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Artikel „Einhard“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 759–760, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Einhard&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 00:07 Uhr UTC)
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Einhard, früher allgemein und oft auch schon von Zeitgenossen Eginhard genannt, was die ursprüngliche Form desselben Namens ist; er selbst schrieb sich Einhart, dem damals noch lebendigen Lautgesetz entsprechend, nach welchem wir auch Bernhart schreiben müßten. Um 770 im Maingau von edlem Geschlecht geboren, erhielt E. einen gelehrten Unterricht im Kloster Fulda, und wurde vom Abt Baugulf wegen seiner ungewöhnlichen Fähigkeiten an den Hof Karls des Großen geschickt, wo er in der Hofschule sich weiter ausbildete. Trotz seiner sehr unansehnlichen Gestalt gewann er durch seine Kenntnisse und seine Liebenswürdigkeit allgemeine Anerkennung, und bald auch das vollste Vertrauen des Kaisers. Sehr geschickt in kunstreicher Arbeit, erhielt er nach dem Werkmeister der Stiftshütte den Beinamen Beseleel, und wahrscheinlich auch die obere Leitung der Bauten Karls. Auch bei Ludwig d. Fr. stand er in hoher Gunst, wurde 817 dem jungen Lothar als Rath beigegeben, und bemühte sich, den Frieden aufrecht zu erhalten, die Empörung der Söhne zu verhindern. Als aber seine Bemühungen vergeblich waren, zog er sich ganz von Staatsgeschäften zurück. Schon 815 hatte er vom Kaiser Landbesitz im Odenwald zu Michelstadt erhalten, hier gedachte er ein Kloster zu gründen, für welches er sich 827 den nach den Begriffen der Zeit unschätzbaren Besitz der Gebeine der Märtyrer Marcellinus und Petrus verschaffte. Eine Vision veranlaßte ihn aber, die Reliquien nach Mühlheim am Main zu führen, wo er eine Abtei stiftete, nach welcher der Ort später Seligenstadt genannt wurde. Obgleich Abt mehrerer Klöster war E. nicht Geistlicher; seine Gemahlin Imma war vermuthlich die Schwester des Bischofs Bernhar von Worms, daher nicht Karls d. Gr. Tochter. Die bekannte Sage von Eginhard und Emma, welche schon in der Lorscher Chronik aus dem 12. Jahrhundert erzählt wird, ist irrthümlich an diese bekannteren Namen angeknüpft (vgl. d. Art. Angilbert, I. 460). Im J. 836 verlor E. seine geliebte Gattin, am 14. März 840 starb er selbst.

E. hat es in einer fast fehlerfreien lateinischen Ausdrucksweise im Mittelalter am weitesten gebracht. Sueton war sein Vorbild für das schöne Lebensbild, welches er von Karl dem Großen mit warmer Anhänglichkeit entworfen hat. Außerdem galt er für den Verfasser der Jahrbücher, welche in lichtvoller [760] gedrängter Darstellung über die Zeit von 741–829 vorhanden sind, doch ist seine Autorschaft mit guten Gründen angefochten werden. In einer mehr kirchlich gefärbten Darstellung hat E. 830 jene Uebertragung der Märtyrer Petrus und Marcellinus beschrieben, mit zahlreichen Wundergeschichten; ob auch die Geschichte ihres Martyriums in rhythmischer Form von ihm verfaßt ist, ist zweifelhaft. Außerdem ist uns eine Sammlung seiner Briefe aus dem letzten Jahrzehnt erhalten.

Vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter II. §. 8. Ausg. der Werke mit franz. Uebers. von Teulet in 2 Bänden, Paris 1843. Vita Caroli und Annales von Pertz Mon. Germ. I. II. Vita und Briefe von Jaffé, Bibl. Rer. Germ. IV. Zweite Sep.-Ausg. der V. Caroli 1876. Uebers. ders. und der Jahrb. von O. Abel in der Sammlung der Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit.