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Artikel „Gerhard, Karl Abraham“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 772–773, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerhard,_Carl_Abraham&oldid=- (Version vom 10. Oktober 2024, 23:31 Uhr UTC)
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Band 8 (1878), S. 772–773 (Quelle).
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Gerhard: Karl Abraham G., ein als Mineralog berühmter Naturforscher, geb. am 26. Febr. 1738 zu Lerchenbrunn bei Liegnitz, gest. am 9. März 1821 zu Berlin. G. genoß in seiner Jugend den gewöhnlichen Schulunterricht und bezog alsdann die Universität Frankfurt a. O. um sich dem Studium der Medicin zu widmen. Mit einer Abhandlung: „De Granatis Silesiae et Bohemiae“ 1760 zum Doctor promovirt wendete er sich vorerst dem medicinischen Berufe zu, betrieb jedoch auch ferner physikalische und mineralogische Studien mit Vorliebe. Seinen hervorragenden Kenntnissen in diesen Fächern verdankte er eine Berufung als Oberbergbau- und Rechnungsrath, zugleich auch als Commissarius bei der Bergwerks- und Hüttenadministration in Berlin. Die [773] ersten größeren Publicationen Gerhard’s hielten sich auf dem medicinischen Gebiete: „Triga dissertationum physico-medicarum“, 1763 und „Materia medica“, die 1771 eine zweite Auflage erlebte; „Die Bärentraube, chemisch und medicinisch betrachtet“, 1763; mit seinen „Beiträgen zur Chymie und Geschichte der Mineralogie“ in zwei Bänden (1773 und 1776) betrat er ein neues Feld, auf dem seine Berufung nach Berlin ihm vielfache Gelegenheit zu ausgedehnten fruchtbaren Arbeiten bot. In dem zweiten Bande dieses Werkes stellte G. ein neues Mineralsystem auf, das sich dem auf rein künstliche Merkmale gegründeten gegenüber zweckmäßig durch eine natürliche Gruppirung der Mineralien auszeichnet, indem es sich bezüglich der höheren Stufen mehr auf chemische, jener der Species mehr auf äußere Anzeichen stützt. Dasselbe enthält zugleich auch technisch-wichtige Bemerkungen z. B. über den Steinkohlenbau. Später vervollständigte G. dasselbe in dem „Grundriß eines neuen Mineralsystems“ (1797). Jar’s metallurgische Reisen zur Untersuchung und Beobachtung der vornehmsten Eisen-, Stahl-, Blech- und Steinkohlenwerke, 1757–1769, die G. aus dem Französischen übersetzte, versah er mit zahlreichen Anmerkungen und vervollständigte dieses Werk durch zwei weitere Bände mit zahlreichen Kupfertafeln (1781). Inzwischen hatte G. 1779 den Titel eines geheimen Bergraths erhalten und war 1786 zum geheimen Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrath befördert worden. In seinen Amtsgeschäften rastlos thätig, fand er gleichwol fortwährend noch Muße zu schriftstellerischen Arbeiten. Schon 1779 war eine neue Abhandlung: „Beobachtungen und Muthmaßungen über den Granit und Gneis“ erschienen, welcher 1781–82 ein zweibändiges Werk „Versuch einer Geschichte des Mineralreichs“, eine seiner hervorragendsten wissenschaftlichen Leistungen, folgte. In letzterem Werke suchte er die systematische Mineralogie durch Betrachtungen über die Natur und Entstehung der Mineralien, sowie über die Entstehung und die Veränderungen der Gebirge zu erweitern und zu vervollständigen. Ein „Grundriß der Mineralogie“, 1786 war für die Benutzung bei Vorlesungen bestimmt. Sehr eigenthümliche Ansichten verfocht G. in einer Abhandlung: „Ueber die Verwandlung und den Uebergang einer Stein- und Erdart in die andere“, 1788, indem er zu beweisen suchte, daß z. B. der Kalk sich in Kieselerde verwandele und dadurch selbst ganze Gebirge in andere sich umbilden könnten. Außerdem schrieb G. eine Menge kleinerer Abhandlungen, welche in den Schriften der Berliner Akademie, in jenen der Berliner Gesellschaft naturf. Freunde, in Crell’s chemischen Annalen, in Höpfner’s[WS 1] Magazin für Naturkunde Helvetiens erschienen sind. Mit einer „Sammlung vermischter Schriften“ (1803) und den „Beobachtungen über die in Krystallen und Krystallmassen eingeschlossenen festen Körper“ (Abhandl. der Akademie der Wissensch. in Berlin 1814 und 1815) beschloß er seine reiche schriftstellerische Thätigkeit. G. war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin, München und der Ac. natur. curiosorum, dann der ökonomischen Gesellschaft in Petersburg, der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin, Frankfurt und Halle, außerdem Ritter des rothen Adlerordens. 1818 feierte G. sein 50jähriges Dienstjubiläum und starb 1821 in hohem Alter.

Ersch und Gruber’s Encyklopädie I. Sect. 60. 1855. S. 476; Meusel, G. T.; Poggend. Biogr. 880.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hupfner’s