Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Günther XLI. von Schwarzburg“ von Bernhard Anemüller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 142–143, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:G%C3%BCnther_XLI.&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 15:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 10 (1879), S. 142–143 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Günther XLI. (Schwarzburg-Arnstadt) in der Wikipedia
Günther XLI. in Wikidata
GND-Nummer 101421745
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|142|143|Günther XLI. von Schwarzburg|Bernhard Anemüller|ADB:Günther XLI.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101421745}}    

Günther XLI. von Schwarzburg, „der Streitbare“, „bellicosus“ geb. am 25. Sept. 1529 zu Arnstadt, † am 23. Mai 1583 zu Antwerpen. Er führt mit Recht diesen Beinamen nicht nur wegen seiner körperlichen Stärke, seiner unbeugsamen Standhaftigkeit in Gefahren und wegen seines Muthes überhaupt, sondern weil er diese Eigenschaften auch sein Leben hindurch bewiesen hat auf seinen Feldzügen in den Niederlanden, in Schweden, unter den Fahnen des Königs von Dänemark und in Ungarn als Oberbefehlshaber gegen die Türken. Er war der älteste Sohn Günther XL., welcher alle schwarzburgischen Besitzungen vereint besaß und deswegen „der Reiche“ oder „mit dem fetten Maule“ genannt wurde. Die Mutter war Elisabeth, geb. Gräfin von Isenburg-Büdingen. G. brachte die früheste Jugend unter Obhut der Eltern zu, welche seine Erziehung leiteten, bis er (1546 oder 1547) die damals berühmte Universität Erfurt bezog. Von hier aus begab er sich an den Hof des Grafen Wilhelm von Nassau zu Dillenburg, wo er den Grund zu seinem Kriegsruhme durch ritterliche Uebungen legte und von da an den Hof des Kaiser Karl V. zu Wien. Hier wurde ihm das Amt eines Truchseß verliehen. Als 1552 die Feindseligkeiten zwischen Karl V. und dem Könige Heinrich II. von Frankreich ausbrachen, nahm er auf des Kaisers Aufforderung Theil an dem Kriege und wohnte 1553 der Belagerung von Metz bei. 1554 zog er mit den von ihm in Brüssel geworbenen Truppen dem Kaiser gegen die Franzosen zu Hülfe, welche in den Niederlanden eingefallen waren. Nachdem er im selbigen Jahre den König Philipp von Spanien nach London begleitet hatte, nahm er nach seiner Rückkehr nach Brüssel 1555 seinen Abschied und kehrte in die Heimath zurück, wo nach dem inzwischen erfolgten Tode seines Vaters seine Gegenwart wegen Ordnung der Familienangelegenheiten nothwendig geworden war. Doch schon 1557 stand er, den dringenden Bitten des Kaisers Karl und des Königs Philipp nachgebend, wieder als Feldoberster in den Niederlanden, die Franzosen drängend und nachher betheiligt an dem über diese erfochtenen Siege zu St. Quentin. Nach dem 1559 zwischen Frankreich und Spanien abgeschlossenen Frieden kehrte er nach Arnstadt zurück. Etwa zwei Jahre blieb er hier ohne kriegerische Beschäftigung. Er vermählte sich und reiste mit seiner jungen Gemahlin auf besondere Einladung Ferdinands I. nach Frankfurt a/M., um dort der Wahl Maximilians zum römischen Könige beizuwohnen, wobei er ganz besonders ausgezeichnet wurde. 1562 schon sehen wir ihn wieder im Norden im Dienste des Königs Friedrich II. von Dänemark gegen König Erich XIV. von Schweden. G. hatte ersterem schon früher seine Hülfe, wenn er deren bedürfte, zugesagt und löste nun sein gegebenes Wort durch Zuführung von 3000 Reitern, durch thätiges und tapferes Einschreiten trotz großen Mangels, den er erdulden mußte und trotz großer Gefahren, denen er auf diesem Feldzuge, in welchem ihn seine Gemahlin begleitete, ausgesetzt war. 1565 kehrte er zurück, um 1566 auf besonderes Verlangen des Kaisers Maximilian II. als Reichshofrath dem Reichstage in Augsburg beizuwohnen. Damals wurde ihm die Würde der „Vier-Grafen“ des Reichs bestätigt, sowie erlaubt, den Titel „Herr