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Artikel „Emmius, Ubbo“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 89–90, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Emmius,_Ubbo&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 02:30 Uhr UTC)
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Emmius: Ubbo E., Geschichtsschreiber, geb. zu Greetsyhl in Ostfriesland 5. Dec. 1547, † zu Groningen 9. Dec. 1625. Sohn des Predigers Emmo Dyken, der zu den Füßen Luther’s und Melanchthon’s gesessen, besuchte Ubbo von seinem neunten Lebensjahre an die Schulen zu Emden, Bremen und Norden. Johann Molanus, Rector in Bremen, lehrte ihn das Latein, welches E. in classischer Vollkommenheit schrieb. Im J. 1570 bezog Ubbo E. die Universität Rostock, wo er ein eifriger Schüler des David Chytraeus ward und das Geschichtsstudium liebgewann. Bald jedoch rief ihn der Tod seines Vaters heim und sein Aufenthalt in Ostfriesland währte drei Jahre; erst 1575, nun 28 Jahre alt, ging er wieder in die Fremde, um seine Studien fortzusetzen, und von Köln an langsam nach Süden fortreisend gelangte er nach Genf, wo ihn Theodor Beza’s Vorlesungen für längere Zeit fesselten und nicht ohne Einfluß auf seine geistliche Richtung blieben. Nach absolvirten Studien 1579 ward ihm in der Heimath das Predigeramt zu Norden angeboten und gleichzeitig das Rectorat daselbst. Er wählte das letztere und wirkte eine Reihe von Jahren in dieser Stellung; [90] im J. 1583 starb ihm seine Frau Theda Tjabbers, doch trat E. noch während seines Rectorats in Norden zum zweiten Male in die Ehe, er heirathete im J. 1586 Margarethe van Bergen. – Als verdächtig, calvinistische Lehren verbreitet zu haben, ward E. 1587 durch Graf Edzard, anscheinend auf den Rath des lutherischen Hofpredigers Heshusen, seines Amtes entsetzt, doch veranlaßte die reformirte Partei zu Emden alsbald den ihr geneigten Grafen Johann von Ostfriesland, dem E. das Rectorat in Leer zu übertragen, welche Stelle E. im J. 1588 antrat. In diesem Orte hielten sich damals viele in Folge des Verraths Rennenberg’s vertriebene Groninger auf, und diese bewirkten nach ihrer Rückkehr im J. 1594 Emmius’ Berufung als Rector nach Groningen, die durch Rathsbeschluß am 9. April 1595 erfolgte. Eine Reihe von Jahren darauf ward zu Groningen die Errichtung einer Hochschule (collegium facultatum) beschlossen (am 16. November 1612) und E. wurde ausersehen, die erste Einrichtung zu leiten und die Professoren zu berufen. Am 23. October 1613 wird die Hochschule eröffnet und E. ist nicht nur der erste Professor an derselben, sondern bekleidet auch als der erste das Amt eines rector magnificus. Es war ihm vergönnt, noch bis in sein spätes Greisenalter lehrend zu wirken, er lehrte Geschichte und griechische Sprache, denn erst am 9. December 1625 setzte der Tod diesem bewegten Leben das Ziel. Sein Hauptwerk, die „Rerum Frisicarum historia“, begann E. schon zu Norden; es erschien in 6 Dekaden in den Jahren 1596–1615 in Octavformat. 1616 erschien die Geschichte in Folio bei Elzevir, geziert durch Kupfer und Karten. E. ist es, der zuerst die alten Fabeln über den Ursprung der Friesen zurückwies und Hamelmann, Suffried Peters u. A. bekämpfte, dafür aber auch heftig angegriffen wurde und nun seine Meinung in vielen Streitschriften zu vertheidigen hatte. Von Schwächen ist freilich auch er nicht frei. (Vergl. Möhlmann, Kritik der friesischen Geschichtschreibung, Emden 1863.) Als Rathsherr zu Emden war E. an den langwierigen Streitigkeiten zwischen dieser Stadt und den ostfriesischen Grafen betheiligt und focht tapfer auf der Seite der Stadt mit der Feder gegen die Anhänger Edzards und Enno’s. Heftiger Groll und maßlose Gereiztheit des späteren Kanzlers Brenneysen (s. diesen Artikel) gegen die Schriften des E. aus dieser Periode haben dazu beigetragen, dieselben auf lange Zeit hinaus bekannt zu machen. Aber nicht nur auf dem Gebiete der Politik ist E. thätig, sondern auch auf theologischem Boden gebraucht er seine gewandte Feder. Als Rector zu Leer schreibt er gegen den Superintendenten und Professor zu Helmstädt Daniel Hoffmann und als Rector zu Groningen gegen David Joris. Seiner Schriften sind zu viele, als daß sie hier aufgezählt werden könnten. Sie sind sämmtlich aufgeführt bei (Tjaden) Das gelehrte Ostfriesland II. Aurich 1787, S. 1–206.

Vergl. außerdem Adr. Reershemii Ostfriesl. Prediger Denkmal etc., Aurich 1765, S. 498–506. Programme funèbre door Gomarus gesteld. Ubb. Emmii elogium per Nic. Mullerium, Gron. 1628 (und 1728). Effigies et vitae professorum Acad. Gron. Omland, p. 39–60. Saxe, Onomasticon, IV. p. 49 s. Almanak der Academie van Groningen voor 1814, p. 55–65. Dr. Rothermund, Das gelehrte Hannover, Bremen 1823, I. S. 555–558; und namentlich: Jonckbloet, Gedenkboek der Hoogeschool te Groningen, Gron. 1864. Anhang: Boeles, Levenschetzen der Groninger Hoogleeraren. Babucke, Gesch. d. k. Progymn. in Norden. 1877.