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Artikel „Dou, Gerhard“ von Ludwig Lemcke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 366–367, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dou,_Gerhard&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:45 Uhr UTC)
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Dou: Gerhard D. (Dov, Dow, ausgesprochen Dau), einer der größten Meister der Feinmalerei, wurde zu Leyden, wahrscheinlich im J. 1613 geboren. Sein Vater, ein Friese Douwe Janszoon, war Glaser. Glaser und Maler bildeten damals noch eine Zunft, aus der sich erst später die Kunstmaler in St. Lucas Gilden aussonderten. Gerhard kam 9 Jahre alt zu dem Graveur Barthol. Dolendo, um zeichnen zu lernen, in die Lehre, dann zu dem Glasmaler Peter Kouwenhorn, wonach er seinem Vater im Geschäft half. Da seine Eltern dies für den keck kletternden Knaben zu gefährlich hielten, sollte er Oelmaler werden. So thaten sie den 15jährigen zu dem 21jährigen Meister Rembrandt van Rijn im J. 1628. D. blieb etwa 3 Jahre bei diesem. Es war die Zeit, daß man die neu in die Niederlande kommenden Bestrebungen hinsichtlich der malerischen Verwendung von Licht und Dunkel, Farben- und Licht-Effecten zu bewältigen begann, wie sie in Italien unter Caravaggio’s und Elzheimer’s Einflusse entstanden waren. Durch Elzheimer und seine Nachfolger, wie Poelenburg, lebte damals auch die Miniatur-Malerei in anderer Form als Fein- und Klein-Malerei in Oel wieder auf. Dieser wandte sich D. wie mehrere seiner mit ihm berühmt gewordenenen Altersgenossen zu. Rembrandt’s Schüler war in der Wahl der Stoffe Realist. Er wählte Vorwürfe aus dem alltäglichen, ihn umgebenden Leben, meistens aus dem häuslich-bürgerlichen Kreise, ruhiger, gemüthlicher Art, gleich weit abliegend vom Rohen, Brutalen, Grotesken, Verzerrten, wie vom Vornehmen und seinem Treiben. Die Poesie gibt die Farbe und, übertragen, die harmonische Stimmung. Diese Bildchen, in unübertrefflicher Wahrheit und Natürlichkeit des Vorganges und der Charakteristik der Personen, wurden nun Wunder der Kunst, mit feinstem Auge alle Abstufungen des Lichts vom hellsten Sonnenblick durch Dämmerung zum Dunkel im geschlossenen Raum nachzufühlen und nachzubilden. Die einfachste Farbenreihe, etwa eines einfarbigen Innenraums ergibt dadurch eine unendliche Mannigfaltigkeit; ihre Harmonie setzt sich seelisch um als gemüthliche Stimmung oder je nachdem. D. ward in Interieurs und Genre-Scenen solcher Art ein bahnbrechender, einziger Meister. Seine Kunst in Licht-Effecten zeigte er auch gern durch Scenen mit Kerzen-Beleuchtung; virtuos liebte er auch die Schwierigkeiten mehrfacher Beleuchtung dabei zu besiegen.

Sandrart erzählt, daß D. anfangs Portrait gemalt, aber seine Kunden durch Langsamkeit ermüdet habe. So habe er sich ganz seinem Genre gewidmet. Die Sorgfalt des in seinem Atelier außerordentlich staubscheuen Meisters charakterisirt er auch durch die Antwort Dou’s, als er (Sandrart) und Peter van Laar bewundert hatten, wie trefflich ein Besenstiel gemalt sei, daß er noch drei Tage daran malen müsse.

D. kam schnell in hohen Ruf. Er verkaufte seine Bilder, die er nach den Arbeitsstunden berechnete, zu Preisen von 600–1000 Gulden. Er starb hochgeehrt im J. 1675. (So nach Kramm. Aeltere Angaben haben gewöhnlich 1680.)

[367] Seine Gemälde zählten immer zu den höchstgeschätzten und theuersten ihres Genres.

Siehe die biogr. Werke von Sandrart, Houbraken, Immerzeel, Kramm etc. Aufzählung der Bilder: Smith, Catalogue raisonné.