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Artikel „Dindorf, Ludwig“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 238–239, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dindorf,_Ludwig&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 10:19 Uhr UTC)
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Dindorf: Ludwig August D., Philolog, geb. in Leipzig am 3. Januar 1805, † daselbst am 6. Septbr. 1871. Er ist der zweite Sohn des Professors der orientalischen Sprachen Gottlieb Immanuel D., der jüngere Bruder von Wilhelm. Schon im siebenten Jahre wurde er in die Quarta der Thomasschule aufgenommen und rückte 1813 bereits in die Tertia auf. Der Besuch dieser Schule wurde 1½ Jahr unterbrochen, während welcher er von Michaelis 1814 die Klosterschule in Donndorf besuchte. Am 26. April 1816 trat er wieder ein in die Secunda, wurde 1818 in die Prima versetzt und verließ mit Ehren am 10. April 1820 die Anstalt, um auf der Universität Leipzig Philologie zu studiren. Daß er sich allein an G. Hermann anschloß, war natürlich; ihm verdankte er die ausschließliche Richtung auf die Kritik griechischer Schriftsteller. Schon 1822, ehe er seine akademischen Studien vollendet hatte, trat er mit einer Ausgabe von Xenophon’s Symposion und Agesilaos hervor, die eine für solche Lebensjahre seltene Reife des Urtheils bekundete. Zu einem Lehramte konnte er sich nicht entschließen; er zog das Stillleben des Gelehrten vor, der unermüdlich thätig auch von allem geselligen Verkehre sich abschloß und kaum ein Mal zu einem einsamen Spaziergange in der Abendstunde den Arbeitstisch verließ. Nur Wenige haben ihn gesehen. Daher ist auch der falsche Glaube entstanden, daß Ludwig D. nur ein angenommener Name sei, unter dem sein Bruder einen Theil seiner zahlreichen Arbeiten veröffentlicht habe und daß es einen Bruder dieses Namens gar nicht gegeben habe. Zunächst wendete D. seine Thätigkeit der Teubner’schen Sammlung griechischer Classiker zu, für die er 1824 Thukydides, 1825 Hesiod und Euripides (2 Bde.) bearbeitete. In derselben Bibliotheca gab er auch zuerst 1824–26 Xenophon’s Schriften heraus, für die er sein [239] ganzes Leben gearbeitet hat. 1829–31 erschienen dieselben (Berlin bei Reimer) in einer Stereotypausgabe mit Anmerkungen. Während er schon 1825 in der Ausgabe der Anabasis nach richtiger Erkenntniß der besseren Handschriftenfamilie die bis dahin geltende Vulgata beseitigt hatte, nicht ohne heftigen Widerspruch Krüger’s, hat er die Ergebnisse seiner sicheren diplomatischen Kritik nicht blos der Teubner’schen Ausgabe seit 1849–51 (immer wiederholt, zuletzt 1873–75) zu Gute kommen lassen, sondern auch auf Grund neuer Vergleichungen und aus genauer Bekanntschaft mit dem Sprachgebrauche des Schriftstellers in den Oxforder Ausgaben der Clarendon-Presse (1853–66) einen Text geliefert, der die Grundlage der neueren Ausgaben geworden ist. Daß er hier auch die erklärenden Anmerkungen der Vorgänger seinen eigenen hinzufügte, lag in dem Plane jener Ausgaben. In gleicher Art hat er dann Diodoros vier Mal herausgegeben, zuerst 1826 in 4 Bänden, darauf 1828–31 die Gesammtausgabe in 5 Bänden, 1842 in der Didot’schen Sammlung und zuletzt 1867–68 in neuer Recension mit Anmerkungen bei Teubner, abermals in 5 Bänden. In demselben Verlage hat er 1863–65 Dio Cassius (5 Bände), 1866–68 Polybios in 4 Bänden, 1870–71 die sogenannten kleineren Historiker in 2 Bänden, endlich 1868–75 den Zonaras mit neuem kritischen Apparate und gelehrtem Commentar in 6 Bänden herausgegeben. Pausanias bearbeitete er 1845 für die Didot’sche Sammlung; das Chronicon paschale 1832 und Malalas 1831 für die Bonner Sammlung der Byzantiner. Weniger bedeutend ist die Ausgabe von „Dionis Chrysostomi orationes“ in 2 Bänden 1857. Neben diesen Arbeiten beschäftigte ihn in Gemeinschaft mit seinem Bruder 25 Jahre lang (1831–65) die neue Ausgabe von Stephani Thesaurus linguae graecae, die allein deutscher Fleiß und deutsche Gelehrsamkeit zu einem Abschlusse zu bringen im Stande gewesen sind. Wenn auch Dübner bei allem Technischen in der Herrichtung des Manuscripts für die Druckerei und in der Lesung der Correcturen hülfreiche Hand bot, so lag doch die Hauptarbeit in der Revision des Stephanischen Textes, in der Bereicherung des ungeheuren Sprachmaterials, in der richtigeren Anordnung der Wortbedeutungen von dem zweiten Bande an allein dem Brüderpaare ob. Wie viel Ludwig dazu gethan hat, kann man auf jeder Seite sehen, weil seine Beiträge mit seinem Namen bezeichnet sind. Auch für die in Aussicht genommenen Nachträge hat er bereits ein reiches Material gesammelt, wie dies von einem so gründlichen Kenner griechischer Prosa zu erwarten war.