Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Funkhänel, Karl Hermann“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 204–205, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Funkh%C3%A4nel,_Karl_Hermann&oldid=- (Version vom 14. Dezember 2024, 22:14 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Funkelin, Jakob
Band 8 (1878), S. 204–205 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Hermann Funkhänel in der Wikipedia
Karl Hermann Funkhänel in Wikidata
GND-Nummer 116874546
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|204|205|Funkhänel, Karl Hermann|Friedrich August Eckstein|ADB:Funkhänel, Karl Hermann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116874546}}    

Funkhänel: Karl Hermann F., Philolog und Schulmann, geb. am 5. Aug. 1808 in Johanngeorgenstadt, † in Eisenach am 18. Aug. 1874. In jenem kleinen Bergstädtchen Sachsens unmittelbar an der böhmischen Grenze bekleidete sein Vater die Stelle eines Bergmeisters. Nachdem er in der Vaterstadt die erste Schulbildung erhalten hatte, wurde er im 14. Lebensjahre auf das Lyceum in Schneeberg gebracht, dessen noch jugendlicher Rector Voigtländer auf die wissenschaftliche und sittliche Bildung des empfänglichen Schülers maßgebend einwirkte. In den alten Sprachen tüchtig vorgebildet, bezog er Ostern 1826 die Universität Leipzig, um Philologie zu studiren. Kurz vor Ostern 1827 wurde er Mitglied des philologischen Seminars unter der Leitung Chr. D. Beck’s, im Februar 1828 Mitglied der griechischen Gesellschaft, in welcher G. Hermann die strebsamsten Studirenden vereinigte und auf den kleinen Kreis den nachhaltigsten Einfluß ausübte. F. trat ihm noch dadurch näher, daß er das Glück hatte, des großen Lehrers Famulus zu werden. In der griechischen Gesellschaft erhielten seine gelehrten Studien ihre Richtung auf Demosthenes[WS 1] und die griechischen Redner überhaupt. Im Februar 1830 erlangte er die Magisterwürde. Schon 1831 erschienen kritische Beiträge zu den Rednern in den „Quaestiones Demosthenicae“, 1832 die Ausgabe der Rede gegen Androtion[WS 2] und 1834 gab er in Verbindung mit Frotscher die Olynthischen Reden heraus. Die Behandlung ist rein kritisch und grammatisch, entsprechend der Schule, in welcher er seine Bildung erhalten hatte; daß er aber auch anderen Untersuchungen gewachsen war, zeigte er in der gelehrten Abhandlung „De Demosthene Platonis discipulo“ in den Acta societ. gr. I. p. 287. Im März 1832 war er als Adjunct in das Lehrercollegium der Nicolaischule in Leipzig eingetreten und 1833 in die fünfte und März 1835 in die dritte ordentliche Lehrerstelle aufgerückt, durch die er hauptsächlich in den oberen Classen zu unterrichten verpflichtet war. So blieb er noch einige Jahre in Leipzig, wo sich sein Verhältniß zu dem verehrten Lehrer Hermann immer mehr in ein freundschaftliches umgestaltete, aus dem Kreise seiner näheren Amtsgenossen besonders Frotscher und Klee ihm nahe traten, von den akademischen Docenten Flathe[WS 3], A. Westermann[WS 4], Hartenstein und M. Haupt, von gleichalterigen Philologen namentlich H. Sauppe und L. Roß, der sich im Winter 1831–32 unter Hermann’s Leitung noch mehr zu der nach Griechenland beabsichtigten Reise vorbereiten wollte. Diese Trias besonders hielt eng zusammen und hat das Andenken an dieses gemeinsame Leben und Studiren treu bewahrt. Welche Anregungen aus diesem Verkehr für F. hervorgegangen [205] sind, läßt sich denken; er wollte darum auch den Aufenthalt in Leipzig nicht aufgeben, als er 1832 einen Ruf als Prorector nach Gera erhielt. Aber er sollte doch nicht für immer in dieser Stadt bleiben. 