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Artikel „Friedrichsen, Peter“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 67–68, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrichsen,_Peter&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 22:21 Uhr UTC)
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Friedrichsen: Peter F. ward geboren am 22. April 1790 zu Satrup in Angeln. Den ersten gelehrten Unterricht empfing er von verschiedenen benachbarten Geistlichen, besuchte alsdann von 1806–9 die gelehrte Schule zu Flensburg und bezog Ostern 1809 die Universität Kiel, wo er alttestamentliche Vorlesungen bei Hensler hörte, aber sich auch sonst vielseitig ausbildete. Ostern 1810 ging er nach Göttingen, wo er bis Ostern 1812 blieb. Hier waren in der Theologie Eichhorn, Planck d. J., Graeffe, Tott und Staeudlin seine Lehrer, doch hörte er auch Heyne, Bouterwek, Heeren u. A. Nachdem er noch eine Zeit lang Privatstudien gemacht hatte und Hauslehrer gewesen war, ward er 1817 als vierter Lehrer der gelehrten Schule zu Husum angestellt, deren Rector er 1821 wurde. (Vgl. die Selbstbiographie Friedrichsen’s im Husumer Schulprogramm von 1826, in der man noch mancherlei Einzelnheiten findet.) – Seit dem 29. April 1838 war er Pastor zu Jevenstedt bei Rendsburg in Holstein. Während der Erhebung gegen Dänemark war er 1848 und 1849 Mitglied der schleswig-holsteinischen Landesversammlung (s. Alberti, Lexikon schleswig-holst. Schriftsteller s. v. F.). Seit dem 20. Juni 1865 emeritirt starb er im Anfang des J. 1873 zu Hohenweststedt in Holstein. F. verdankt seinen Platz in diesen Blättern vorzugsweise seinem fleißigen Buche: „Kritische Uebersicht der merkwürdigsten Ansichten vom Buche Jonas nebst einem neuen Versuche über dasselbe“, Altona 1817, 2. umgearbeitete und vermehrte Auflage Leipzig 1841. In der 1. Auflage ist der Versuch gemacht, das geschichtlich Thatsächliche, die mythischen Ausschmückungen und die Zuthaten des Verfassers des Buches Jona von einander zu scheiden. Indessen schon damals wies eine Recension in den Göttinger gel. Anzeigen, 1817, Bd. 2, S. 1199 f., darauf hin, wie es kaum möglich sei, mit einiger Sicherheit derartige Scheidungen vorzunehmen und namentlich den geschichtlichen Kern mit annähernder Bestimmtheit anzugeben. F. selbst gab es auch in der 2. Auflage auf über das Historische etwas zu bestimmen (S. 284 f.), suchte indessen abermals eine Trennung der blos sagenhaften Bestandtheile von den freien Erfindungen des Verfassers durchzuführen (S. 285 ff., 288 ff.), von der man sich aber nicht recht befriedigt fühlen wird. Noch weniger dürfte die Angabe des Lehrzwecks ansprechen, wonach der Verfasser des Buchs in dem Jonas habe dem jüdischen Volk ein abschreckendes Beispiel seines particularistischen Hochmuths aufstellen wollen (S. 278 ff.), im Gegensatze zu welchem das lobenswerthe Verhalten zweier heidnischer Parteien (des Schiffsvolkes und der Nineviten) vorgeführt werde. – Allein der Werth des vorliegenden Buches ist hiervon nicht abhängig. Er beruht in der großen Vollständigkeit und Genauigkeit, mit der die ganze bisherige Geschichte der Auslegung des Jonas durchgenommen ist. Nach vier Gesichtspunkten werden die Ansichten sämmtlicher Ausleger rubricirt und in ihren Gründen für und wider auf das Sorgfältigste durchgegangen. Er theilt die Ausleger 1) in solche, die das Buch für rein historisch, 2) in solche, die es für eine Dichtung, 3) in solche, die es für einen Mythus und 4) in solche, die es für eine mythisch ausgeschmückte Geschichte mit didaktischem Zwecke halten. – Gründliche Excurse über die Abfassungszeit [68] des Jonabuchs, über die muthmaßliche Entstehung der traditionell falschen Angabe der Ansicht Hermanns v. d. Hardt, über das Verhältniß der Sage von der Verschlingung des Hercules durch ein Seeungeheuer zur biblischen Erzählung von Jona sind dem Buche beigegeben, das dem Exegeten den gesammten Stoff in einer Weise präparirt, wie man es wol bei allen biblischen Büchern wünschen möchte. – Außerdem verfaßte F. noch eine Anzahl Schulprogramme, welche die Geschichte der gelehrten Schule zu Husum betreffen, 1822. 1823. 1824. 1825. 1826. 1831. 1832. 1834, andere beziehen sich auf Philologisches 1827 (über oratio obliqua im Lateinischen), 1830 (variae lectt. in Juvenalis satiras), 1835 (cap. II. libri Cicer. de senectute), 1837 (Exegese von Hor. sat. I. 4, 10–12. 25). – Mehrfache Schriften hat er aus dem Dänischen übersetzt: „Petersen’s allgemeine Einleitung in das Studium der Archäologie“, 1820. Henrichsen, „Ueber die neugriechische oder sogen. Reuchlinische Aussprache des Griechischen“, 1834 (vgl. Gött. gel. Anz., 1842, Bd. 3 S. 2009 ff.). Henrichsen, „Ueber die sogen. politischen Verse bei den Griechen“, 1839. – Ferner erschien von ihm ein „Wortregister zu dem kleinen dänischen Lesebuche von Tobiesen“, 1818, und verschiedene Aufsätze in den neuen schleswig-holsteinischen Provinzialberichten, in Falck’s Archiv, in Seebode’s Kritischer Bibliothek und dessen neuem Archiv. – Sein „Hebräisches Elementarbuch“ erschien 1871 in 2. Auflage; die 1. Auflage war im Druck sehr incorrect gewesen, was ihm selbst nicht entgangen war, obwol voreilige Recensenten und andere von ihnen Irregeleitete es nicht gemerkt hatten.