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Artikel „Ebell, Heinrich Karl“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 525–526, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ebell,_Heinrich_Karl&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:02 Uhr UTC)
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Ebell: Heinrich Karl E., Musiker und Jurist, geb. zu Neu-Ruppin 30. Decbr. 1775, gest. als Regierungsrath zu Oppeln 12. März 1824. Schon als Gymnasiast beschäftigte er sich eifrig mit Musik, deren Studium auch fernerhin seine Freistunden ausfüllte, als er 1795 die Universität Halle bezog und darauf, nach abgelegtem Referendarexamen, von 1797–1800 als Auscultator amtirte. Besonders Reichardt, zu dem er auch persönlich in nähere Beziehungen getreten war, interessirte sich lebhaft für ihn und schlug ihn nach Tuschek’s Abgange zu dessen Nachfolger als erster Musikdirector des Breslauer Theaters vor. Da auch eine von E. eingesandte Oper, „Der Bräutigamsspiegel“, Beifall fand, erhielt er 1801 die Stelle. Die Verhältnisse bei der Breslauer Oper waren ihm anfangs nicht ungünstig; an dem Director Streit hatte er einen Freund, auch im Orchester und auf der Bühne manche tüchtige Kräfte (Schnabel, [526] Fränzel, das Schüler’sche Ehepaar, den Tenoristen Leisring, den Bassisten Neugebauer, die Frauen Veltheim und Fleischer etc.). Doch war seine von gutem Streben beseelte und nicht ohne Erfolg gebliebene Wirksamkeit an der Oper nur von kurzer Dauer; es stellten Mißhelligkeiten sich ein, und als Streit 1802 von der Direction sich zurückzog, gab auch E. seine Stelle auf und ging 1804 zur Kriegs-Domänenkammer als supernumerärer Secretär über. Auch in dieser Stellung blieb er musikalisch thätig und gab insbesondere die erste Anregung zur Bildung einer Gesellschaft von Musikfreunden (Philomusischen Gesellschaft), welche, außer E. noch den Capellmeister Schnabel, die Musikdirectoren F. W. Berner und Förster, die Professoren Siebigk und Etzler und den Prorector Schummel zu Mitgliedern zählend, am 30. Aug. 1804 ihre erste Zusammenkunft hielt. Zweck war ihr Erörterung musikalischer und allgemein wissenschaftlicher Gegenstände, soweit solche auf Musik Bezug haben, und E. lieferte verschiedene Beiträge. Aber schon 1806 löste die Gesellschaft, nachdem sie inzwischen guten Fortgang genommen hatte und an Mitgliederzahl gewachsen war, sich wieder auf. Auch E. selbst war vom Glücke wenig begünstigt und fast schon entschlossen die, bei aller Anerkennung seiner Tüchtigkeit, ihm kaum den bescheidensten Lebensunterhalt gewährende Beamtenlaufbahn zu verlassen auch war zwischen Schüler und Reichardt 1808 die Rede davon, ihn an das Casseler Theater zu ziehen), als seine Stellung sich besserte und er 1809 zum expedirenden Secretär und endlich 1816 zum Rathe bei der in Oppeln neu organisirten Regierung ernannt wurde. In diesem Amte verblieb er bis zu seinem durch die Folgen eines 1814 erlittenen gefährlichen Beinbruches herbeigeführten Tode. Wiewol auch seine spätere Lebensperiode durch Unglück und andauernde Kränklichkeit vielfach getrübt und gestört war, blieb er doch stets ein geistig lebendiger, ununterbrochen arbeitsamer, im Amte pflichtgetreuer und wohlwollender Mann, dessen Verlust allgemein betrauert wurde.

An Compositionen hat er hinterlassen: 10 Opern („Der Schutzgeist“. 1798; „Selico und Berissa“; „Le déserteur“; „Der Bräutigamsspiegel“, 1800–1801; „Das Fest der Liebe“, 1800–1803; „Die Gaben des Genius“; „Das Fest im Eichthale“, 1806–7; „Der Nachtwächter“; „Anacreon in Italien“, 1800, neu componirt 1810) und Musik zum Trauerspiel „Larnassa“; 3 Symphonien, mehrere Streichquartette und andere Instrumentalwerke; 1 Oratorium („Die Unsterblichkeit“), verschiedene Cantaten und andere Gesangstücke. Außerdem sind manche Kritiken und kritische Abhandlungen von ihm verfaßt worden.

C. J. A. Hoffmann, Die Tonkünstler Schlesiens, Breslau 1830. Kosmaly und Carlo, Schlesisches Tonkünstler-Lexikon, Heft 3. Breslau 1846.