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Artikel „Gaßner, Ferdinand Simon“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 406–407, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ga%C3%9Fner,_Ferdinand_Simon&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:11 Uhr UTC)
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Gaßner: Dr. Ferdinand Simon G., geb. am 6. Januar 1798 zu Wien, kam frühzeitig mit seinem Vater nach Karlsruhe, erhielt dort guten Violinunterricht und besuchte das Gymnasium, um sich zur Universität vorzubereiten. Da sich jedoch sein Talent zur Musik immer merklicher entwickelte, wählte er dieselbe als Lebensberuf und trat als Accessist in die großherzogliche Hofcapelle ein. Durch seine Composition einer Operette „Der Schiffbruch“, erregte er die Aufmerksamkeit Brandl’s, Danzi’s und Fesca’s, die ihn mit Rath unterstützten. 1816 kam er als Violinist an das neuerrichtete Nationaltheater nach Mainz und avancirte nach sechs Wochen zum Chorrepetitor und Stellvertreter des Musikdirectors. Gottfried Weber fand Gefallen an ihm, ward ihm Lehrer und Freund und übte großen Einfluß auf seine weitere Kunstbildung aus. Einige Jahre später ging G. als Universitäts-Musikdirector nach Gießen und erwarb dort die philosophische Doctorwürde; 1819 promovirt, trat er nun in die Reihe der Privatdocenten und hielt während sechs Jahren mit Beifall Vorlesungen über Theorie und Geschichte der Musik, gab aber dabei seine Thätigkeit als Dirigent, Gesanglehrer und Componist nicht auf. Durch Gründung eines Gesangvereins und Leitung großer Musikfeste auch in Marburg erwarb er sich besondere Verdienste. 1826 kehrte G. als Mitglied der Hofcapelle nach Karlsruhe zurück, wurde 1827 Gesanglehrer am Hoftheater, 1830 Musik- und Chordirector, wirkte aber, wenn er nicht dirigirte, stets als Violinist mit. Krankheitshalber trat er 1850 in den erbetenen Ruhestand und starb nach wiederholten Schlaganfällen am 25. Februar 1851 in Karlsruhe. G. hat manches componirt, doch ist er in dieser Beziehung bereits der Vergessenheit anheimgefallen. Besondere Verdienste hat er sich um Litteratur und Theorie der Musik erworben. Er war der Veranlasser zu der später von Gottfried Weber gegründeten Zeitschrift „Caecilia“ und redigirte 10 Jahrgänge des damals beliebt gewordenen „Musikalischen Hausfreundes“ (1822–31). In der letzten Zeit seines Lebens schrieb er folgende Werke: „Partiturkenntniß, ein Leitfaden zum Selbstunterricht für angehende Tonsetzer etc.“, (Karlsruhe 1838, 2. Ausg. ebd. 1842); „Lehrgang beim Gesangunterricht in Musikschulen“ (Karlsruhe 1843); „Dirigent und Ripienist“ (Fortsetzung der Partiturkenntniß, Karlsruhe 1847). Daneben redigirte er die „Zeitschrift für Deutschlands Musikvereine und Dilettanten“ (1840 bis 47). Auch einen Auszug aus Schilling’s Universallexicon der Tonkunst, bearbeitete er 1849, nachdem er zu diesem Werke schon 1842 ein Nachtragsheft [407] herausgegeben. Von seinen Compositionen sind mehrere Lieder für eine Stimme und vier Männerstimmen zu erwähnen, die bei Schott in Mainz erschienen. Eine größere Cantate: „Die Auferweckung des Jünglings in Nain“, wurde mit Beifall öfter aufgeführt. Einige Ballette, so „Die Müller“, machten in Karlsruhe und anderwärts Glück. Von seinen Opern, wovon eine „Das Ständchen“ heißt, ist nichts bekannt geworden.

v. Weech, Badische Biographien I. 277.