ADB:Friedrich (Herzog von Bayern-Landshut)

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Artikel „Friedrich, Herzog von Baiern“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 462–464, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_(Herzog_von_Bayern-Landshut)&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 13:19 Uhr UTC)
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Friedrich, Herzog von Baiern, als zweiter Sohn des Herzogs Stephan II. und der Elisabeth von Arragon geboren um 1339, übernahm nach des Vaters Tode, am 19. Mai 1375, gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Stephan III. und Johann die Regierung Ober- und Niederbaierns mit Ausschluß des Straubinger Antheils. Am 29. September desselben Jahres trat auch der frühere Kurfürst Otto V. von Brandenburg mit seinem nordgauischen Gebiete in gemeinsame Regierung mit seinen drei Neffen. F. war der geistig bedeutendste unter diesen und erscheint sogleich als der eigentliche Lenker der bairischen Politik, deren Interessen er auf den Reichs- und manchen Städtetagen meist persönlich vertrat. Das wichtigste Moment lag hier in der Stellung zu dem 1376 entstandenen mächtigen Bunde der schwäbischen Städte. F. hatte enge Beziehungen zu diesen, da seit 1374 die Landvogtei von Oberschwaben, seit dem Nürnberger Frieden im August 1378 auch die von Niederschwaben in seinen Händen lag. Hieraus erklärt es sich wol, wenn er anfangs in gutem Einvernehmen mit den Städten handelte. Als König Wenzel 1376 die Belagerung Ulms aufgeben mußte, vermittelte F. einen Waffenstillstand mit den Städten und als sich sein Bruder Stephan darauf in neuen Kampf mit diesen einließ, scheint er ihn davon abgebracht zu haben. Am 4. Juli 1379 trat er mit den anderen Wittelsbachern und den badischen Markgrafen dem Bunde der Städte gegen Wenzel bei, verstimmt darüber, daß der König die wenige Wochen vorher ihm verliehene Landvogtei über Niederschwaben an Herzog Leopold von Oesterreich verschrieben hatte. Schon vorher aber war durch eine Verwicklung mit Regensburg wegen einer F. von Wenzel bewilligten Judensteuer des Herzogs Stellung zum Städtebund verändert worden. Als er 1381 die Stadt mit kriegerischer Macht umschloß, erwirkte dieselbe ihre Aufnahme in den Städtebund und zwang dadurch die bairischen Herzoge von ihren Forderungen abzustehen. Auch ein im April 1382 zur Unterstützung des vertriebenen Propstes Ulrich Wulph gegen Berchtesgaden unternommener Krieg endete ungünstig, da sich der Salzburger Erzbischof und Albrecht von Oesterreich des gefährdeten Stiftes annahmen. Der Friede, der am 24. Oct. 1384 geschlossen ward, zwang die beiden streitenden Berchtesgadener Pröpste zum [463] Rücktritt und F. zur Niederlegung der gegen Salzburg gerichteten Befestigungen. Mit steigendem Argwohn beobachtete F. in diesen Jahren die Fortschritte des Städtebundes, der mit Regensburg, Augsburg und dem verbündeten Eichstädt seine Grenzen bedrohte. Als derselbe im Sommer 1387 auch mit Erzbischof Pilgrim von Salzburg ein Bündniß schloß, kam F. der befürchteten Gefahr durch eine treulose Gewaltthat zuvor, indem er im November bei einer Unterredung in Raitenhaslach Pilgrim gefangen nahm und nach Burghausen führte. Im Januar 1388 ließ er ihn zwar frei, doch unter so drückenden Bedingungen, daß Pilgrim, um ihrer Erfüllung enthoben zu sein, bald freiwillig in die Haft zurückkehrte. Gleichzeitig mit diesem Gewaltschritte gegen den Salzburger hatten die bairischen Herzoge alles Gut der Bundesstädte in ihren Landen mit Beschlag belegen lassen. So sagte denn am 17. Jan. 1388 der schwäbische, drei Tage später der rheinische Städtebund und am 7. Februar auch König Wenzel den Baiern Krieg an, worauf ihre Lande sogleich von einem ergiebigen Raubzuge der Städter heimgesucht wurden. Ein für die Baiern ungünstiges Abkommen, das vom greisen Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz am 15. März zu Neumarkt vermittelt und im April auf einem Tage