zu Leutenberg“ zu führen, da letztere Linie 1564 mit dem Tode Philipp II. ausgestorben war. Noch in demselben Jahre sehen wir ihn kriegsgerüstet an dem Feldzuge des Kaisers gegen die Türken, welche in Ungarn eingefallen waren, sich betheiligen und zwar als kaiserlicher General-Oberst. Doch bot sich ihm in diesem Feldzuge keine Gelegenheit, seine brennende Begierde, sich mit dem Feinde zu schlagen, zu befriedigen, da der Kaiser sich mit der Armee nach Wien zurückzog. Wol aber hatte Maximilian ihn schon dazu ausersehen, auf heimathlichem Boden, zugleich mit dem Kurfürsten August von Sachsen die Reichsacht gegen Joh. Friedrich II. von Sachsen und gegen den von demselben in Schutz genommenen Wilhelm v. Grumbach zu vollziehen. G., welcher zuerst [143] dem Kurfürsten das verbrecherische Vorhaben Wilhelm v. Grumbach’s angezeigt hatte, nahm Theil an der Belagerung von Gotha und an der Zerstörung der Festung Grimmenstein. 1568, als die Niederlande das spanische Joch abzuschütteln versuchten, Herzog Alba dagegen kein Mittel scheute, den Aufstand niederzuwerfen, wurde G. auf Befehl des Kaisers Maximilian II. dahin gesandt, um womöglich durch Unterhandlungen den Frieden wiederherzustellen und weiterem Blutvergießen Einhalt zu thun. Allein er mußte unverrichteter Sache zurückkehren, – waren ja schon seine vertrauten Freunde, die Grafen Egmont und Hoorn, zu Opfern gefallen, hatte ja auch sein Schwager, Prinz Wilhelm von Oranien, sich durch die Flucht vor gleichem Schicksale retten müssen und war ja schon G. selbst, wenn auch vergeblich, beim Kaiser verleumdet und als abtrünnig verdächtigt worden. G. bat um seine Entlassung aus spanischen Diensten und kehrte nach Arnstadt zurück. Auch Maximilian’s Nachfolger, Kaiser Rudolf II., zeichnete G. durch Ernennung zum Geheimen- und Kriegsrathe aus, worauf G. nochmals mit Matthias, dem nunmehrigen Statthalter der Niederlande, dahin abging, begleitet von seiner Gemahlin. Doch wurde er infolge der gewaltigen Anstrengungen krank und konnte nicht zu Felde ziehen, obwol sein Einfluß auf alle Angelegenheiten immerhin bedeutend zu nennen ist. Er starb am 23. Mai 1583 in Antwerpen. Seine Gemahlin, Katharina von Nassau, die leibliche Schwester Wilhelms von Oranien, welche auch von dem todten Gemahle sich nicht zu trennen vermochte, nahm den Leichnam mit sich nach Delft zu ihrem Bruder und von da auf die See, ohne Furcht vor den Stürmen, die um diese Zeit tobten und brachte ihn endlich nach Sondershausen. Von da wurde er später nach Arnstadt übergeführt und 1585 in der Liebfrauenkirche beigesetzt. G. hinterließ keine Nachkommen. Katharina lebte nach dem Tode ihres Gemahls noch bis 1624 auf ihrem Wittwensitze zu Arnstadt, wo ihr Andenken als Wohlthäterin der Wittwen und Waisen, als Beschützerin der Kirchen und Schulen durch bleibende fromme Stiftungen noch heute in hohen Ehren gehalten wird.

Vgl. Jovii Chron. Schwarzburg. V, 69, dem Imm. Weber, kurz gefaßte Mémoire von Leben und Thaten des Hrn. Güntheri, zugenannt bellicosi etc., Gießen u. Frankfurt 1720. 8, genau gefolgt ist; ferner die älteren Schriften von Heydenreich, Treiber, Hellbach über schwarzb. Geschichte; Junghans, Gesch. der schwarzb. Regenten, Leipz. 1821; Apfelstedt, Geschichte des f. schwarzb. Hauses, der Heimathskunde 3. Heft, Sondershausen 1856; Hesse, Kurze Lebensbeschreibung Günthers des Streitbaren, im Serapeum 1865, Nr. 20; Ortloff, Geschichte der Grumbach’schen Händel, 3. Thl., S. 468 ff.; A. Beck, Johann Friedrich der Mittlere, 2. Bd., Gotha 1858, S. 275 ff. u. a. Ueber den sonderbaren Briefwechsel zwischen K. Erich XIV. von Schweden und Gr. Günther als dänischen Feldobristen siehe Posselt’s wissenschaftl. Magazin für Aufklärung I. Bd. 3. Heft und darauf bezügl. Mittheilungen von Irmisch u. Anemüller in dem Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Organ des germanischen Museums, Jahrg. 1873, Nr. 4 u. Nr. 8.