ADB:Friedrich II. (Graf von Isenberg)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Isenberg, Friedrich v.“ von Woldemar Harleß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 612–614, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_II._(Graf_von_Isenberg)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 22:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Iselin, Ludwig
Band 14 (1881), S. 612–614 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich von Isenberg in der Wikipedia
Friedrich von Isenberg in Wikidata
GND-Nummer 119005859
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|14|612|614|Isenberg, Friedrich v.|Woldemar Harleß|ADB:Friedrich II. (Graf von Isenberg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119005859}}    

Isenberg: Friedrich v. I., Sohn des Grafen Arnold von Altena und Enkel des mit Altena abgegüteten zweiten Sohnes Eberhard des 1160 gestorbenen Grafen Adolf II. von Berg, entstammte, als einer der jüngeren unter acht Brüdern, dem alten Geschlechte der Edlen Herren und Vögte vom Berge (de Monte, Altenberg), Vögte von Werden, Deutz und Siegburg, welches mit den Grafen von Werl verwandt war und in der Geschichte als die erste Bergische Dynastie bezeichnet wird. Dieses Geschlecht der Herren und Grafen von Berg-Altena führte eine achtblättrige gefüllte weiße Rose im Wappen. Als Domcanonicus zu Köln, wie es scheint, schon 1205 urkundlich auftretend, als weltlicher Herr nach dem Tode des ältesten Bruders Eberhard (um 1207) aber erst 1214, nannte I. sich gleich seinen nächsten Vorfahren anfangs Graf von Altena, nahm aber später, und zwar seit dem J. 1218, zur Unterscheidung von dem jüngeren Zweige seines Hauses Namen und Grafentitel von dem Schlosse Isenberg bei Hattingen an der Ruhr an, welches sein Oheim Erzbischof Adolf I. von Köln (1193–1215) auf steil zum Flusse abfallender Höhe für den Bruder Arnold um 1200 neu erbaut haben soll. Es waren die nördlichen und östlichen Besitzungen des Hauses Altena an Ruhr und Lippe, die Graf I. überkommen hatte, darunter die Höfe Bremen und Schwerte, Gericht, Vogtei und Patronat zu Unna, das Gericht und der Hof zu Kaufbochum, die Gerichte an der Ruhr bei Hattingen, die Höfe Halver und Kierspe, Heesen und Lünen, die Lehnsherrlichkeit über die Häuser Dahle und Laar, das Schloß Nienbrügge bei Hamm, sowie eine Reihe von Burgmannhäusern und Lehen im heutigen Regierungsbezirke Arnsberg, bei Mülheim an der Ruhr der Hof Styrm, bei Essen der Hof Ehrenzell. Mit letzterem war die Vogtei über das Stift Essen verbunden, die von den verschiedenen Vogteischaften des Grafen v. I. unstreitig die wichtigste war. I., der als ein leidenschaftlicher und gewaltthätiger Charakter geschildert wird, erlaubte sich dem Stifte gegenüber Uebergriffe und Bedrückungen, wie sie bei so manchen seiner Standesgenossen damals fast zur Gewohnheit geworden waren. Wiederholte Beschwerden der Aebtissin hierüber bei des Grafen Vetter, [613] Erzbischof Engelbert I. von Köln, bei Papst Honorius III. und Kaiser Friedrich II. brachten den Conflict mit dem Erzbischofe zur Reife, der nach Entstehung und Verlauf im Allgemeinen aus der Geschichte des Letzteren (vgl. den Artikel Engelbert I. von Köln, Bd. VI S. 121–124 dieses Werkes) hinlänglich bekannt ist. Was der hochstrebende und energische Erzbischof und Reichsverweser bezweckte, war nicht allein die Befreiung der Klöster und Stifte in seiner Diöcese von dem Drucke und den Vergewaltigungen der weltlichen Vögte, sondern auch die Vereinigung des weltlichen Schutzes und der landesherrlichen Verwaltung der ausgedehnten geistlichen Güter mit der kirchlichen Gewalt in seiner Hand. Beugung der Territorialherren unter des Erzstifts Hoheit, das war überhaupt sein Ziel. Hierdurch in ihrem Besitze und ihren Gerechtsamen, ja sogar in ihrer Existenz bedroht, trat eine Anzahl niederrheinisch-westfälischer Herren, so am Niederrhein die Grafen von Cleve und Jülich und die Herren von Heinsberg, in Westfalen der Graf von Tecklenburg und der Edelherr von der Lippe, mit Friedrich v. I. und dessen Brüdern, den Bischöfen Dietrich III. von Münster und Engelbert von Osnabrück, sowie dem Herzoge Walram III. von Limburg, Schwiegervater Isenberg’s – der Name der Gattin steht nicht fest – und dessen Sohne Heinrich (IV.) von Limburg, nachmaligem Grafen von Berg, zu jener bedeutsamen Verschwörung gegen den Kölner Kirchenfürsten zusammen, deren unselige Frucht die Mordthat am Gevelsberge bei Schwelm (7. November 1225) gewesen ist. Wenn die Verschworenen und der zur Ausführung ihres Plans bestimmte Graf I. auch zunächst nur die Gefangennahme Engelbert’s I. beabsichtigt haben mochten, so war doch die Ermordung von des Ersteren Leuten unter dessen Augen und Leitung auf das grausamste vollführt worden. Grund genug daher, daß über den flüchtigen Urheber des Mordes von König Heinrich VII. auf das