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Artikel „Laar, Peter van“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 461–462, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Laar,_Peter_van&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 06:11 Uhr UTC)
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Laar (Laer): Peter van L., Maler und Radirer, geb. um 1613, † in Harlem ca. 1648. Houbraken nennt Laren bei Naarden seinen Geburtsort; Theodor Schrevelius hingegen, sein Zeitgenosse, läßt ihn in seiner Beschreibung von Harlem (1648) in dieser Stadt geboren werden und es ist wunderbar, daß ersterer, der doch später diesen Schriftsteller citirt, dieses nicht bemerkte. Es wird auch Harlem wahrscheinlich sein wirklicher Geburtsort sein, da sich seine Eltern und Geschwister daselbst aufhielten. Er erhielt eine gute Erziehung, sein Kunsttalent machte sich zeitlich bemerkbar; auch in der Musik machte er Fortschritte und spielte die Violine vortrefflich, womit er sich selbst in trüben Stunden aufheiterte als auch seine Freunde erfreute. Da er gutmüthig war und burleske Scherze zu erfinden verstand, hatte ihn Jedermann gern. In der Kunst soll er Jan van Campen zum Lehrmeister gehabt haben. Frühzeitig verließ er das Vaterland und durchwanderte mit seinem älteren Bruder Roeland (geb. 1610), der auch Maler war, Frankreich und Italien. Sein Bruder blieb in Genua zurück, wo er 1640 starb. L. kam nach Rom und blieb hier 16 Jahre. Hier schuf er die meisten seiner Werke, die zum Aergerniß für die italienischen Maler, wie eines Albani oder Sachi, mehr Freunde und Käufer fanden, als die italienische Waare der breitgetretenen sogenannten klassischen Richtung. Er stellte, seinem Charakter gemäß, gern lustige Scenen dar, malte Jagden, Räubergeschichten, Marktplätze, Landschaften mit Thieren mit großer Naturwahrheit. Bei seinen Compositionen konnte er des Modells vollkommen entbehren, da er alle Erscheinungen in der Landschaft und alle Bewegungen der Thiere und Menschen, wenn er sie einmal gesehen hatte, in seinem Gedächtniß treu bewahrte und sie dann beim Malen auf die Leinwand übertrug, weshalb er auch, wie Houbraken bemerkt, bei der Arbeit still und in Gedanken verloren war. In der Bent erhielt er den Beinamen Bamboots oder Bamboccio, theils seiner Mißgestalt, theils seiner Schnurren wegen. Seine Eltern und Freunde drangen in ihn, zurückzukehren, da seine Bilder zu Hause wol auch gut gezahlt werden würden. Er kam also 1639 nach Harlem und wohnte bei seinem Bruder, der Lehrer war. Ist die Zeitangabe seiner Rückkehr genau, so hätte er 1623, da er erst 10 Jahre zählte, seine Reise angetreten, was unwahrscheinlich ist und sein Geburtsjahr muß deshalb höher hinauf zurückgesetzt werden. In seiner Vaterstadt war er noch sehr fleißig und seine Bilder wurden noch besser als in Italien bezahlt. Er litt später an Brustbeklemmungen – wol eine Folge seines mißlichen Körperbaues – dabei wurde er lebensüberdrüssig und soll sich in einer [462] trüben Stunde selbst das Leben genommen haben. Die Erzählung, daß er sich an einem Morde betheiligt und dann aus Gewissensbissen ertränkt habe, wird wol zu den Mythen gehören. Das Jahr 1673 oder 1674 kann nicht sein Todesjahr sein, wie mehrere Handbücher und Kataloge angeben, da Sandrart, der persönlich mit ihm befreundet war, ausdrücklich meldet, daß der Künstler nach seiner Rückkehr aus Italien nur wenige Jahre noch lebte. Sein Porträt befindet sich in den Uffizien zu Florenz. Seine Gemälde sind in der Welt zerstreut; drei vorzügliche Stücke befanden sich in dem berühmten Cabinet de Reynst und sollen dann nach England gekommen sein. Im Belvedere zu Wien ist eine Bauernlustbarkeit, im Cabinet Liechtenstein daselbst eine Bauernunterhaltung, in Kassel ein Marktschreier und Italienisches Volksleben, in München Verwundete Soldaten, die von Räubern geplündert werden, im Cabinet Esterhazy in Budapest Banditen, welche Morra spielen, im Museum zu Braunschweig eine Schenke, vor welcher Karren und Esel stehen. Nach seinen Bildern ist auch von den besten Stechern gearbeitet worden, so von Cornelius Visscher (Der Hinterhalt, Der Pistolenschuß, Der Kalkofen), von J. van Noordt (Die Viehheerde mit dem Milchmädchen, eine schöne und seltene Radirung), von Suyderhoef (Die Familie des Satyr) u. v. a. Der Künstler selbst hat auch mehrere Blätter radirt, Bartsch beschreibt 20 Nummern, denen Weigel noch eine Ansicht aus Rom, beim Colossäum beifügt. Neben guter Zeichnung tragen die kleinen Blätter eine große Naturwahrheit an sich.

Sandrart. Houbraken. Immerzeel. Kramm. Bartsch, P.-Gr. I. Weigel, Suppl.