ADB:Engelhardt, Moritz von (Mineraloge)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Engelhard, Moritz v.“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 137–138, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Engelhardt,_Moritz_von_(Mineraloge)&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Engelhard, Regnerus
Band 6 (1877), S. 137–138 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Moritz von Engelhardt (Mineraloge) in der Wikipedia
Moritz von Engelhardt in Wikidata
GND-Nummer 100827365
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|137|138|Engelhard, Moritz v.|Wilhelm von Gümbel|ADB:Engelhardt, Moritz von (Mineraloge)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100827365}}    

Engelhard: Moritz v. E., Mineralog und Geologe, geb. am 27. Novbr. 1779 zu Wieso in Esthland, gest. am 10. Febr. 1842 in Dorpat. Das frühzeitig in E. erwachte Interesse für das Mineralreich erweckte den Wunsch, sich in Freiberg dieser Wissenschaft der Mineralogie ausschließlich widmen zu können. Zwingende Umstände hinderten dies und veranlaßten, daß E. zunächst in Leipzig und Göttingen die Rechtswissenschaft studirte (1798). Erst im J. 1805 wurde es ihm möglich, Freiberg zu besuchen, wo er an Werner eine besonders wohlwollende Unterstützung und an K. v. Raumer einen warmen Freund und Arbeitsgenossen fand. Mit letzterem unternahm er viele Reisen durch Deutschland, besonders aber war es das Erzgebirge, wo beide eingehende gemeinsame geologische Studien anstellten, um das relativ jüngere Alter des bis dahin für das älteste Glied der Erdrinde gehaltenen Granits zu ermitteln. Das Resultat dieser Erforschung überließ E. seinem Freunde v. Raumer zur Bearbeitung in der 1811 erschienenen Schrift: „Geognostische Fragmente“. 1808 gingen beide zusammen behufs geognostischer Studien an den Rhein und nach Frankreich, um namentlich das rheinische Schiefergebirge zu untersuchen („Geogn. Versuche“ von M. v. E. und K. v. Raumer 1816). Nachdem E. 1809 von Paris nach seiner Heimath zurückgekehrt war, publicirte er aus den Freiberger Rückerinnerungen: „Fragmente aus der Mineralogie“ 1810 und betrieb eifrig seine Vorbereitungen zu einer Reise in die Krim und in den Kaukasus, die er 1811 mit Dr. Fr. Parrot unternahm. Die gemeinsame Schrift: „Reisen in die Krim und den Kaukasus“, 1815 enthält die Resultate dieser Reise. Nach seiner Rückkehr wählte E. 1812 Dorpat zu seinem Aufenthalt und unternahm von da aus zahlreiche geognostische Reisen theils mit seinem Freunde v. Raumer („Geogn. Umrisse von Frankreich, Großbritannien und einem Theil von Deutschland und Italien“, von K. v. Raumer und M. v. E., 1816), theils nach Liv-, Esth- und Finnland (1815–1818). In der Zwischenzeit publicirte E. eine kleine Schrift: „Geogn. Untersuchungsmethode“, 1817. Auch nach Uebernahme der Professur für Mineralogie an der Universität Dorpat 1820 setzte er seine wissenschaftlichen Untersuchungen in ausgedehnter Weise fort, zunächst in den Gouvernements Olonetz und Archangel, am Ural und 1826 in den Gouvernements Saratow, Orenburg und Perm. Das auf diesen Reisen gesammelte reiche Material verwerthete E. in zahlreichen Publicationen, welche zur geologischen Kenntniß Rußlands wesentlich beigetragen haben. Auf seine Schrift: „Zur Geognosie, zur Darstellung von den Felsgebäuden Rußlands“, 1820, folgten: „Geogn. Umrisse von Finnland“, 1820–21, „Wanderungen durch die Vogesen“, 1821, „Zur Mineralkunde“, 1823, und mehrere kleinere Schriften. Auch betheiligte er sich an der Herausgabe der „Beiträge zur Kenntniß Rußlands und seiner Geschichte“ mit Ewers 1816–18. Aus der Aehnlichkeit der Gebirgsverhältnisse am Ural mit jenen von Brasilien hatte E. bereits auf die Wahrscheinlichkeit des Vorkommenes von Diamanten am Ural hingewiesen, ehe sie 1829 wirklich daselbst entdeckt wurden. Ueber das Vorkommen dieses Edelsteins, wie dem von Gold und Platin am Ural verdankt die Wissenschaft E. die lehrreichsten Aufschlüsse („Ueber die Lagerstätte von Gold und Platin am Ural“, 1828). Auf einer Reise nach dem Osten zog sich E. durch Contusion ein Gehirnleiden zu, in Folge dessen er an Gehör und Gesicht großen Schaden erlitt, so daß er 1830 als Emeritus von der Professur in Dorpat zurücktreten mußte. Noch erschien in Karsten’s Archiv 1830 eine werthvolle Abhandlung: „Umrisse der Felsstructur von Esthland und Livland“. Später soll E. [138] die Stelle eines Directors des Lyceums in Zarskoje Selo bekleidet haben und zum Staatsrath ernannt worden sein.

Vgl.: Meusel, G. T. Recke u. Napiersky, Sch. L. I. S. 506. N. Nekrol. Bd. 20.