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Artikel „Foß, Heinrich Eduard“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 196–197, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fo%C3%9F,_Heinrich_Eduard&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 10:36 Uhr UTC)
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Foß: Heinrich Eduard F., Schulmann und Philolog, geboren in Elbing am 6. November 1805, † in Altenburg am 25. September 1875. Von seinem zehnten Lebensjahre an besuchte er das Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog nach glänzend bestandener Prüfung 1824 die Universität Halle, um Philologie zu studiren. Unter den damaligen Professoren konnte der altersschwache Schütz wenig auf ihn einwirken, desto mehr geschah dies durch den genialen Reisig und durch Meier, dem er auch persönlich sehr nahe trat. Auch Jacobs erkannte seine Tüchtigkeit und übertrug ihm schon 1827 einige Unterrichtsstunden am königlichen Pädagogium. 1828 erwarb er die philosophische Doctorwürde durch Vertheidigung der Schrift „De Gorgia Leontino“ in welcher die methodische Untersuchung über die Lebensverhältnisse des Sophisten und über die Unechtheit der seinen Namen tragenden Schriften allgemeine Anerkennung fand. In demselben Jahre bestand er auch die Prüfung für das höhere Schulamt mit Auszeichnung. 1829 wurde er als Alumnen-Inspector am Joachimsthal’schen Gymnasium in Berlin angestellt und schon 1831 als Director des Gymnasiums nach Friedland in Mecklenburg-Strelitz berufen. Am 5. November ist er in dieses Amt feierlich eingeführt, das ihm sofort Gelegenheit bot alte Schäden zu heilen. Ein genauer Lehrplan wurde ausgearbeitet, das Klassensystem eingeführt, die bisher engverbundene Bürgerschule beseitigt, Schulgesetze entworfen, Censur- und Versetzungswesen geordnet, die regelmäßige Veröffentlichung von Programmen begonnen. Er ging hier mit seinem Beispiel voran und schrieb 1834 die „Commentatio prima de Theophrasti notationibus morum“ auf welche 1835 die zweite folgte. Aber noch in demselben Jahre eröffnete sich für ihn ein neuer Wirkungskreis, [197] als der von Halle aus ihm befreundete Generalsuperintendent Hesekiel seine Berufung zur Leitung des Gymnasiums in Altenburg durchgesetzt hatte. Am 12. October 1835 wurde er in dieses Amt eingeführt, das er 37 Jahre bekleidet hat. Hier galt es weniger neu zu gestalten, als den alten Ruhm zu bewahren und einem so ausgezeichneten Vorgänger wie A. Matthiae nicht nachzustehen. In seinen praktischen Beruf setzte er deshalb fortan seine Hauptaufgabe. War auch die Einrichtung der Anstalt gesetzlich geregelt, so waren doch mancherlei neue Einrichtungen zu treffen und besonders die eigenthümliche Klasseneintheilung anderen Anstalten mehr anzupassen. Mit Energie handhabte er strenge Zucht. In Besitz einer großen Lehrgabe wußte er die Aufmerksamkeit der Schüler zu fesseln und ihre geistigen Kräfte allseitig zu bilden. Da er auf die Uebung des Gedächtnisses großes Gewicht legte, stellte er nach dieser Seite hin an die Jugend große Anforderungen und drang besonders auf die Sicherheit im Lernen, was besonders bei der griechischen Formenlehre sich bewährte. Aber er verstand es auch seine Schüler in den Geist des classischen Alterthums einzuführen und ihnen ein Verständniß für die Schönheiten der großen Meister zu eröffnen. Nicht als ob er dabei leichten Genuß und angenehme Unterhaltung bezweckt hätte, im Gegentheil forderte er auch hier die größte Anstrengung und den energischesten Fleiß. Er selbst ging in dieser Beziehung mit dem besten Beispiele voran und zeichnete sich durch unermüdlichen Pflichteifer und strengste Gewissenhaftigkeit in der Ausübung seines Amtes aus. Bei der Strenge gegen sich selbst ließ er die Regungen des Gemüths nicht die Oberhand gewinnen über den kalten Verstand. Nur in den Schulreden tritt nicht selten der Ausdruck eines tiefen Gemüths und warmen Gefühls zu Tage; es sind nach seinem Tode zwanzig derselben von B. Foß herausgegeben (Leipz. 1877). Neben diesem Berufe in der Schule hatte er auch auf anderen Gebieten seine Thätigkeit zu entfalten. Er war Oberbibliothekar der herzoglichen Bibliothek, Mitglied der Lindenau-Zach’schen Verwaltungscommission, viele Jahre Vertreter der Stadtgemeinde und voll regen Interesses an den Angelegenheiten des Landes und der Stadt. 1854 leitete er als erster Präsident die Verhandlungen der vierzehnten Philologenversammlung mit anerkennenswerthem Geschick. – Zu größeren wissenschaftlichen Arbeiten fand er nur wenig Muße und doch setzte er die kritischen Arbeiten zunächst für die Charaktere des Theophrast fleißig fort, zunächst in zwei Schulprogrammen (1836 u. 1861), von denen das letztere sich auf die Rechtfertigung seines Textes in der Ausgabe (Lips. 1858) bezieht. Leider hat er bei der mangelhaften Ueberlieferung sich zu vielen Verdächtigungen verleiten lassen, aber doch den Werth des cod. Palat. richtig erkannt. Eine beabsichtigte größere kritische Ausgabe würde Vieles zurückgenommen haben. Die Unechtheit der zwei von Morelli herausgegebenen Declamationen des Aristides wies er 1841 nach. Von den lateinischen Schriftstellern hat er einige Stellen des Tacitus (1837) und der Horazischen Episteln (in der Ausgabe von Obbarius) behandelt, sonst aber sich auf Curtius beschränkt und für die Textesgestaltung nicht blos in zwei Programmen (1845. 1852), sondern auch in einer besonderen Ausgabe (Lisp. 1852. 1867. 1873) Tüchtiges geleistet. Zu Schmid’s Encyklopädie des Unterrichtsw. lieferte er den umfangreichen Artikel „Reform der Gymnasien“. – Am 12. October 1860 hatte er (bereits vorher zum Schulrath ernannt) die Freude sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum als Director in voller Rüstigkeit zu feiern und sich auch weiter einer fast ununterbrochenen Gesundheit erfreut. Ein hartnäckiges Steinleiden nöthigte ihn 1872 sein Amt niederzulegen; er erhielt eine ehrenvolle Entlassung mit dem Prädicate als Geheimer Schulrath. Nach jahrelangem Leiden verschied er im 70. Lebensjahre ohne vorhergehendes Krankenlager den 25. September 1875 an einer Nervenlähmung.