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Artikel „Friesen, Friedrich“ von Richard von Meerheimb in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 88–89, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friesen,_Friedrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 10:10 Uhr UTC)
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Friesen: Friedrich F., am 27. September 1785 in Magdeburg geboren. Der Vater, Baumeister, starb früh, und F. wurde von der trefflichen Mutter, der er sich mit ganzer Seele anschloß, erzogen. Besuchte die Schule in Magdeburg, dann die Bauakademie in Berlin, 1808 war er Lehrer an der Plamann’schen Schule, die nach Pestalozzi’s Grundsätzen eingerichtet war. Hier beförderte er namentlich die Turnkunst, und erfreute sich der unbegrenzten Liebe und Verehrung seiner Schüler. Mit Jahn, Zeune, aber auch mit den Dichtern Fouqué und Chamisso befreundet, gehörte er in Berlin einer Fechtbodengesellschaft an, die aus Männern aller höheren Stände bestand, sie waren durch das Bewußtsein belebt, daß die Befreiung des Vaterlandes nur erreicht werden könne, wenn Leib und Seele aller Kämpfer gleich stark sei. F. war ein gewandter Turner, auf dem Fechtboden hat er nie einen ihm gewachsenen Gegner gefunden. „Die Erziehung sollte nicht wie bisher Wisser, sondern Menschen bilden. Der volle Menschenbegriff sollte in jedem Einzelnen so zur Wahrheit werden, daß endlich im ganzen Vaterlande eine einzige Mannesseele schlüge, seinen Feinden zu ewigem Trotz und Verderben.“ F. war Mitglied des sogenannten Tugendbundes, und allen geistesverwandt, vielen befreundet, welche die Befreiung des Vaterlandes auf dem Wege der sittlichen Regeneration aller Stände des Volkes erstrebten. Jahn und F. standen an der Spitze des Zweigvereins, der sich in Berlin gebildet hatte. Als der Aufruf im Februar 1813 erlassen war, trat F. in das Lützow’sche Freicorps, bald nach dem Ueberfall bei Kitzen (17. Juni) wurde F. Lützow’s Adjutant. Am 15. März 1814 wurden 2 Schwadronen des Lützow’schen Corps von überlegener Macht bei Rethel im Departement der Ardennen angegriffen und zersprengt. F., der sein ermüdetes Pferd am Zügel führte, wurde von Bauern und einzelnen Nationalgarden gefangen und erschossen. Die Leiche wurde auf dem Kirchhofe von Launoy feierlich begraben; sie wurde 1843 nach Berlin gebracht, und dort auf dem Invalidenkirchhofe an seinem Todestage neben Scharnhorst beerdigt. Arndt und Schenkendorf preisen F. in ihren patriotischen Gedichten. Jahn sagt von ihm: „Er war ein aufblühender Mann in Jugendfülle und Jugendschöne, an Leib und Seele ohne Fehl, voll Unschuld und Weisheit, beredt wie ein Seher, eine Siegfriedsgestalt von großen Gaben und Gnaden, [89] den Jung und Alt gleich lieb hatte, ein Meister des Schwertes auf Hieb und Stoß; kurz, rasch, fest, fein, gewaltig und nicht zu ermüden, wenn seine Hand erst das Eisen faßte – ein Sinner in der Turnkunst, dem Deutschland viel verdankt. Ihm war nicht beschieden ins freie Vaterland zurückzukehren, an dem seine Seele hielt. Von wälscher Tücke fiel er bei düstrer Winternacht durch Meuchelschuß in den Ardennen – ihn hätte auch im Kampfe keines Sterblichen Klinge gefällt. Keinem zu Liebe und Keinem zu Leide – aber wie Scharnhorst unter den Alten, ist F. von der Jugend der größte aller Gebliebenen.“

Friedrich Friesen, Lebensbeschreibung nebst Bildniß von E. Schiele, Berlin, F. Duncker, 1875.