ADB:Gerold (Graf in der Baar)

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Artikel „Gerold, Graf“ von Bernhard von Simson in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 40–41, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerold_(Graf_in_der_Baar)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:12 Uhr UTC)
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Gerold, Graf, Schwager Karl des Großen, † 1. September 799. Er war ein Schwabe, ein Bruder von Karls Gemahlin Hildegard († 30. April 783) von der wir wissen, daß sie von sehr edler Herkunft war und durch ihre Mutter Imma dem früheren alamannischen Herzogsgeschlechte angehörte. In Urkunden aus den Jahren 786 und 790 kommt G. als Graf in der Baar (Berchtoldsbaar) vor. Bei der Ordnung der Verhältnisse Baierns, nach der Absetzung des Herzogs Tassilo, stellt Karl ihn an die Spitze dieses Landes. Als Praefectus [41] Baioàriae und Markgraf der Ostmark nahm G. hervorragenden Antheil an dem Kriege gegen die Avaren, dessen Fortführung nach dem Jahre 791 Karl hauptsächlich ihm und dem Markgrafen Erich von Friaul (s. d.) sowie seinem Sohne dem Könige Pippin von Italien überließ. Im Jahr 799 sah sich Karl jedoch sowohl Gerolds als Erichs beraubt. G. fiel in einem Treffen mit den Avaren am 1. Septbr. 799. Nach Einhard, welcher den Hergang in seinem Leben Karls am ausführlichsten erzählt, wurde der Graf getödtet, als er zu Roß seine Streitmacht zum Kampfe ordnete und ermahnte. Auch Alkuin zeigt sich in einem Briefe an den Erzbischof Arno von Salzburg tief erschüttert von dem gleichzeitigen Verluste der beiden wackeren Heerführer, „der tapfern Männer, welche die Grenzen des christlichen Reichs hüteten und erweiterten.“ Abgesehen von dem Kriege gegen die Avaren, soll G. auch an den Kämpfen gegen Sachsen und Slaven theilgenommen haben. Seine Gebeine wurden nach Reichenau gebracht und dort bestattet. Dies Kloster hatte G., welcher keinen Erben hinterließ, nämlich mit reichen Besitzungen bedacht und blieb daselbst in gefeiertem Andenken. Seine Grabschrift ist vielleicht von Walahfrid Strabo verfaßt; in der Vision des Wettin wird er sogar zu den Märtyrern gezählt, weil er in der Vertheidigung der Christenheit gegen Ungläubige den Tod gefunden hatte. Auch dem Kloster St. Gallen hatte G. schon früher eine reiche Schenkung übertragen, und selbst die Stiftung einer Kapelle in Paderborn scheint ihm zugeschrieben zu werden. Spätere Quellen nennen ihn den frommen Bannerträger (signifer) Karls des Großen; die Sage, in der sein Name fortlebte, machte G. zum Herzog von Schwaben und wollte es auf ihn zurückführen, daß die Schwaben das Ehrenrecht des Vorstritts in den Reichskriegen erhielten (s. besonders den Schwabenspiegel). – Als ein Bruder Hildegards und Gerolds wird der Graf Ulrich[WS 1] im Argengau und Linzgau, Stammvater der Grafen von Bregenz und Buchhorn, genannt. Von diesem erzählt der Mönch von St. Gallen die bekannte Anekdote, wie er nach dem Tode seiner Schwester bei Karl in Ungnade fällt, jedoch infolge einer Erinnerung an die geliebte Frau (wie Einige verstehen, durch den Reim eines Spielmannes) von demselben sogleich wieder in Gnaden aufgenommen wird.

Vgl. namentlich Stälin, Wirtembergische Gesch. I. 246–247.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Udalrich I. (um 760–807). Siehe auch Wikipedia: Udalrichinger