ADB:Frowin
Regino, Hermann, Bernold und Berthold in einen Band zusammenschreiben lassen und davor Annalen, aus jenen Werken und den Einsiedler Annalen ausgezogen und mit eigenen Notizen verbunden, gesetzt, welche dann von 1147 an in Engelberg fortgesetzt wurden (herausgegeben von Pertz in Mon. Germ., Script., Bd. XVII, S. 276–282, als Ann. s. Blasii et Engelbergenses). In Engelberg begründete F. die Bibliothek, [154] für welche er selbst als Schreiber und Maler mitarbeitete; er war als theologischer und philosophischer Schriftsteller thätig (vergl. Mabillon, Annales Ord. s. Bened., Tom. VI im Appendix, XXIX, die Uebersicht von Frowin’s Libri septem de libero arbitrio, sowie über dessen Tractat Adversus quorumdam errores novitatum und den Prolog der Explanatio dominicae orationis, aus welcher Stellen mit interessanten Naturbetrachtungen in den Kathol. Schweiz.-Blätt. f. Wissensch. u. Kunst, 1. Jahrg. S. 55–65, verdeutscht sind); auch die Schule wurde durch ihn gepflegt und mit Büchern für ihren Bedarf ausgestattet, wie der von Frowin’s eigener Hand geschriebene Katalog lehrt. Im Weiteren wurde für die Hebung des Klosters in äußerlichen Dingen gesorgt. F. umgab dasselbe mit Mauern, und in seine Zeit ist die Urbarmachung der schönen Alp Herrenrüti im Hintergrunde des Thales anzusetzen. Einer der unter F. litterarisch und praktisch besonders thätigen Mönche, Berchtold, führte als Frowin’s Nachfolger dessen Bestrebungen fort.
Frowin: Abt von Engelberg, † 1178. In der wilden Hochgebirgswelt am Nordfuß des Titlis war durch den aus dem Zürichgau stammenden Freiherrn Konrad von Seldenbüren 1120 das Kloster Engelberg als Ausgangsstelle der Kultur für das Hochthal begründet und mit Mönchen aus St. Blasien besetzt, also der Benedictinerregel unterworfen worden; doch schon nach dem Tode des ersten Abtes Adalhelm, 1131, war das Gotteshaus in Verfall gesunken. Erst unter F., welcher 1143 als Reformator aus St. Blasien kam, hob sich Engelberg alsbald zu einer Blüthe und wissenschaftlich-künstlerischen Bedeutung, wie sie später in ähnlicher Fülle hier nie wieder erreicht worden ist. Schon in St. Blasien hatte F. die Chroniken von Beda,- Ueber F. vergl.: Dr. von Liebenau, Versuch einer urkundlichen Darstellung des reichsfreien Stiftes Engelberg, S. 25–40, sowie denselben in Kopp’s Geschichtsblättern, Bd. I, S. 145–161. Den im 12. Jahrhundert auf dem Boden der schweizerischen Stiftungen ganz vereinzelt dastehenden Aufschwung künstlerischen Lebens, den neben einem völlig verkommenen Classicismus ein davon sehr abweichender frischer Realismus in den Miniaturen, besonders der dreibändigen Bibel Frowin’s, charakterisirt, schildert Rahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 306–311.