1837 empfahl ihn Hermann an den Minister Schweitzer für das Directorat des Gymnasiums in Eisenach; nach kurzem Bedenken nahm er den Ruf an und wurde am 8. Januar 1838 in dies Amt eingeführt, das er bis an sein Lebensende verwaltet hat. Hier galt es zunächst, eine Schule, die alle möglichen Bedürfnisse einer Bürgerschule, eines Schullehrer-Seminars, eines Gymnasiums befriedigen sollte, einheitlich als Gymnasium einzurichten und für diese Einrichtung die tüchtigen Lehrerkräfte zu verwenden. Bei dem Jubiläum 1840 erhielt es nach dem Großherzog den Namen Carolo-Fridericianum. Auch für die Herstellung besserer Räume ward in dem alten Kloster gesorgt und die Zucht straffer gehandhabt. In Anerkennung seiner verdienstvollen Wirksamkeit erhielt er 1844 den Charakter als Consistorialrath, 1851 als Hofrath, 1869 als Geheimer Hofrath; auch das Ritterkreuz des Falkenordens wurde ihm 1855 verliehen. Berufungen nach anderen Orten, wie nach Darmstadt und nach Meißen, lehnte er unbedenklich ab; er hatte in Eisenach zu viele Beweise der Dankbarkeit und Verehrung erhalten, namentlich bei der Feier seines 25jährigen Amtsjubiläums. Im J. 1839 hatte er sich zum ersten Male verheirathet; als er 1859 diese Frau verloren hatte, schloß er einige Jahre später eine zweite Ehe mit Clara Sommer, die dem alternden Manne eine behagliche Häuslichkeit zu schaffen verstanden hat. Zwar hatte F. schon als ganz junger Mann graues Haar, erfreute sich aber dabei großer Körperfrische bis in die letzten Jahre. Ostern 1874 trat ein rasches Abnehmen der Kräfte ein; man hoffte von einem Aufenthalte in Streitberg Besserung seines Magenübels, die nur scheinbar erfolgte. Am 18. August ist er durch einen sanften Tod von schwereren Schmerzen befreit worden. In Eisenach gestatteten ihm die amtlichen Geschäfte keine größeren wissenschaftlichen Arbeiten. Dagegen hat er in den Programmen-Abhandlungen zahlreiche Schulreden in den J. 1849, 60, 61, 64, 73 veröffentlicht, die mit großer Liebe und Sorgfalt ausgearbeitet sind. Aus der Schulthätigkeit sind auch einzelne Abhandlungen über Demosthenes und Horaz[WS 5] hervorgegangen, die theils in den wissenschaftlichen Zeitschriften zerstreut sind, wie in der Zeitschr. für Alterth.-Wissensch. seit 1835–49, in der Zeitschr. für Gymn.-Wesen, im Philologus, in den Jahrbüchern für Philologie, theils in den Gratulationsschriften zu Hermann’s und Weißenborn’s Jubiläen 1840 und 1841 und in den Progr. von 1841 und 54 sich finden. Ein neues Gebiet betrat er in Eisenach mit Studien über die Geschichte Thüringens; in drei Programmen hat er Beiträge zur Geschichte des Eisenacher Gymnasiums gegeben (1844–54); andere Arbeiten, wie über den Wartburgkrieg, das große thüringische Mysterium sind in der Zeitschr. des Vereins für thüring. Geschichte Bd. 2–7 gedruckt.

L. Weniger[WS 6], Zur Erinnerung an K. H. F. Schulrede. Eisenach und Bielefeld 1874. 8. Augsburger Allgemeine Zeitung 1874, Beil. 240.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Griechischer Redner; Siehe Wikipedia: Demosthenes (384 v. Chr.–322 v. Chr.)
  2. Griechischer Redner; Siehe englische Wikipedia: Androtion (ca. 350 v. Chr.)
  3. Philipp Jacob Flathe (1735–1810), Sprachlehrer
  4. Philologe; Siehe Wikipedia Anton Westermann (1806–1869)
  5. Römischer Dichter; Siehe Wikipedia: Horaz (65 v. Chr.–8 v. Chr.)
  6. Ludwig Weniger (1841–1926), Gymnasialdirektor, Philologe