ADB:Fronsperger, Leonhart
Fronsperger: Leonhardt F., der bedeutendste deutsche Schriftsteller über Kriegswesen im 16. Jahrhundert, geboren zu Ulm, gestorben ebendaselbst den 23. Mai 1575. Lienhardt Freundtsperger, wie er in dem Bürgerbuch der genannten freien Reichsstadt heißt, lernte schon als Knabe das Kriegswesen kennen und wurde 1566 im Türkenkriege vom Kaiser zum „Feldgerichtsschultheißen“ ernannt; von demselben erhielt er auch später eine Anweisung auf Unterhalt, vermuthlich auf das Wengenkloster in Ulm, von woher wol der in seinen Vorreden gebrauchte Titel „kaiserlicher Provisioner“ herrühren mag. Fronsperger’s Schriften umfassen das gesammte Kriegswesen der damaligen Zeit: sein bedeutendstes Werk ist sein 1573 in Frankfurt herausgegebenes „Kriegsbuch“. Dasselbe handelt von Kriegsrecht und Kriegsartikeln, Wehr- und Heerordnung, Gefechtslehre der Truppen, Verwendung der Artillerie, von Bewaffnung, Ausrüstung und Proviantwesen, von Feldverschanzungen und Kampf um feste Plätze. Wenn auch fachlich nicht besonders gut geordnet, so ist dasselbe doch als das beste Quellenwerk über damaliges Kriegswesen zu betrachten, wofür als Beweis dienen kann, daß es 1596 bereits die 4. und 1819 noch eine 5. Auflage erlebte. Seine übrigen Schriften fallen in die Zeit vor der Veröffentlichung seines Hauptwerkes und erscheinen gewissermaßen als Vorarbeiten zu demselben; diese sind in chronologischer Reihenfolge: „Kaiserliches Kriegsrecht“, 1552; „Vom Geschütz, Feuerwerk und von Festungen“, 1557–64; „Fünf Bücher von Kriegs-Regiment und Ordnung“, 1558; „Bericht von einer Besatzung, Kommißordnung und Fütterung“, 1563; sämmtlich in Frankfurt herausgegeben.
- Weyermann, Nachrichten von Gelehrten etc. von Ulm, Ulm 1829. J. v. H(ardegg), Vorlesungen über Kriegsgeschichte, II. 1862. Arch. f. Off. der Artillerie etc., Berlin 1876.