einmüthige Verdict der Reichsfürsten die Reichsacht (gegen Ende 1225 zu Frankfurt) und ungefähr gleichzeitig (30. November 1225) vom päpstlichen Legaten Cardinalbischof Konrad von Porto und S. Rufina, einem Deutschen und Sohn des Grafen Egino von Urach, der große Kirchenbann verhängt wurde. Diese doppelte Aechtung schloß die Entziehung aller Allodien und Lehen Isenberg’s in sich und war zugleich von der Zerstörung der Burgen desselben durch Engelbert’s I. Nachfolger, Erzbischof Heinrich I. (von Molenark, Müllenark) begleitet. Die Schlösser Isenberg und Nienbrügge wurden mit allen übrigen dem Boden gleich gemacht und die Güter Isenberg’s an der Ruhr und Lippe, deren oben gedacht worden, meist dem Vetter Adolf von Altena als Preis für die von ihm dem Erzbischofe in der Verfolgung Isenberg’s geleistete Hülfe zugetheilt. Der unstäte I., welcher mit seinen geistlichen Brüdern von Münster und Osnabrück vergeblich in Rom Absolution gesucht hatte, ward in Lüttich erkannt und unweit Huy von dem Ritter Balduin v. Gennep gefangen genommen, darauf um den ausgesetzten Preis von 2100 Mark an den Grafen Gerhard V. von Geldern, den Edelvogt von Köln und andere Edle ausgeliefert und zuletzt am 13. November 1226 auf einem Hügel vor dem Severinsthore zu Köln unter furchtbaren Martern hingerichtet. Seine Gemahlin soll mit ihrem jüngsten Kinde schon vor dieser Katastrophe am gebrochenen Herzen gestorben sein. Ihr und Isenberg’s ältester Sohn, Dietrich, änderte Namen und Wappen, als er nach längerer Fehde mit Adolf von Altena, dem ersten Grafen von der Mark (nach dem Oberhofe und Schlosse Mark bei Hamm) und Erbauer sowol der Stadt Hamm (1226) als des Schlosses Blankenstein an der Ruhr (1227), mit Hülfe des Oheims Heinrich IV., Herzogs von Limburg und ersten Grafen von Berg aus der zweiten (Limburgischen) Dynastie, im Frieden vom 1. Mai 1243 wenigstens einen Theil des väterlichen Erbgutes wiedergewonnen und durch den Letztgenannten in dem von diesem neu erbauten Schlosse Limburg (Neu- oder Hohenlimburg) an der Lenne einen zweiten [614] Stammsitz erhalten hatte. In den Urkunden zuerst noch abwechselnd als Graf v. I. oder Graf von Limburg bezeichnet, nannte Dietrich sich seit 1269 ausschließlich mit dem neuen Namen und adoptirte auch als Hauptwappen den Limburgischen Löwen, außer dem in der Familie nur noch bisweilen (etwa bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts) auf Nebensiegeln die alte Isenberg’sche Rose zur Anwendung gekommen ist. Dietrichs Söhne, Johann I. und Eberhard I., begründeten die Linien Limburg-Hohenlimburg und Limburg-Styrum, von denen die letztere, als directe Nachkommenschaft Friedrichs v. I., heute noch in mehreren Zweigen blüht. Der gemeinsamen Abstammung der Bergischen und Styrum’schen Dynastie ist, um dieses hier beiläufig zu erwähnen, auch in dem Erbvergleiche gedacht worden, den Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz als Landesherr von Berg am 7. Nov. 1774 mit dem Reichsgrafen Philipp Ferdinand von Limburg-Styrum abschloß. Was Isenberg’s Stammburg bei Hattingen betrifft, so hat man dieselbe, so viel bekannt und wie es den 1243 festgestellten Bedingungen entsprach, nie wieder aufgebaut; ihr Areal aber behielt als das Schloß weiland (wandages) von Isenberg bei Hattingen (prope Hattingen) im Besitze der Abtei Werden fortdauernd die alte Bezeichnung. Der Versuch Dietrichs I., nach Erlangung der Vogtei über das Stift Rellinghausen (1242) durch Erbauung eines zweiten Schlosses Isenberg (Neu-Isenberg) bei Werden sich einen Stützpunkt behufs Wiedergewinnung der Essener Vogtei zu schaffen, schlug fehl, indem Dietrich mit Urkunde vom 21. Februar 1247 auf Beides, die Vogtei und das neue Schloß, verzichten mußte, um die Kölnischen Lehen wenigstens zu erlangen. Das Schloß Neu-Isenberg, unter erzstiftisch-kölnischer Herrlichkeit an Werden gefallen, wurde 1288 von Graf Eberhard von der Mark in dessen Fehde mit Erzbischof Siegfried von Köln zerstört und erst viel später (um 1370) durch die Grafen von Limburg in deren Nähe eine dritte Burg errichtet, die als Erbburglehen an die von Vietinghoff zu Schell verliehen und daher Haus Vietinghoff genannt ward.

Caesar. Heisterbac. Vita s. Engelberti archiepiscopi Coloniensis 1204 bis 1225, bei Boehmer, Fontes rer. Germ. II., <t>p. 294–329. – Chronica regia Coloniensis ed. G. Waitz (1880), p. 255–257. – Levold v. Northof, Chronik der Grafen von der Mark, hrsg. v. Dr. Troß, S. 68–85 ff. – A. v. Haeften, Ueberblick der niederrhein.-westfäl. Territorialgeschichte, 3. Abschn., in der Zeitschrift des Berg. Geschichtsvereins, Bd. III S. 249 ff., besonders aber J. Ficker, Engelbert der Heilige, Erzbischof und Reichsverweser, Köln 1853. – Lacomblet, Archiv für die Gesch. des Niederrh., Bd. III. – Wilmanns, Westfäl. Urkundenbuch, Bd. III. – Zeitschr. des Berg. Geschichtsvereins (Burg Isenberg), I. S. 266–267.