet und seinem Sprengel fern in Merseburg weilend, verweigerte unter nichtigen Vorwänden dem gut herzoglich gesinnten G. die bischöfliche Weihe; derselbe ging in Folge dessen nach Italien, kam im Gefolge Heinrichs des Löwen nach Rom und wurde auf dessen Verwendung von dem dem Herzog für seine Hülfe gegen den römischen Aufstand am Tage der Krönung Friedrichs I. zu Dank verpflichteten Papste Hadrian IV.[WS 1] am 19. Juni 1155 zum Bischof geweiht. Nach Deutschland zurückgekehrt, sah sich G. anfangs durch die Feindschaft des Bremer [42] Erzbischofs an jeder ersprießlichen Wirksamkeit gehindert; als er durch Heinrich den Löwen mit demselben versöhnt, nach Wagrien in seinen bischöflichen Sprengel kam, fand er die Zustände in demselben traurig zerrüttet. Mit um so rastloserem Eifer warf sich G. in die Missionsthätigkeit, deren Erfolg freilich vielfach dadurch beeinträchtigt wurde, daß die Slawen die Annahme des Christenthums verweigerten, um den, wie sie meinten, von demselben unzertrennlichen Bedrückungen durch die Deutschen zu entgehen. Allmählich jedoch besserte sich die Lage: nicht blos Heinrich der Löwe, auch Adolf von Schauenburg, der Graf von Holstein, stattete das oldenburger Bisthum freigebig aus und leistete der Mission nachdrücklich Vorschub; überall erstanden neue Kirchen, deutsche Ansiedler brachten eine höhere Cultur ins Land; die Bekehrung der Slawen machte Fortschritte, besonders seit der Fürst Pribislaw zum Uebertritt bestimmt war. Die nach dem Tode Vicelins von dem Bisthum abgefallene und zu dem Sprengel von Hamburg geschlagene Kirche von Neumünster (Faldera) für Oldenburg wiederzugewinnen gelang G. jedoch nicht. Die Verlegung des bischöflichen Sitzes nach dem aufblühenden Lübeck eröffnete den Pflanzungen Gerold’s noch bessere Aussichten: die Weihe der neuen Kirche (Mai 1163) in dem künftigen Bischofssitz war das letzte Werk Gerolds: gleich danach erkrankte G. auf einer Rundreise durch seinen Sprengel zu Segeberg und starb daselbst den 13. August 1163.

Vgl. Helmold, Chron. Slav. lib. I.; Prutz[WS 2], Heinrich der Löwe; Dehio[WS 3], Geschichte des Erzbisthums Hamburg-Bremen bis zum Ausgang der Mission, Bd. 2.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hadrian IV. (um 1100–1159), englischer Papst.
  2. Hans Prutz (1843–1929), Historiker.
  3. Georg Dehio (1850–1932), Historiker, Maler.