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Artikel „Fötterle, Franz“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 198, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%B6tterle,_Franz&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:23 Uhr UTC)
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Fötterle: Franz F., kaiserl. königl. Bergrath, Chefgeologe und Vicedirector der geologischen Reichsanstalt in Wien, geb. 2. Febr. 1823 zu Mramotitz in Mähren, † 5. Sept. 1876 in Wien, erhielt nach vollendeten bergakademischen Studien 1847 eine erste Verwendung im bergtechnischen Dienste als Praktikant zu Gmunden, von wo er bei Gründung der geologischen Reichsanstalt an diese als Assistent (17. Dec. 1849) einberufen wurde. Bei dieser Anstalt war F. fortan bis zu seinem Tode ununterbrochen beschäftigt, wurde 1856 zum Bergrath, 1867 zum ersten Chefgeologen und 1873 zum Vicedirector der Anstalt befördert. F. war ein thätiger Mitarbeiter an dem großen Werke der geologischen Kartirung des österreichischen Kaiserstaates. Seine zahlreichen Aufsätze und Reiseberichte in den Schriften dieser geologischen Anstalt legen hierüber das selbstredende Zeugniß ab. Hierbei tritt Fötterle’s vorwiegend praktisch-bergmännische Richtung besonders dadurch merklich in den Vordergrund, daß seine Untersuchungen besonders dem Vorkommen nutzbarer Mineralien zugewendet erscheinen. Er wurde deshalb auch vielfach mit Aufträgen behufs montanistischer Untersuchungen betraut, und über Anlagen von Berg- und Hüttenwerken gutachtlich zu Rathe gezogen, so daß sein Name in ganz Oesterreich in bergmännischen und finanziellen Kreisen vielgenannt und bekannt war. In Folge solcher Aufträge bereiste F. die Südküste des schwarzen Meeres, die asiatischen Ufer des Marmorameeres, wo er devonische Schichten, Steinkohlenbildungen und Rothliegendes neben cretacischen und alttertiären Nummulitenlagen auffand. In Griechenland untersuchte er die Braunkohlenablagerung zwischen Korinth und Zakoli. Auch wirkte F. bei der Gründung der geographischen Gesellschaft eingreifend mit. In der letzten Zeit war F. bei der geologischen Reichsanstalt mehr in administrativer als wissenschaftlicher Richtung thätig. Unter seinen zahlreichen Abhandlungen und Berichten, welche in den Schriften der geologischen Reichsanstalt gedruckt sind, besitzen die meisten ein überwiegend örtliches Interesse. Es sind besonders hervorzuheben: „Braunkohlen in Ungarn“; mit Fr. v. Hauer: „Geologische Uebersicht des Bergbaues der österreichischen Monarchie“, 1855; „Geologie von Südwest-Mähren“, 1856; „Steinkohlenformation bei Krakau“, 1857; „Merkwürdige Gangverhältnisse bei Schlaggenwald“, 1858; „Steinkohlen- und Triasformation in Kärnthen“; „Eisensteinlager in den Karpathen“, 1858; „Erdöl in Galizien“, 1860; „Die Gebirge im Gebiete von Krakau“, 1860; „Braunkohlen bei Eger“, 1867; „Die Kalisalze bei Kalusz“, 1871. Selbständig erschienene Werke sind: „Geologische Uebersichtskarte von Südamerika“, 1854, eine fleißige Zusammenstellung der damals bekannten geogn. Verhältnisse dieses Erdtheils; „Geologischer Atlas des österreichischen Kaiserstaats“, seit 1860 bei J. Perthes erschienen, eine Umarbeitung der bekannten Haidinger’schen Karte nach den Ergebnissen der geologischen Landesuntersuchung, ist in leider zu kleinem Maaßstabe ausgeführt, um ein deutliches Bild gewähren zu können; sie ist jetzt durch die prächtige Karte v. Hauer’s weit überholt. Die Kohlenverkehrskarte (Karte über Vorkommen, Production und Circulation des mineralischen Brennstoffes) für Oesterreich war eine der letzten größern Arbeiten, mit deren Umänderung und Vervollständigung sich F. beschäftigte.

Sitzb. d. geol. Reichsanstalt 1876. Nr. 13.