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Artikel „Friedrich VI., Markgraf von Baden-Durlach“ von Arthur Kleinschmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 461–462, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_VI.&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 01:23 Uhr UTC)
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Friedrich VI., Markgraf von Baden-Durlach, kam als erster Sohn Friedrichs V. von der Herzogin Barbara von Württemberg in Durlach am 16. November 1617 zur Welt. Er studirte in Straßburg und 1634–37 in Paris, wo er besonders an der Kriegswissenschaft Geschmack fand. So kam es, daß er 1637 mit Bernhard von Weimar Paris verließ und unter ihm schon an der Saône Tapferkeit bewährte, auch 1638 diente er bei ihm am Rheine und zeichnete sich überall gegen die Kaiserlichen aus. Nach Bernhards Tode 1639 ging F. zu Wilhelm VI. von Hessen-Kassel und focht als Oberst eines Reiterregiments gegen die Feinde des Protestantismus, dann trat er 1640 zu dem schwedischen Oberfeldherrn Johann Baner und wurde von ihm an Ludwig XIII. gesandt, um mit Richelieu über die Fortsetzung des Krieges in Deutschland zu unterhandeln. 1641 kämpfte er bei Merseburg und Wolfenbüttel und reiste nach Schweden, wo er sich mit Christine Magdalene von Pfalz-Zweibrücken, der Schwester des späteren Königs Karl X. Gustav von Schweden, vermählte. Seiner Gemahlin voraneilend, wohnte er der Belagerung von Rottweil und der Schlacht von Tuttlingen bei. 1645 gab Christine von Schweden ihm und seiner Gattin auf die Dauer des Kriegs die Nutznießung des Amtes Uckermünde. 1647 verfocht F. selbst in Osnabrück die Rechte seines Hauses und 1651 kehrte er über Polen nach Durlach heim. 1655 aber ernannte ihn sein Schwager, König Karl X. Gustav, zum schwedischen Generale der Cavallerie und von nun an war F. stets um ihn, von ihm hochgehalten; obgleich von den Polen am 28. März 1656 bei Warka geschlagen, erhielt er dem Könige Tschersk, wurde Generalfeldmarschall und mit Stenbock und de la Gardie in das Lager von Danzig gesandt. Für große ihm geliehene Summen verpfändete der König ihm die Starosteien Rheden und Liepinko, die am 3. Mai 1660 im Frieden von Oliva an Polen zurückfielen. Seit dem 4. August 1648 bezog Friedrichs Gemahlin von Karl X. Gustav 3000 Thlr. jährlich, seit dem 17. September 1656 4000, die der Kronschatz zahlte. Als der Fürst Livland, zumal Riga gegen Rußland behaupten wollte, rief ihn die schwere Erkrankung des Vaters heim, dem er am 8. September 1659 als Markgraf folgte. Hochgebildet, im Besitze der verschiedensten Erfahrungen, großsinnig und milde, auch in der äußeren Erscheinung Ehrfurcht gebietend – so bestieg F. den Thron. Segensreich waltete er als Regent, stets mitarbeitend, sein helles Auge nahm Einblick in alle Zweige seines fürstlichen Berufes, sich überall selbst überzeugend, bei großer Menschen- und Sachkenntniß schied er leicht Böses und Schädliches vom Nützlichen und Guten, leutselig lauschte er den Bitten und Klagen der Armen und Kranken, das Wohl des Landes war sein höchstes Ziel. Bei den Sitzungen seiner Kanzlei war er zugegen und prüfte allwöchentlich die Protokolle der Landescollegien. Den Erscheinungen der schönen Litteratur wandte er sich mit Vorliebe zu und widmete ihnen seine Abendstunden, im Umgange mit Gelehrten besonders humanistischer Richtung lebte er auf, Kunst und Alterthum begeisterten ihn, er sammelte alte Münzen und römische Antiken, sowie Gemälde und ließ aus edleren heimischen Steinarten Gefäße schneiden. Das Gymnasium in Durlach erfreute sich seiner besonderen Huld, für dasselbe kaufte er die große Bibliothek des Philologen Johann Freinsheim, er stellte ausgezeichnete Lehrer an, vermehrte Einkünfte und Stipendien etc. Seines Verstandes wegen war er im Reiche hoch angesehen und wurde von den Fürsten oft zu Rath gezogen. – Friedrichs milde Regierung verstand es, nach und nach die Wunden, die der dreißigjährige Krieg dem Lande geschlagen, zu heilen. Da bedrohten die Osmanen das Reich 1664, sofort bestellte F. sein Haus, ließ seinen ältesten Sohn für mündig erklären und ging auf den Regensburger Reichstag. Der Kaiser war F. sehr gewogen und versuchte es unter der Hand, ihn katholisch zu machen, F. aber war treuer [462] Lutheraner wie seine Tochter Katharina Barbara, die ihren Glauben der Hand Kaiser Leopolds I. vorzog. Aus besonderer Gunst verlieh Leopold I. F. und seinem Hause am 11. April 1664 in Regensburg das Prädicat „Durchlaucht“ und im Juli übertrug er ihm und dem streitbaren Bischofe von Münster, Ch. B. v. Galen, das Präsidium im Kriegsrathe gegen die Türken; in Wien wohnte F. täglich den Kriegsverhandlungen an und besuchte wiederholt das Reichsheer in Ungarn, bis am 10. August 1664 der Friede von Vasvar geschlossen wurde. – Als das Reich Ludwig XIV. den Krieg erklärte 1674, wurde F. Generalfeldmarschall und übersiedelte mit den Seinen nach Basel, hierhin auch Münzcabinet und Bibliothek flüchtend, die erst Karl Friedrich 1765 zurückholte. Mit Montecuccoli und dem Prinzen Hermann von Baden-Baden begann F. Hagenau zu belagern, 1675, erreichte jedoch nichts, wurde am 9. März 1676 auch kaiserlicher Feldmarschall, befestigte Stollhofen und Offenburg und zwang nach längerer Belagerung die Festung Philippsburg am 17. September 1676 zur Capitulation. Als der kriegerische Fürst auch Breisach dem Reiche zurückerobern wollte, erkrankte er in Donauwörth und mußte heim eilen. In seinem Lande hatte F. manche Befestigung ausführen lassen, um der Wehrlosigkeit nach Vermögen zu steuern, die Hochburg erstand aus den Ruinen, die Schlösser in Kandern, Rötteln, Sausenberg, Badenweiler, Pforzheim, Staffort und Graben wurden als feste Punkte restaurirt und seiner Prachtliebe genügte F. durch die Verschönerung der Karlsburg. F. starb in seiner Geburtsstätte am 31. Januar 1677, und fand sein Grab in Pforzheim.