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Artikel „Dietbold I., Markgraf von Vohburg“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 153–154, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Diepold_III.&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 22:19 Uhr UTC)
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Dietbold I., Markgraf von Vohburg, † 8. April 1146. Als sein Vater darf mit hoher Wahrscheinlichkeit Markgraf Dietbold von Giengen (an [154] der Brenz) betrachtet werden, der 1078 in der Schlacht bei Melrichstadt den Tod fand. Seine Mutter Liutgard war eine Tochter Herzog Bertolds I. von Zähringen. Der Anfall eines bedeutenden Theils der über alle Maßen reichen Besitzungen des baierischen Pfalzgrafen Rapoto († 1099) erhob den Markgrafen zu einem der begütertsten Fürsten Oberdeutschlands. Ueber Schwaben, Baiern, Oesterreich dehnten sich seine Besitzungen, ihre Hauptmasse lag im baierischen Nordgau und Egerlande. Vohburg, Cham und Nabburg erhielt D. aus Rapoto’s Nachlaß wol als heimgefallene Reichslehen; Verwandtschaft mit Rapoto läßt sich nicht nachweisen. Inmitten seiner neuen Besitzungen in der Mark Cham stiftete D. 1118 das Benedictinerkloster Reichenbach am Regen und im nördlichen Theile des Nordgaues 1132 das Cistercienserstift Waldsassen. Die Germanisirung des Egerlandes hat unter ihm die größten Fortschritte gemacht, die Stadt Eger selbst den ersten Aufschwung genommen. D. gehört zu jenen nordgauischen Herren, welche die Erhebung Heinrichs V. gegen seinen Vater ins Werk setzten, welche dann dem Sohne während seiner ganzen Regierung von allen Fürsten des Reiches am nächsten standen. Als Gesandte des Königs versammelten er und Graf Berengar von Sulzbach im März 1105 die sächsischen Großen in Quedlinburg zu Berathungen, deren Ziele sich gegen den alten Kaiser Heinrich IV. richteten. Als es zum offenen Kampfe zwischen Vater und Sohn kam, war D., während seine nordgauischen Lande von den böhmischen Hülfstruppen des Kaisers arg mitgenommen wurden, als eine Hauptstütze des ehrgeizigen Sohnes thätig. In den Tagen Lothars erleichterte Dietbolds Uebertritt auf die Seite des Kaisers dessen Sieg über die Staufer. Um 1127 trat der Markgraf zwar den staufischen Brüdern Friedrich und Konrad näher; doch hatte diese Wendung kurzen Bestand: Dank der Vermittlung des Herzogs Heinrich von Baiern, treffen wir D. schon 1128 wieder auf der kaiserlichen Seite, wahrscheinlich dadurch gewonnen, daß die Welfin Mathilde seinem ältesten Sohn Bertold verlobt ward. Nahezu ein halbes Jahrhundert hat D., der sich „Markgraf von Gottes Gnaden“ nannte, an den politischen Dingen in Deutschland einflußreichen Antheil genommen. Er war dreimal vermählt, zuerst mit einer polnischen Fürstin Adelheid, dann mit Kunigunde von Beichlingen, einer Enkelin Otto’s von Nordheim, der Wittwe Wiprechts II. von Groitsch, endlich mit einer ungarischen Grafentochter. Diesen Verbindungen erwuchsen drei Söhne und vier Töchter, von denen die älteste aus der ersten Ehe, Namens Adela, die Gemahlin Kaiser Friedrichs I. ward; die kinderlose Ehe wurde jedoch schon 1153 gelöst, worauf sich Adela, nicht verschont von schlimmem Verdachte, tief unter ihrem Stande mit einem kaiserlichen Ministerialen, Dietho von Ravensburg, vermählte. Aus der zweiten Ehe Dietbolds stammte Bertold, der dem Vater als Markgraf folgte, aus der dritten Markgraf Dietbold II. Die Herrschaften Vohburg und Cham gelangten 1204 nach dem Tode Bertolds II., vielleicht eines Sohnes Dietbolds II., an dessen Schwager Herzog Ludwig von Baiern und blieben fortan mit dem Herzogthume vereint.

v. Giesebrecht, Beiträge zur Genealogie des baierischen Adels im 11., 12. u. 13. Jahrhdt. S. B. d. k. b. Ak. d. Wiss. Jahrg. 1870, I, 4. Hier sind die Ansichten von Pfeffel (Die Markgrafen auf dem Nordgau, Abhdlgen. d. churfürstl. b. Ak. d. W. 1764, II), Moritz (Geschichte der Grafen v. Sulzbach, Abhdlgen. d. hist. Cl. d. k. b. Ak. d. W. 1833, Bd. I, Th. 2) u. a. auf Grund neugewonnenen Materials berichtigt.