zu Heidelberg in der Hauptsache bestätigt ward, brachte den Krieg nicht lange zum Stillstand, da sich die Herzöge weitere Gewaltschritte erlaubten. F. bedrängte Regensburg, zog zwar Ende Juli seine Truppen zurück, aber nur um zu Anfang September mit zahlreichen Bundesgenossen wiederum vor der Stadt zu erscheinen. Er selbst lagerte sich vor Donaustauf und eroberte nach fortgesetzter Beschießung am 25. September den Markt und die Kirche, während sich die Feste behauptete. Im October eröffneten auch die Salzburger den Krieg und am Bricciustage, 13. November, errangen die Regensburger bei einem Ausfalle einen namhaften Erfolg. Doch ward die Belagerung erst am 3. März 1389 aufgehoben. Was F. im Felde nicht durchgesetzt, erreichte er als geschickter Politiker. Er ging an den Hof Wenzels, der eben seine Heirath mit Sophie, der Tochter Johanns von Baiern, plante, gewann viele böhmische Herren gegen den Salzburger Erzbischof und setzte es durch, daß Wenzel an Pilgrim das Gebot erließ, Frieden zu halten, das nicht unbefolgt blieb. Ebenso wird es vornehmlich Friedrichs Einwirkung zugeschrieben, daß der König auf dem Reichstage zu Eger im Mai 1389 den Städtebund auflöste. Im August 1392 ist F. noch einmal gegen unruhige Landsassen, die Zenger, zu Felde gezogen; im März 1393 erstürmte er ihre Burg Trausnit im Nordgau. Der Städtekrieg aber hatte den wittelsbachischen Landen furchtbare Wunden geschlagen und die Baiern, die Friedrichs Klugheit und Thatkraft hohe Anerkennung zollten, klagten doch, daß sich ihr Herzog der Herrschaft mehr übernehme, als seine Mittel erlaubten, daß seine Kriege und vielen Reisen ihn in schwere Schulden stürzten und das Land mit hartem Steuerdruck belasteten. Ein verhängnißvoller Schritt war die am 19. November 1392 durchgeführte Landestheilung der drei Brüder, die so lange in seltener Eintracht zusammen gewaltet hatten. Läßt sich auch nicht feststellen, von welchem der Herzoge der unselige Gedanke ausgegangen ist, so trifft doch F. die größte Verantwortlichkeit, da er die anderen durch geistige Ueberlegenheit beherrschte. Sein Uebergewicht trat auch bei der Theilung zu Tage, denn er nahm den besten Theil, die niederbairischen Aemter mit Landshut, für sich voraus, dann erst ward der Rest durch einen Ausschuß der Stände in zwei Theile zerlegt, um welche Stephan und Johann loosten. Geldzahlungen, zu denen sich F. gegenüber den Brüdern verpflichtete, glichen doch seinen Vortheil nicht völlig aus. Seit diesem Tage haben die bairischen Wittelsbacher, unter sich gespalten und auf drei Seiten von Habsburg umklammert, auf lange Zeit ihre bedeutende Rolle im Reiche ausgespielt. Schon im folgenden Jahre brachen unter den Brüdern Mißhelligkeiten [464] wegen der Theilung aus. Als F. nach Böhmen reiste, um sich in dieser Angelegenheit neuerdings des Königs zu versichern, ereilte ihn zu Budweis am 4. December 1393 der Tod, so rasch und unerwartet, daß es nicht an Gerüchten einer Vergiftung fehlte. Wie Veit Arnpeck meint: so lange F. lebte, sagte Baiern Ach, als er starb, sagte es Wehe. Der Herzog war in erster Ehe vermählt mit Anna von Neiffen, Gräfin von Graisbach und Marstetten, die 1380 starb; sodann mit Magdalena, Tochter des Herzogs Barnabas Visconti von Mailand, die ihren Gemahl um elf Jahre überlebte. Aus erster Ehe erwuchs ihm eine Tochter, Elsbeth, die Marco Visconti von Mailand ihre Hand reichte; aus zweiter Ehe zwei Söhne, von denen Heinrich, genannt der Reiche, des Vaters Nachfolger ward, und drei Töchter, darunter wiederum eine Elsbeth, in der Mark als die schöne Elsel von Baiern gepriesen, die Gemahlin des Burggrafen Friedrich von Zollern, des späteren Markgrafen von Brandenburg, Stammutter der preußischen Könige.

Buchner, Gesch. v. Baiern, Bd. VI. Häutle, Genealogie des Hauses Wittelsbach, 111 f. Weizsäcker, Reichstagsacten. Vischer, Gesch. d. schwäb. Städtebundes (Forschungen z. deutsch. Gesch. II). Lindner, Gesch. d. deutsch. Reichs vom Ende des 14. Jahrh.