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Artikel „Freyer, Hieronymus“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 367–369, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Freyer,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 10:52 Uhr UTC)
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Freyer: Hieronymus F., Schulmann, geb. am 22. Juli (2. August) 1675 zu Gantkau bei Kyritz in der Priegnitz, † in Halle am 15. Juni (nicht 24. September) 1747. Er war des dortigen Predigers Joachim F. Sohn, verlor aber den Vater bereits im neunten Lebensjahre. Dann besuchte er die Schulen in Kyritz und Perleberg und zuletzt das graue Kloster in Berlin. 1697 bezog er die Universität Halle, um Theologie zu studiren, schloß sich aber besonders an Christoph Cellarius an, der ihn durch seine Vorlesungen und seinen anregenden Umgang mehr zum Schulmanne bildete und ihm die Grundsätze einprägte, denen er in seiner späteren Wirksamkeit gefolgt ist. Schon 1698 begann er, um seinen Unterhalt zu ermöglichen, an den Franckischen Anstalten Unterricht zu ertheilen und zwar sofort an dem Pädagogium, für welche vornehme Anstalt Francke nur die Tüchtigsten unter den Studirenden auszuwählen pflegte. Und dieser Schule ist er fünfzig Jahre treu geblieben. Nachdem die Inspectoren derselben, denen die eigentliche Leitung oblag, in den ersten Jahren häufig gewechselt hatten, übernahm F. 1705 das Inspectorat und blieb in demselben bis zu seinem Tode, nur daß ihm bei vorgerückterem Alter 1736 Sarganeck, 1742 Bünger, 1746 Zwicke als Inspectores adiuncti an die Seite gestellt wurden. In dieser Stellung hatte er selbst wenig Unterricht zu ertheilen, obgleich er sich demselben namentlich für die Geschichte und Rhetorik nicht ganz entzog, sondern die zahlreichen jungen Lehrer, [368] welche sämmtlich noch Studirende waren, anzuleiten und zu beaufsichtigen, die Schüler oder, wie sie vornehmer hießen, die Scholaren zu beaufsichtigen und das Ganze zu ordnen. Bei seinem praktischen Verstande hat er eine Menge durch die Erfahrung bewährter Einrichtungen getroffen. Zur Heranbildung der Lehrer für die höheren Schulen war das Seminarium selectum praeceptorum eingerichtet, in welchem die Studenten zwei Jahre „in dem studio philologico und allen dem, so zur Information der oberen Classen in den Schulen und Gymnasiis erfordert wird“, unterrichtet werden sollten, mit der Verpflichtung, dann drei Jahre in den beiden höheren Schulen des Waisenhauses zu lehren. Cellarius hatte die Leitung übernommen, da er aber bald nachher schon starb (1707), so wurde dieselbe F. übertragen. Er selbst las im Seminar die Briefe des Cicero und Plinius, veranstaltete fleißige Uebungen im lateinischen Stil und leitete die wöchentlichen Conferenzen, in denen es sich darum handelte, die Mitglieder mit der eingeführten Methode bekannt zu machen. Dieselbe war schon 1702 festgestellt (in Vormbaum’s ev. Schulordnungen Bd. 3 S. 53), wurde aber 1721 in der „Verbesserten Methode des Paedagogii Regii“ (bei Vormb. 3. S. 214) wesentlich umgestaltet und verbessert. In Rücksicht auf die Kinder vornehmer Leute, welche die Pietisten für sich zu gewinnen suchten, wurden die neueren Sprachen und mancherlei aus den Naturwissenschaften (dies aber nur zur „Recreation“) in den Lehrplan aufgenommen, das Talent zur Beredsamkeit in fast monatlich angestellten öffentlichen und privaten Redeübungen geweckt und gebildet und auf äußerlich wohlanständige Sitten ein großes Gewicht gelegt. Freyer’s liebereiches, mit väterlichem Ernste gemischtes Betragen erwarb ihm die Liebe der Schüler und das allgemeine Vertrauen der Eltern. Durch ihn wurde das Pädagogium erst fest begründet und erhielt die Organisation, welche nachher für viele evangelische Anstalten Deutschlands maßgebend geworden ist. Obgleich er das Amt eines Aufsehers mit Fleiß, Sorgfalt und Treue verwaltete, so sparte er doch noch Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten. Schon sein Amt nöthigte ihn zu den Prüfungen, welche zwei Mal jährlich zu Ostern und zu Michaelis angestellt wurden, durch ein Programm einzuladen, das er bis 1728 lateinisch, nachher auch öfters in deutscher Sprache abfaßte. In pädagogischer Beziehung sind diese kleinen Abhandlungen nicht ohne Interesse und daher ist es gut, daß sie 1737 unter dem Titel „Programmata latino-germanica“ gesammelt sind; nachher sind nur noch vier erschienen. Noch größere Verdienste erwarb er sich durch die Bearbeitung nützlicher Schulbücher, die lange Zeit in sehr vielen Schulen gebraucht sind. Um die nach der damaligen Ansicht für die Sittlichkeit der Jugend verderblichen Dichter zu ersetzen, stellte er 1710 den „Fasciculus poematum graecorum“ (sechs Auflagen bis 1765) und 1713 den „Fasciculus poematum latinorum“ (wiederholt 1726, 1742 und öfter) zusammen, in denen alte und neue Dichter bunt zusammengewürfelt sind und fabricirte die „Colloquia Terentiana“ (1758 in vierter Auflage), um wenigstens die elegante Phraseologie dieses Komikers der Jugend zugänglich zu machen. Die seit 1721 oft wiederholte Anweisung zur deutschen Orthographie sollte zunächst in den Franckischen Anstalten Gleichmäßigkeit herbeiführen. Die „Oratoria“ ist noch 1759 in achter Auflage gedruckt. Aber mehr verbreitet war die „Vorbereitung zur Universalhistorie“ (achte Auflage von Niemeyer, 1763) und die „Einleitung zur Universalhistorie“ (zehnte Auflage von Niemeyer, 1764), über welche noch J. A. Ernesti in Leipzig Vorlesungen zu halten pflegte. Auch die drei Abrisse der Geographie sind oft wiederholt, ebenso das theologische Handbüchlein zu Freylinghausen’s Grundlegung der Theologie. – Im J. 1717 hatte er sich mit Marie Katharine Richter verheirathet, die ihm sechs Kinder gebar. Ihrer fünf hatte er durch den Tod verloren, 1744 auch die Gattin, und der einzige überlebende Sohn [369] starb bald nach ihm am 24. September 1747, als er eben im Begriff war, die medicinische Doctorwürde zu erwerben.

Vgl. Martini’s Gedächtnißpredigt mit den angehängten Epicedien, Halle 1747, Fol.